Nach dem Ergebnis des Zensus 2011 leben in Blumberg weniger Menschen als gedacht. Foto: Montage/Fotos: Kammerer/Büttner/Limberger-Andris

Verwaltung diskutiert, ob man sich kommunaler Protestwelle anschließen soll. Entscheidung steht noch aus.

Blumberg - Möglicherweise wird die Stadt Blumberg nun doch dem Ergebnis des Zensus 2011 widersprechen. Hauptamtsleiterin Nicole Zendler bestätigte auf Anfrage, dass man intern hierüber diskutiere.

Nach Bekanntwerden des Ergebnisses Ende Mai, Blumberg wurde durch das Zensusergebnis von 10 090 Einwohner auf 9973 gestutzt, hatte die Stadtverwaltung das Ergebnis zunächst hingenommen. Es sei zwar bereits damals erörtert worden, ob man städtischerseits ein Veto einlegen sollte, jedoch sei man in der Verwaltung übereingekommen, dass die 117 Einwohner (minus 1,2 Prozent) weniger, die der Zensus erbracht hatte, nicht die Welt seien, fasste Hauptamtsleiterin Nicole Zendler zusammen.

Mittlerweile haben an die 365 Baden-Württembergische Gemeinden allerdings angekündigt, ein Veto gegen den Zensus einzulegen. Dies sei nun auch für Blumberg Anlass, die Entscheidung vom Mai zu überdenken, äußerte sich Nicole Zendler. Nicht auszuschließen sei, dass sich die Stadt dem Protest anschließen werde, entschieden sei bislang jedoch noch nichts, betonte die Hauptamtsleiterin. Die Verwaltung werde nochmals analysieren, was der Stadt verloren ginge, wenn das Ergebnis hingenommen würde.

Bis zur Veröffentlichung des Zensus im vergangenen Mai wähnte sich Blumberg über der 10 000-Einwohnermarke. Dann kam die Ernüchterung: bereits 2011 soll die Stadt nur noch 9973 Einwohner gehabt haben.

Stadtkämmerer Marlon Jost hatte bereits im Juli 2009 im Gespräch mit unserer Zeitung betont, dass Aussagen über Auswirkungen eines Bevölkerungsrückgangs nur schwer vorhersehbar seien. Negative Entwicklungen auf den kommunalen Haushalt stünden positiven Effekten gegenüber. Ein Rückgang der Bevölkerungszahl sei mit finanziellen Einbußen verknüpft, so Marlon Jost damals. Allein schon wegen eines geringeren Finanzausgleichs aufgrund sinkender Einkommenssteueranteile ebenso wie wegen sinkender Schlüsselzuweisungen, die sich an der Bevölkerungszahl orientieren (2009 waren es 977 Euro je Einwohner). Blumberg werde wohl bei sinkender Bevölkerungszahl aus diesen Finanztöpfen unterm Strich weniger Geld für die gleichen zu erbringenden Infrastrukturleistungen erhalten, prognostizierte Marlon Jost.

Mögliche höhere finanzielle Lasten für die Bevölkerung sah der Stadtkämmerer bereits 2009 bei den Wasser-/Abwassergebühren (weniger Verbrauch bei gleichen oder steigenden Kosten), bei den Friedhofsgebühren (Pflichteinrichtung der Kommune) und beim Freibad. Steigende Kosten bedingten steigende Gebühren beziehungsweise Eintrittsgelder.

Mögliche geringere Einnahmen schlagen jedoch nicht unbedingt voll auf den Haushalt durch. Etwa, wenn sich der Personalbedarf durch eventuell weniger Kindergartengruppen verringere oder Ausgaben für Bauland-Erschließungskosten geringer ausfallen.

Die Eichbergstadt Blumberg weist seit Jahrzehnten einen Bevölkerungsrückgang auf – seit den 70er Jahren meist im zweistelligen Bereich und in der Regel mehr als 50 Personen jährlich. In manchen Jahren waren es deutlich über 100 Personen. Es gab allerdings eine Zeit Anfang der 90er Jahre, in der bis zu 165 Menschen im Jahr zuzogen.

Ergebnisse (Teilauswahl) des "Zensus 2011" für Blumberg. Ziel war es, die Einwohnerzahlen zu erfassen und Strukturinformationen zu erhalten.

Gesamtbevölkerung: 9973 Einwohner (jeweils rund die Hälfte Männer und Frauen)

Staatsangehörigkeit: 8950 Einwohner Deutsche, 1030 Einwohner Ausländer

Migrationshintergrund: 7910 Einwohner ohne und 2070 Einwohner mit Migrationshintergrund

Religionszugehörigkeit: 4770 römisch-katholisch, 2210 evangelisch und 2990 Sonstige

Erwerbstätige: 2970 mit Arbeitsort am Wohnsitz Blumberg (davon 230 überwiegend zu Hause), 2480 Einpendler und 2220 Auspendler

Wirtschaftszweige: 3060 Arbeitnehmer produzierendes Gewerbe und 2010 Arbeitnehmer Dienstleistungsbereiche (keine Angaben Land-/Forstwirtschaft/Fischerei)

Wohngebäude: 2737 Gebäude mit 4749 Wohnungen. Darunter 2589 reine Wohngebäude mit insgesamt 4492 Wohnungen.

Wohnraumnutzung: 2835 Wohnungen von Eigentümern selbst genutzt, 1577 vermietet sowie 70 Ferien-/Freizeitwohnungen.

Haus-Leerstände: 267