Sie ziehen eine erfreuliche Bilanz (von links): Realschulrektor Egon Bäurer, Schulsozialarbeiterin Marina Braunagel, ihre Kollegin Heike Schempp und Markus Schreiber vom Caritasverband für den Schwarzwald-Baar-Kreis, Vorstandsmitglied für Finanzen, Wirtschaft und Verwaltung. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Realschule: Konflikte, Streitereien und Mobbing gezielt angehen / Auch Gruppenarbeit ist nun möglich

Im Rektorat der Realschule Blumberg ziehen Rektor Egon Bäurer, Schulsozialarbeiterin Marina Braunagel, ihre Kollegin Heike Schempp, beim Caritasverband Teamleiterin für Schulsozialarbeit, und Markus Schreiber, Caritas- Vorstandsmitglied für Finanzen, Wirtschaft und Verwaltung für den Schwarzwald-Baar-Kreis eine erfreuliche Bilanz.

Blumberg (blu). Es geht um die Vorstellung der neuen Schulsozialarbeiterin Marina Braunagel.

Markus Schreiber war es wichtig, sich selbst ein Bild von der Situation an Blumbergs größter Schule zu machen. Zugleich machte er deutlich, dass die Schulsozialarbeit beim Caritasverband innerhalb der Jugendhilfe einen hohen Stellenwert hat. Der Caritasverband stellt alle drei Schulsozialarbeiterinnen in Blumberg, die Kooperation mit der Stadt funktioniere bestens, bilanziert er.

Schulsozialarbeit an der Realschule? Bis vor wenigen Jahren hätte wohl kaum jemand daran gedacht. Doch durch die grundlegenden Änderungen der Bildungslandschaft, insbesondere durch den im Jahr 2012 erfolgten Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung hat sich das Klientel an der Realschule gewandelt.

Die Eltern würden ihre Kinder oft entgegen der Empfehlung der Grundschule auf die Realschule schicken, sagt der Rektor, was sich entsprechend auf den Unterrichtsablauf und die Abläufe an der Schule auswirke, weil diese Schüler in der Regel nicht so leistungsstark seien und dem Leistungsniveau in der fünften und sechsten Klasse nicht folgen   könnten.                            Die Schulsozialarbeit in Blumberg begann 2001 mit Birgit Hilpert an der Scheffelschule, der damaligen Hauptschule mit Werkrealschule. 2004 folgte Heike Schempp, die beim Caritasverband im Schwarzwald-Baar-Kreis zugleich Teamleiterin für den Bereich Schulsozialarbeit ist.

Zweite Schulsozialarbeiterin wurde im Herbst 2016 Luisa Tersigni an der Grundschule: Sie leitet dort zugleich die Betreuung der ab dem Schuljahr 2016/17 eingeführten Ganztagsschule. Dritte Schulsozialarbeiterin ist seit Februar Marina Braunagel an der Realschule.

Der Caritasverband im Schwarzwald-Baar-Kreis bietet seit 1999 Schulsozialarbeit an, sagt Heike Schempp. Insgesamt 22 Frauen und vier Männer sind an 28 Schulen tätig.   Für eine 100-Prozent-Stelle bezahlt das Land über den Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) 16 400 Euro im Jahr, den Großteil übernimmt die Stadt Blumberg, Voraussetzung dafür ist jeweils ein Gemeinderatsbeschluss.

Seit 15. Februar leistet Marina Braunagel an der Realschule Schulsozialarbeit. In den bisher zwölf Wochen hat sie erste Einblicke in die Situation der Bildungseinrichtung erhalten und konnte sich zurecht finden.

Wie sieht ihre Arbeit der Schule aus? Die Schüler kommen entweder aus eigenem Antrieb, oder die Lehrkräfte raten ihn, zur Schulsozialarbeiterin zu gehen. Hauptsächlich kümmert sie sich um die Altersgruppe der Fünft- bis Siebtklässler, inzwischen kommen aber auch schon ältere Schüler zu ihr.

Schweigepflicht wird groß geschrieben

Eines betont Caritas-Teamleiterin und Schulsozialarbeiterin Heike Schempp während des Gesprächs: Den Schülern werde es in Blumberg ermöglicht, dass sie nach Absprache mit den Lehrkräften auch während des Unterrichts zu einer Beratung der Schulsozialarbeiterin gehen könnten. Dies sei ein Vorteil, zum Beispiel für Fahrschüler, so Schempp, diese Möglichkeit werde den Schülern aber nicht an allen Schulen mit Schulsozialarbeit gewährt.

Die Schulsozialarbeiter haben grundsätzlich Schweigepflicht. Dies sei auch Voraussetzung, dass die Jugendlichen sich überhaupt anvertrauten. Mit den Eltern könnten sie in der Regel erst sprechen, wenn die Schüler ihr Einverständnis erteilen.

Als Handlungsfelder nennt Marina Braunagel, Probleme, Konflikte und Streitereien in der Schule, der Rektor nennt auch Mobbing, dazu kommen belastende Situationen in der Familie oder Lernschwierigkeiten, wo auch die die Eltern Hinweise und Unterstützung erhalten können, zum Beispiel auch, dass die Schulsozialarbeiterin eine Ganztagsbetreuung vorschlägt.

Den Schülern sowie den Eltern bietet die Schulsozialarbeiterin Hilfe in fünf Bereichen an. In der Einzelfallhilfe berät sie bei individuellen Problemlagen und sucht das Gespräch mit den betroffenen Schülern, Eltern und Lehrkräften.

Bei der sozialpädagogischen Gruppenarbeit geht Marina Braunagel in die Klassen und arbeitet in Gruppen. Die Prävention erfolgt auch in Zusammenarbeit mit der Polizei, unlängst habe eine Polizeibeamtin über Cyber Mobbing referiert.

Bei der Netzwerkarbeit tauschen sich die Schulsozialarbeiterinnen untereinander aus, aber auch mit Beratungsstellen, Jugendämtern und der mobilen Jugendarbeit (Streetworker). Hinzu kommt der Ganztagsbereich mit Betreuung am Nachmitag.

■Marina Braunagel (31) stammt aus Gaggenau im Landkreis Rastatt. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Erzieherin und arbeitete vier Jahre in diesem Beruf. In Stuttgart studierte sie Soziale Arbeit mit dem Bachelor-Abschluss. Bevor sie nach Blumberg kam, war sie in Stuttgart im Projekt Run away für die Betreuung junger Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren tätig. Dabei sei es unter anderem darum gegangen, deren Persönlichkeit zu stabilisieren, Bewerbungen zu schreiben oder den Arbeitgeber zu kontaktieren, schildert Marina Braunagel. Aus privaten Gründen folgte ein Umzug nach Konstanz , dort suchte sie eine neue berufliche Herausforderung. Diese fand sie beim Caritasverband Schwarzwald-Baar-Kreis, der eine Stelle für die Realschule Blumberg ausgeschrieben und sie sehr angesprochen hatte. Bei ihrem Bewerbungsgespräch mit Heike Schempp, Teamleiterin Schulsozialarbeit im Caritasverband sowie Vorstandsmitglied Markus Schreiber habe sie sich von Anfang an wohlgefühlt, sagt sie. Markus Schreiber betonte, für sie sei Frau Braunagel mit ihrer breiten beruflichen Erfahrung interessant gewesen. Namentlich durch das Betreuungsprojekt in Stuttgart.

Blumberg. Die Realschule hat nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung sowie mit der Vorgabe der Landesregierung, den Hauptschulabschluss anzubieten, eine neue Zielgruppe, denn Kinder mit Werkrealschulempfehlung können somit auf die Realschule. Von den 89 Fünftklässlern im laufenden Schuljahr haben zwölf eine Werkrealschulempfehlung, die fachlich sehr zu kämpfen hätten, schildert Rektor Egon Bäurer. Hinzu kämen 33 Schüler mit einer Gymnasialempfehlung.

In der fünften und sechsten Klasse werde an der Realschule im mittleren Niveau (M-Niveau) entsprechend dem angestrebten Abschluss der Mittleren Reife unterrichtet.

Ab der siebten Klasse erfolgt eine Differenzierung zwischen G-Niveau (Grundniveau) und M-Niveau. Dieses Schuljahr werden sieben Schüler mit G-Niveau in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch als eigene Klasse mit jeweils vier Stunden in der Woche unterrichtet, das mache zwölf Wochenstunden, die organisiert und unterrichtet werden müssen.

Froh ist der Rektor über die Werkrealschule, mit deren Schulleitung er enge Kontakte pflegt. "Für uns ist es eine Qualitätssteigerung", sagt er. Die Realschule ist mit derzeit rund 500 Schülerinnen und Schülern die größte Bildungseinrichtung der Stadt Blumberg. Davon kommt rund ein Drittel von auswärts.