Konrektorin Anne Maier und Realschulrektor Sven Dorn stehen vor den rund 1000 neuen Büchern für die Zehntklässler, die nach dem neuen Bildungsplan 2016 ihre Prüfung ablegen werden. Alle Bücher werden digitalisiert, sie erhalten einen Bar-Code. Fotos: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Rektor Sven Dorn schildert die aktuelle Situation / Dieses Jahr ist vieles anders als bisher

In der Realschule weisen blaue Richtungspfeile auf dem Boden die Gehrichtung. Seit Montag bereiten sich rund 45 Schüler aller Klassenstufen bei der Lernbrücke auf das neue Schuljahr vor – Corona bleibt sichtbar.

Blumberg (blu). Schulleiter Sven Dorn sitzt im Rektorat und lächelt, sein Befinden ist gleichwohl anders als vor dem Beginn bisheriger Schuljahre. "Es waren keine klassischen Sommerferien." Ein bisschen erholen konnte er sich schon, aber so ganz entspannt war es nicht, wie er sagt. Er habe die Nachrichten verfolgt, und schon vor den Ferien hätten sie vom Kultusministerium des Landes die Vorgabe erhalten, dass an den Schulen nach den Sommerferien Regelunterricht stattfinden solle.

Entsprechend früh begannen die Vorbereitungen. "Wir waren schon am Ende des vergangenen Schuljahrs am Planen", dann kam vom staatlichen Schulamt der Hinweis, sich nicht zu viel gleich zu Beginn der Sommerferien vorzunehmen. Vor gut einer Wochen startete Dorn mit seinem Team dann die intensive Vorbereitung. Inzwischen stehe die Lehrerverteilung, jetzt gehe es an das Erstellen des Stundenplans. Eine Kollegin sei neu, sie bringe sich seit Montag in das Programm der Lernbrücke ein.

Wie wird der erste Schultag aussehen? Normalerweise beginne dieser mit einem Gottesdienst, der in Corona-Zeiten aber nicht stattfinden dürfe. So starten die Schüler dieses Mal mit Klassenlehrerunterricht und in der fünften und sechsten Stunde nach Stundenplan.

Auf die Frage nach dem Fazit des vergangenen Schuljahres erklärt der Rektor, sie hätten am Ende des Schuljahrs eine Elternbeiratssitzung einberufen. "Der überwiegende Teil der Eltern war sehr zufrieden, wie wir das organisiert haben." Sie hätten Vollgas gegeben, von Null auf 100.

Es gab verbindliche Video-Konferenzen der Lehrer für die Schüler, einige hätten auch kleine Videos gedreht, um ein Thema oder eine Aufgabe zu veranschaulichen.

Auch für die Zeit mit dem Wechsel zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling "haben wir positive Rückmeldungen erhalten." Der Präsenzunterricht war stets von der ersten bis zur sechsten Stunde angesetzt, sodass die Schüler mit den Bussen kommen und wieder nach Hause fahren konnten und die Eltern nicht zusätzlich fahren mussten.

Doch die Gesamtbilanz fällt anders aus als in normalen Schuljahren, wie der Rektor offen berichtet. "Natürlich haben wir nicht alle Schüler gleichermaßen erreicht. Wir haben versucht, den Eltern klarzumachen, dass das Homeschooling für ihre Kinder keine Ferienzeit ist, sondern regulärer Unterricht."

Doch die wochenlange Schulschließung habe dazu geführt, dass der eine oder andere Schüler seinen Tagesrhythmus verändert habe.

Für die Lehrer habe dies eine Zusatzbelastung bedeutet, wenn sie von den Schülern erst abends Anfragen per E-Mail erhalten hätten und sie die letzte Nachricht dann gegen Mitternacht beantwortet hätten. Und wenn um 9 Uhr eine Mathematik-Video-Konferenz anberaumt war, hätten in diesen Fälle eben zwei oder drei Schüler gefehlt.

Seinem Kollegium zollt Rektor Sven Dorn Respekt: "Ich bin beeindruckt und zufrieden, wie das gesamte Kollegium sich engagiert. Sie haben das alles zu 100 Prozent mitgetragen und manche haben weit mehr geleistet als im normalen Schulalltag."

Diese Professionalität hätten Dorn und auch die anderen Kollegen sich in der Corona-Zeit auch vom baden-württembergischen Kultusministerium und der Landesregierung überhaupt gewünscht, wenngleich das nur zwischen den Zeilen durchklingt. Dorn drückt es so aus: "Für uns in den Schulen kamen viele Informationen erst auf den letzten Drücker". Er nennt die am 13. März nachmittags verkündete Schulschließung ab dem 17. März, sowie der ebenfalls relativ kurzfristige Hinweis, dass nach den Osterferien noch kein Regelunterricht stattfinde.

Ungünstig war, so der Rektor, "dass wir in den Schulen öfter zuerst auf der Homepage des Ministeriums lesen konnten, was passiert, bevor wir selbst vom Ministerium eine offizielle E-Mail erhielten."

Was sind die Unbekannten für das neue Schuljahr? Die Antwort: Nach zwei bis drei Wochen Regelunterricht zu schauen. "Wie geht es den Schülern? Wie sind sie drauf? Wie kommen sie damit klar, wenn sie wieder regelmäßig in die Schule kommen?" Erst danach stelle sich die Frage nach dem Leistungsstand. Offen bleibt, was im neuen Schuljahr passiert: Gibt es ein Ansteigen der von der Infektion betroffenen Menschen, drohe eine Schließung.

Die Realschule Blumberg hat 499 Schüler, davon kommen 350 aus Blumberg und den Ortsteilen, 99 aus Hüfingen und den Ortsteilen, 48 aus Geisingen und zwei aus Donaueschingen.

Der Realschulrektor äußerte sich auch auf die Frage nach dem neuen Schulverbund den die Realschule und die Werkrealschule in Blumberg nach dem Willen des Gemeinderats bilden sollen. Was zu regeln ist: Im Moment habe er noch nicht die große Übersicht, was zu regeln sei, sagt Sven Dorn. Er habe aber bereits Kontakt geknüpft zum Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung in Freiburg. Bald nach Beginn des neuen Schuljahrs kämen zwei Fachberaterinnen aus Freiburg nach Blumberg. Sie würden sich mit beiden Schulleitungen, von der Realschule und der Werkrealschule, zusammensetzen. Dabei werde es sicher die Information geben was für den Schulverbund wann und in welcher Reihenfolge zu erfolgen habe.

Der Gemeinderat hatte im Frühjahr beschlossen, den bisherigen Schulverbund der Grund- und Werkrealschule aufzulösen und dafür schon zum 1. August einen neuen Schulverbund von Realschule und Werkrealschule zu bilden. So schnell geht dies nicht. Gegen die Pläne gab es Proteste der Schulleitungen und der Eltern, die einen Qualitätsverlust an der Realschule befürchteten. Die Eltern fühlten sich von der Stadt nicht informiert, die Schulgremien stimmten erst nach dem Gemeinderatsbeschluss ab.

Die Stadt sah dagegen die Chance, dass die Hauptschüler an der Realschule und die Werkrealschüler auf einem Niveau unterrichtet werden könnten.