Die Schere klappert wieder, der Föhn rauscht und die neue Frisur gedeiht: Im Salon Haargenau in Riedöschingen frisiert Inhaberin Jutta Keller eine Kundin. Fotos: Hahn Foto: Schwarzwälder Bote

Corona-Krise: Mehrarbeit bei Friseurgeschäften wegen angestauter Termine / Verständnis für Preiserhöhung

Die Scheren klappern wieder und die Frisur sitzt: Corona-Mähnen mit zu langen Haaren, platter Dauerwelle oder rausgewachsenem Haaransatz gehören zum Glück der Vergangenheit an: Doch vom Normalzustand sind auch die Friseure in Blumberg seit der Wiedereröffnung am 4. Mai nach dem Lockdown weit entfernt.

Blumberg. Auch der Friseurbesuch ist für den Kunden nicht mehr wie gewohnt. Eine Tasse Kaffee trinken und dabei in Ruhe in einer Zeitschrift schmökern, während man die Haare trocknen lässt, ist aktuell nicht möglich. Eine Umfrage in mehreren Friseursalons von Blumberg und den Ortsteilen gibt einen Einblick in die aktuelle Situation.

Im Friseursalon "Style Event F. Taubenmann" in Blumberg ist der erste große Ansturm nach der Zwangsschließung vorbei, doch die Terminbücher seien immer noch sehr voll, auch wenn sich die Lage so langsam wieder normalisiere, wie Franziska Taubenmann erklärt. Gemäß der Corona-Verordnung dürften wegen der Mindestabstände nur noch weniger Kunden im Laden bedient werden, die Mitarbeiter haben Arbeitskleidung erhalten, die Kleidung muss im Salon gewaschen werden und es dürfen keine Trockenhaarschnitte mehr ausgeführt werden, sondern die Haare müssen immer gewaschen werden.

Der Salon gibt diesen deutlichen Mehraufwand durch eine pauschale prozentuale Preiserhöhung an die Kunden weiter. Dies diene lediglich dazu, den Mehraufwand zu decken und nicht den Umsatzverlust während der Schließung auszugleichen.

Auch der Friseursalon "Crehaartiv" erlebte die ersten vier Wochen eine Welle an Kundenterminen, doch inzwischen sei es wieder ruhiger, so Inhaberin Birgül Günartan. "Wir verlangen die gleichen Preise wie vorher auch." Natürlich gebe es einen Mehraufwand für Desinfektionsmittel und andere Anschaffungen, doch diesen wolle man nicht auf die Kunden umschlagen, sondern diese lieber als zufriedene Kundschaft behalten.

"Bei uns ist immer noch gut was los, doch es ist nicht mehr so stressig wie kurz nach der Wiedereröffnung und so langsam stellt sich wieder ein normaler Alltag ein", erklärt Brigitte Stockbauer, Betreiberin des Salons Stockbauer. Die Handwerkskammer habe es den Friseursalons freigestellt, ob, und in welcher Höhe die so genannte Corona-Pauschale zum Decken des Mehraufwands angesetzt werde. "Ich versuche, einen Mittelweg zu finden und habe keine Preise erhöht, da aktuell sowieso so viele Menschen in Kurzarbeit sind und bereits genügend finanzielle Einschränkungen hinnehmen müssen."

Im Frisuren-Shop Andrea Kindler läuft inzwischen wieder alles normal. Der große anfängliche Andrang habe sich gelegt, doch die ersten vier Wochen haben die Mitarbeiter an sechs statt an fünf Tagen gearbeitet, um dem Ansturm Herr zu werden. Der Schichtbetrieb zum Schutz der Beschäftigten wird nach wie vor aufrecht erhalten, und zur Deckung der Mehrkosten wird auch eine Corona-Pauschale erhoben. Die Kunden hätten hierfür jedoch Verständnis, und so habe sich noch keiner über die höheren Preise beschwert.

Ein vergleichbares Bild zeigt sich auch in den Salons außerhalb der Kernstadt.

Die Haarmanufaktur Corinna Schenk in Zollhaus hat mit angepassten Öffnungszeiten wie einem zusätzlichen Arbeitstag sowie längeren Öffnungen pro Tag auf den anfänglichen Ansturm reagiert, um diesen zu meistern. Inzwischen sei davon jedoch das meiste bewältigt, berichtet Corinna Schenk. "Das Friseur-Handwerk ist sowieso ein sehr schlecht bezahltes Handwerk und man kann mit den gültigen Vorgaben viel weniger Kunden bedienen als sonst. Daher haben auch wir eine Corona-Pauschale eingeführt." Die Kunden beschwerten sich jedoch nicht, sondern machten prima mit, warteten vor dem Salon und wüssten wieder mehr zu schätzen, wie wichtig der Friseur eigentlich sei, so die Inhaberin.

In Riedöschingen hat der Salon Friseur Haargenau ebenfalls länger gearbeitet, um den Stau der aufgeschobenen Termine während der Schließphase abzuarbeiten. "Alle Mitarbeiterinnen waren gerne bereit, mehr zu arbeiten und haben Überstunden gemacht", lobt Inhaberin Jutta Keller ihr Team. Inzwischen werde wieder gemäß den regulären Öffnungszeiten frisiert, was gut funktioniere, wobei immer noch viel Betrieb sei. Um die Mehrkosten für die zusätzlichen Aufwendungen zu decken, wurde ebenfalls eine geringfügige Corona-Preiserhöhung vorgenommen.

Gordana Krause vom Salon Haarperle in Riedböhringen hatte in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Schließung ebenfalls einen großen Andrang von morgens bis abends zu verzeichnen. Inzwischen habe sich die Lage allerdings wieder normalisiert. Je nach ausgeführter Leistung wurde eine unterschiedlich hohe Preiserhöhung eingeführt. "Es sind definitiv Unkosten da, weil alles teurer geworden ist und zusätzlicher Aufwand für das häufigere Waschen der Umhänge oder Desinfektionsmittel vorhanden ist."

Auch in "Brittas Friseursalon" in Fützen ist der erste Ansturm inzwischen vorbei, und die Kundenbesuche verteilen sich wieder besser. Eine Preiserhöhung gab es hier bislang nicht. Betreiberin Britta Berrer möchte alles erst einmal in Ruhe bewerten und die ersten Wochen und Monate abrechnen, um zu schauen, ob dies überhaupt nötig sei. Ihrer Meinung nach reißen das Desinfektionsmittel und weiteren Vorgaben kein großes Loch in die Kasse.

Die Corona-Landesverordnung Kosmetik und medizinische Fußpflege des Sozial- und Wirtschaftsministeriums macht genaue Vorgaben, welche Maßnahmen in Friseurbetrieben vorzunehmen sind. Unter anderem sind dies: zwingend notwendige Terminvergabe vorab per Telefon oder elektronisch, Personal und Kunden müssen Mund-Nasen-Schutz tragen, bei Arbeiten im oberen Gesichtsbereich sind mindestens FFP2-Masken erforderlich, das Föhnen der Haare sollte unterbleiben, Haare müssen im Salon gewaschen werden, Textilien mit Kundenkontakt wie Umhänge müssen nach jedem Kunden ausgetauscht werden, Behandlungsstühle sind nach jedem Kunden zu reinigen, das eingesetzte Werkzeug ist nach jedem Kunden zu desinfizieren, zum Schutz der Beschäftigten ist gegebenenfalls ein Schichtbetrieb mit festen Teams einzuführen, ein Mindestabstand von 1,5 Metern ist mit Ausnahme während der Behandlung selbst einzuhalten. Dies bedeutet einen deutlichen Mehraufwand für die Betriebe. Die Handwerkskammer lässt es den Friseuren jedoch frei, eine Corona-Preiserhöhung für die zusätzlichen Hygienevorschriften umzusetzen oder nicht. Im Schnitt rechnet der Verband Deutscher Friseurunternehmen mit einer Erhöhung von ein bis zwei Euro pro Besuch.