Gelbe Fässer für Atommüll stehen in rund 500 Metern Tiefe zum Beispiel im Endlager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll in Morsleben. Foto: Wolf

Standortsuche wird konkreter. Zu Informationsabenden bietet Kreis kostenlosen Bustransfer.

Blumberg/Benken - Die Suche nach einem Standort für ein Atommülllager in der Schweiz konkretisiere sich mittlerweile auf drei Standorte, heißt es in einer Mitteilung des Schwarzwald-Baar-Kreises.

Im Fokus stehen das Züricher Weinland mit Benken, wenige Kilometer südlich von Schaffhausen (offiziell: "Zürich Nordost"), die Region um Glattfelden/Weiach auf dem gegenüberliegenden Rheinufer von Hohentengen im Landkreis Walshut-Tiengen (offiziell: "Nördlich Lägern") und das Gebiet um Brugg, zehn Kilometer Aare aufwärts von Waldshut-Tiengen entfernt (offiziell: "Jura Ost").

Alle möglichen Standortregionen für die Endlagerung hoch- sowie mittel- und schwachaktiver Abfälle sollen damit unmittelbar an oder nur wenige Kilometer weg von der deutschen Grenze liegen. Der dem Schwarzwald-Baar-Kreis am nächsten liegende Standort "Zürich Nordost" (Benken) sei nicht einmal 20 Kilometer von der Kreisgrenze bei Blumberg entfernt.

Benken 20 Kilometer von Blumberg entfernt

Das seien die sich abzeichnenden Ergebnisse der zweiten Etappe des seit rund zehn Jahren laufenden Standortsuchverfahrens in der Schweiz. In einem ersten Schritt habe die für die Endlagerung verantwortliche "Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle – Nagra" im Jahr 2011 aufgrund der Geologie in der gesamten Schweiz sechs potenzielle Standortgebiete identifiziert, teilt der Schwarzwald-Baar-Kreis mit.

Seit dem Jahr 2012 laufe die Etappe zwei des Suchverfahrens mit dem Ziel, aus den sechs möglichen Regionen bis Ende 2018 mindestens zwei für jede Abfallfraktion (hochradioaktiv sowie mittel- und schwachradioaktiv) zu identifizieren.

Diese drei Regionen würden dann ab dem Jahr 2019 bis voraussichtlich 2030 in der Etappe drei weiter untersucht. In Betrieb gehen soll das Endlager 2050/60, der Parlamentsentscheid unterliegt dann aber einem möglichen Volksentscheid.

Zum bisherigen Verfahren stellt der Erste Landesbeamte des Schwarzwald-Baar-Kreises, Joachim Gwinner, der sich seit 20 Jahren mit diesem Thema beschäftigt, kritisch fest: "Zwar hat die Schweizer Seite versucht, uns deutsche Landkreis- und Gemeindevertreter mehr in den Suchprozess einzubinden. Etwa dadurch, dass wir wenigstens mit beratender Stimme im politischen Begleitgremium, dem Ausschuss der Kantone, vertreten sind. Und auch Sitz und Stimme in den jeweiligen Regionalkonferenzen haben. Wir deutschen Vertreter spüren bei all diesen Bemühungen aber immer wieder, dass man uns Deutsche sehr kritisch beäugt. Das zeigt sich etwa in der Frage der von einem möglichen Endlager betroffenen deutschen Gemeinden.

Da will die Schweiz den Kreis derjenigen, die mitreden und möglicherweise auch Entschädigungen für ihre Betroffenheit erhalten können, bewusst klein halten und den übergroßen Einfluss der Schweizer Seite, insbesondere ihrer Gemeinden, sichern." Gwinner hat eine klare Forderung: "Wenn man uns schon das Endlager an die Grenze setzt, wofür es unter geologischen und unter Sicherheitsaspekten durchaus gute Argumente gibt, sollte doch der Grundsatz der Parität wenigstens einigermaßen gewahrt werden." Schließlich hätten eventuelle negative Auswirkungen eines nahe der Grenze stehenden Endlagers die Bewohner auf beiden Seiten der Grenze zu tragen.

Bis zum 9. März 2018 können alle Bürger wie auch Gemeinden und Landkreise aus Deutschland dazu elektronisch oder schriftlich gegenüber dem Schweizer Bundesamt Stellung nehmen.

Drei Landkreise nehmen Stellung

Der Schwarzwald-Baar-Kreis werde dies gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen Waldshut und Konstanz tun. Dem habe der zuständige Ausschuss des Kreistages am 27. November zugestimmt. In Ergänzung zu den aufgelegten Unterlagen finden im Januar zwei Informationsveranstaltungen zum derzeitigen Stand des Schweizer Suchverfahrens statt: Das Schweizer Bundesamt für Energie bietet am Dienstag, 9. Januar, um 19 Uhr eine Veranstaltung in der Mehrzweckhalle Hohentengen, Hansengelstraße 2, Hohentengen am Hochrhein an. Dabei referieren Vertreter der Nagra und der Schweizer Behörden, bevor die deutsche Position zum Verfahren dargelegt wird. Im Anschluss daran besteht die Gelegenheit zur Diskussion. Der Schwarzwald-Baar-Kreis wird dabei durch Landrat Sven Hinterseh vertreten sein. Eine weitere Informationsveranstaltung organisiert vom Deutschen Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit in Berlin, wird am Dienstag, 30. Januar, um 18.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Schwarzenbergstraße 2, Waldhut-Tiengen, Stadtteil Tiengen, stattfinden.