Schwarzwaldhof-Produktionsleiter Thomas Hoch (links) und Schinkenmeister Andreas Senn probieren, ob der Schwarzwälder Schinken schon den Reifegrad erreicht hat. Foto: Schwarzwaldhof

Unternehmen muss sich während Corona-Pandemie täglich neu beweisen. Viele Herausforderungen.

Blumberg - Es ist eine herausfordernde Zeit für die produzierende Fleischbranche. In dieser ist auch der Schwarzwaldhof in Blumberg tätig, eine selbstständige Tochter von Edeka Südwest. Wir sprachen mit Geschäftsbereichsleiter Andreas Göhring.

 

Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog

Herr Göhring, das Thema Fleisch und Schlachthöfe sind zurzeit oft im Gespräch. Der Schwarzwaldhof schlachtet nicht selbst, woher beziehen Sie Ihren Rohstoff Fleisch?

Bis in die 1970er Jahre wurde hier in Blumberg auch geschlachtet, später nur noch zerlegt. Seit 2011 bekommen wir die Teilstücke für unsere Produktion fertig zerlegt und zugeschnitten von unserem Schwesterbetrieb Edeka Südwest Fleisch aus Rheinstetten bei Karlsruhe geliefert. Das ist unser größter Lieferant.

Wie viele Tonnen Fleisch verarbeitet der Schwarzwaldhof im Jahr und woher beziehen sie Ihren Rohstoff?

Wenn ich das Jahr 2019 als Maßstab nehme, dann waren es fast 15 000 Tonnen Fleisch, die wir bezogen haben. Wie schon gesagt, überwiegend vom Betrieb in Rheinstetten. Die Kollegen dort arbeiten mit über 200 Vertragslandwirten aus Baden-Württemberg zusammen. Von diesen Erzeugern bekommen wir unsere Rohstoffe. Die Tiere werden in Ulm, Crailsheim und Schwäbisch Hall geschlachtet. Generell verarbeiten wir nur Fleisch aus Deutschland, überwiegend aus Süddeutschland. Saisonale Spitzen werden mit Lieferanten aus anderen Bundesländern abgedeckt.

Was ist Ihnen bei Ihren Lieferanten wichtig und wie kontrollieren Sie die Qualität?

Qualität ist ein vielschichtiges Thema. Zum einen muss der angelieferte Rohstoff natürlich unseren Spezifikationen entsprechen, wobei auch die Eingangstemperatur ein wichtiger Parameter ist. Wenn diese zu hoch sein sollte, wird die Annahme ohne Wenn und Aber verweigert. Neben den Wareneingangskontrollen werden regelmäßig mikrobiologische Untersuchungen durch externe Labore durchgeführt.

Welche Vorgaben muss der Schwarzwaldhof erfüllen?

Qualität bedeutet natürlich noch mehr. Wir produzieren für verschiedene Marken-, Bio- und Regionalprogramme der Edeka Südwest. Dazu gibt es zusätzlich entsprechende Vorgaben, die eingehalten werden müssen. Eine gute Entwicklung hat die Marke "Hofglück". Hier setzt sich Edeka für tiergerechtere Haltungsbedingungen ein. Die Tiere werden nach den Vorgaben der Premiumstufe des Deutschen Tierschutzbundes aufgezogen und mit gentechnikfreien Futtermitteln gefüttert.

Wie viele Ihrer rund 300 Beschäftigten sind Leiharbeiter?

Aktuell sind bei uns 310 Mitarbeiter beschäftigt, davon rund zehn Prozent über einen Personaldienstleister. Oftmals geht es hierbei um die Flexibilisierung von Kosten. Anders bei uns. Für uns ist es vielmehr ein gutes Instrument, um Mitarbeiter zu rekrutieren. Wenn sich die Kollegen bewähren, dann werden sie auch schnell übernommen. Alleine in den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben bei uns so schon 15 Mitarbeiter in ein unbefristetes Anstellungsverhältnis gewechselt. Deshalb machen wir bei uns auch keine Unterschiede. Hier bekommt jeder die gleiche Wertschätzung und Fürsorge. Wir kennen jeden Mitarbeiter, auch die des Personaldienstleisters. Gibt es einen neuen Kollegen, bekommt er seine Arbeitskleidung mit Namensschild. So lernt man sich schnell kennen. Wir wollen auch, dass sich die über den Personaldienstleister Beschäftigten, die häufig aus anderen Ländern kommen, bei uns wohlfühlen und unterstützen sie dabei, sich schnell und gut in unserer Gesellschaft zu integrieren. Dazu bieten wir hausintern Sprachkurse an. Wenn auch die Partnerin oder der Partner hier sind und Arbeit suchen, versuchen wir, beiden einen Arbeitsplatz zu bieten. Es freut mich zu sehen, wenn Familien so hier ansässig werden und die Kinder hier zur Schule gehen. Das sehen wir auch als gesellschaftlichen Auftrag, das verstehen wir unter Integration.

Arbeiten Sie auch mit Werkverträgen?

Nein, das haben wir als Instrument bei uns im Haus immer abgelehnt. Wir gehen eben einen anderen Weg und setzen mehr auf langfristige Beziehungen, wie ich es eben auch beschrieben habe.

Der Schwarzwaldhof ist ein Produktionsbetrieb, die Leute arbeiten im Werk. Was tun Sie in Corona-Zeiten für die Sicherheit Ihrer Beschäftigten?

Die Anforderungen an einen Lebensmittelbetrieb sind ja per se schon sehr anspruchsvoll. Seit der Ausbreitung des Coronavirus haben wir zusätzlich entsprechende Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt. Grundlage sind bei uns Arbeitsschutzstandards des Bundesarbeitsministeriums. Dazu gehören etwa die Reinigung und Desinfektion von Arbeits- und Gemeinschaftsbereichen und regelmäßige Unterweisungen. Zudem arbeiten wir mit Mund-Nasen-Bedeckung und es wird mehrmals pro Woche bei allen Mitarbeitern die Temperatur gemessen. Es betrifft auch die Kantine. Wir hatten hier immer ein Buffet, nun werden die Mitarbeiter bedient. Wir haben auch die Pausenzeiten gestreckt, damit wir auch in der Kantine die nötigen Abstände einhalten können. Bei allem stehen wir in engem Kontakt zum Gesundheitsamt. Vorige Woche haben wir ohne konkreten Anlass stichprobenartig 30 Mitarbeiter auf das Virus getestet. Alle Testergebnisse waren negativ.

Wie hat sich bei Ihnen persönlich der Arbeitsalltag geändert seit Corona?

Wir stehen täglich vor neuen Herausforderungen. Wir haben bei uns ein Präventionsteam eingerichtet, das sich regelmäßig abstimmt. Alle haben einen guten Job gemacht die letzten Monate. Auch die Mitarbeiter in den Abteilungen haben Verständnis und unterstützen die zusätzlichen Maßnahmen. Letztlich braucht es immer den Menschen mit seinen Emotionen, dass alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen. Dieses Verständnis ist fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Nach dem Motto "Alles Schlechte hat auch etwas Gutes" bringt die Corona-Zeit auch etwas Entschleunigendes mit sich. Im Betrieb fanden viele externe Besprechungen, Tagungs- und Messebesuche nicht statt. Da hoffe ich, dass man in Zukunft die richtige Balance findet, was als Präsenztermin und was digital abgehalten wird. Privat habe ich gemerkt, welchem Freizeitstress man sich dauernd unterwirft. So habe ich auch wieder etwas mehr Zeit mit der Familie verbracht. Wir sind alle froh, in so einer tollen Gegend zu leben, wo wir Natur genießen können.