Entscheidung fällt fast einstimmig
Der räumlichen Konzentration der Blumberger Schulen auf einem gemeinsamen Campus folgt jetzt auch eine enge organisatorische Verzahnung, von der sich Gemeinderat und Stadtverwaltung Synergieeffekte versprechen.
Blumberg (hon). Die Realschule und die Werkrealschule werden ab dem 1. August dieses Jahres einen Schulverbund eingehen. Am Tag zuvor wird deshalb der Verbund von Werkrealschule und Grundschule Eichberg aufgelöst.
Alle Gemeinderäte und Bürgermeister Markus Keller sprachen sich für diese Schritte aus. Nur Einzelkämpfer Hermann Zorbach wollte die Selbstständigkeit beider Schulen – so wie Elternvertreterin Petra Wölfle – beibehalten sehen.
Wo die Konfliktlinie verläuft, stand bereits vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung fest: Die Schulleiterrunde um Sven Dorn (Realschule), Laila Siebel (Grund- und Werkrealschule Eichberg) und Timo Link (Weiherdammschule) wollte an der Eigenständigkeit von Real- und Werkrealschule nicht gerüttelt sehen – so wie die Elternbeiratsvorsitzende Petra Wölfle. Denn nur so sei die höchste Unterrichtsqualität gewährleistet. Gleichzeitig war bekannt, dass sich der Gemeinderat mehrheitlich mit dem Gedanken anfreunden kann, beide Schularten unter einem organisatorischen Dach zu vereinen.
Grundsätzlich nicht gegen einen Verbund
Doch wie positioniert sich die bei der Sitzung anwesende Schulamtsdirektorin Sabine Rösner? Die ließ sich ebenso routiniert wie geschickt von keiner Seite vereinnahmen und machte dennoch zwischen den Zeilen klar, grundsätzlich nichts gegen einen Verbund verschiedener Schularten zu haben. Sie sprach zwei entscheidende Sätze: "Es kommt nicht darauf an, was auf dem Türschild steht, entscheidend ist, was hinter der Tür geschieht." Und: "Lehrkräfte gehen gerne in die Schule, wenn die Atmosphäre stimmt." Sprich: Der Lernerfolg von Kindern hängt nicht von der Organisationsform einer Schule ab.
Dass es beim Zusammenlegen von zwei Lehrerkollegien durchaus einmal knarzen könne, das verschwieg Rösner nicht. Doch dafür gebe es speziell geschulte Fachberater, die den Prozess des Zusammenwachsens begleiteten. Auf die Frage, wie Eltern in anderen Kommunen Schulverbünde bewerten, fiel Rösners Antwort erneut sehr diplomatisch aus: "Da gibt es alle Wahrnehmungen." Fest stehe aber, dass der Wechsel von einer Schulart zu einer anderen in einem Schulverbund leichter falle. Und zwar in beiden Richtungen. Außerdem hob sie hervor, dass die Versorgung mit Lehrern durchs Land nicht mit der Schulform zusammenhänge, sondern mit der Anzahl der Klassen. Ein Schulverbund werde obendrein vom Land mit einer zweiten Konrektorenstelle ausgestattet. Es sei jetzt für Blumberg wichtig, eine schnelle Entscheidung zu treffen, egal wie diese auch ausfalle. Pertra Wölfle erneuerte bei der Gemeinderatssitzung ihre bereits in dieser Zeitung geäußerte Kritik, zu spät von der geplanten Fusion beider Schulen informiert worden zu sein. So habe sie sich gezwungen gesehen, das Meinungsbild der Eltern in ganz kurzer Zeit einholen zu müssen. Doch das sei eindeutig: Knapp 80 Prozent der Befragten hätten sich gegen den Schulverbund ausgesprochen. Denn: Erfolgreiches Lernen könne nur funktionieren, wenn Schüler ein ähnliches Leistungsniveau hätten. Manche Eltern befürchteten, dass Realschüler und Werkrealschüler in Nebenfächern gemeinsam unterrichtet werden könnten. Man solle den guten Ruf der Realschule Blumberg nicht unnötig aufs Spiel setzen, von weiterführenden Schulen sei immer wieder zu hören, wie gut Schüler der Blumberger Realschule dort zurecht kämen.
Gleichzeitig hätten die Eltern von Werkrealschülern die Sorge geäußert, dass ihr Nachwuchs in einem Schulverbund überfordert sein könnte. Zu befürchten sei auch, dass Lehrer sich bei einem Schulverbund versetzen lassen könnten, weil sie nicht mehr nur an der Schule unterrichten, für die sie sich beworben hatten.
Bürgermeister Markus Keller positionierte sich für den Schulverbund, denn ohne diesen könne in seinen Augen die Werkrealschule auf Dauer nicht bestehen. Ein Schulverbund aus Real- und Werkrealschule sei auch nicht "die Einführung einer Gemeinschaftsschule durch die Hintertür" wie es einige Eltern wohl befürchten. Gemeinderat Detlef Dillmann (FDP) zweifelte die Repräsentativität von Wölfles Umfrage an, und auch Dieter Selig (CDU) sowie Hannes Jettkandt (Freie Liste) sprachen sich für einen Schulverbund aus.
Die Schwachen nicht vergessen
Einen äußert emotionalen und am Ende mit Applaus belohnten Redebeitrag steuerte CDU-Rat und Lehrer Matthias Fischer zur Diskussion bei. Da war von Bildungsgerechtigkeit die Rede und davon, dass man die Schwachen nicht vergessen dürfe. Es gelte jetzt, gemeinsam Klischees und Vorurteile abzubauen. Mit dem Bergarbeiter-Gruß "Glück auf, gebt dem Schulverbund eine Chance" endete seine bemerkenswerte Stellungnahme.