Ein Tafelladen, ähnlich wie der auf unserem Foto in Donaueschingen, soll es bald auch in Blumberg geben Foto: Alt Foto: Schwarzwälder-Bote

Durchweg positive Reaktionen auf den Vorstoß der FDP-Fraktion / Caritas könnte schon in der Planung sein

Von Achim Stiller

Blumberg. Der Vorstoß des FDP-Fraktionssprechers Michael Walter zur Einrichtung eines Hartz-IV-Cafés mit Tafelladen, hat gute Chancen umgesetzt zu werden.

Michael Walter ist Arzt und kommt daher immer wieder mit bedürftigen Menschen zusammen. Aus zahlreichen Gesprächen entwickelte er den Vorschlag, den er am Dienstagabend mit Fraktionsunterstützung einbrachte. Zuvor hatte er bereits mit Bürgermeister Markus Keller gesprochen, der dem Ansinnen laut Walter aufgeschlossen gegenüber steht.

Der Vorschlag der liberalen Fraktion ist nicht ganz neu. In jüngerer Zeit wurde über die Notwendigkeit der Einrichtung eines Tafelladens an verschiedenen Stellen nachgedacht. Konkreter wurde es im vergangenen Jahr, als die evangelische Pfarrerin Gabriele Remane und Nicole Knöpfle aus dem Vorstand des Blumberger Geschäftsverbundes "Blumberg Offensiv" Nägel mit Köpfen machen wollten. Entsprechend aufgeschlossen steht die Pfarrerin nunmehr dem FDP-Vorstoß gegenüber. Die evangelische Gemeinde würde sicherlich mitmachen, wobei es der Geistlichen am liebsten wäre, wenn alle Beteiligten gleichberechtigt in von der Stadt gestellten Räumlichkeiten miteinander arbeiten könnten.

Gabriele Remane verdeutlicht auch, dass die Umsetzung nicht ganz einfach ist. Es gelte eine Sozialanalyse zu erstellen, die Finanzierung, die Räumlichkeiten und das Helferteam zu besorgen. Insgesamt rechnet sie mit rund einem Jahr Vorlaufzeit. Mit der Eröffnung wäre es aber nicht alleine getan. Das Helferteam müsste auch weiterhin geschult werden, denn der Umgang mit den Hilfsbedürftigen Menschen sei wahrlich nicht einfach. Es sei eine Klientel, die an vielen anderen Stellen bereits abgewiesen wurde. Es wäre schlimm für die Betroffenen und für Blumberg, so Gabriele Remane, wenn ein solches Projekt aufgrund unzureichender Vorbereitung scheitern würde.

Auch der katholische Stadtpfarrer Karl Heinz Brandl steht dem Vorschlag positiv gegenüber. Bedarf bestehe wohl, was sich seiner Ansicht nach auch in der intensiven Annahme der Kleiderkammer und des Möbellagers des DRK zeige. Tafelläden habe er aus seinen früheren Einsatzbereichen stets positiv erlebt. Allerdings bestätigt auch er, dass es eines guten Teams ehrenamtlicher Helfer bedürfe und Anlaufzeit. Wenn das Angebot gut sei, würden die betroffenen Menschen auch die Scheu verlieren und kommen. Im Betrieb könnte sich Karl Heinz Brandl durchaus eine Kooperation mit der bestehenden Tafelladen in Donaueschingen vorstellen.

Er verweist zudem auf die Caritas, für die Hildegard Schumacher eineinhalb Tage in der Woche im Pflegeheim eine Anlaufstelle für hilfsbedürftige Bürger anbietet. Rund 50 Personen sind dort in der direkten Betreuung, jedoch müssen dazu auch Angehörige und Kinder gerechnet werden. Offenbar ist bei der Caritas das Thema Tafelladen in Blumberg konkreter im Gespräch als bislang bekannt. Eine Stellungnahme dazu gab es gestern von Geschäftsführer Michael Stöffelmeier noch nicht.

Der Blumberger DRK-Vorsitzende Albert Schnell hatte bereits von Bestrebungen hinsichtlich eines Tafelladens in der Eichbergstadt gehört. Das Rote Kreuz stehe einem solchen Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber und würde sich einbringen, soweit dies möglich wäre, sagt er. Schnell gibt aus der Erfahrung mit dem Möbellager und der Kleiderkammer aber auch zu bedenken, dass die Hürde zur Annahme dieser Hilfe in einer Kleinstadt wie Blumberg, wo viele sich kennen, sehr hoch sei. Etliche Betroffene, die es eigentlich brauchen, würden sich schämen ein solches Angebot zu nutzen.

Tafelladen. Derzeit gibt es über 860 Tafeln in Deutschland. Alle sind gemeinnützige Organisationen. Bundesweit versorgen sie rund eine Million bedürftige Personen mit Lebensmitteln – ein Viertel davon Kinder und Jugendliche.

Bedürftig sind für die Tafeln alle Menschen, die über wenig Geld im Monat verfügen, zum Beispiel weil sie eine kleine Rente haben, Arbeitslosengeld I oder II oder Grundsicherung beziehen. Damit die Hilfe auch da ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird, lassen sich die Tafeln die Bedürftigkeit ihrer Kunden durch offizielle Dokumente nachweisen.

Michael Walter schwebt ein Tafelladen vor, eventuell mit Hartz-IV-Café, in denen die Betreuung und das Miteinander auch generationsübergreifend laufen sollte. Vor etlichen Jahren hatte Walter, damals noch Mitglied der CDU-Fraktion, im Gemeinderat unter Vorsitz von Bürgermeister Werner Gerber, einen Antrag auf Einrichtung einer Wärmestube für Obdachlose beantragt. Dafür fand er damals aber keine Mehrheit.

Von Achim Stiller

Die Starken helfen den Schwachen. So funktioniert das Solidarprinzip. In Blumberg gibt es mit den DRK-Einrichtungen Kleiderkammer und Möbellager ausgezeichnete Beispiele, wie so etwas ohne große Bürokratie funktioniert. Ein Tafelladen würde das Angebot bestens abrunden. Kundschaft dafür gibt es hier wahrlich genug. Denn nicht nur Hartz IV-Empfänger leben Monat für Monat an der Kante, sondern auch viele ältere Mitbürger mit kargen Renten. Seit über einem Jahr ist das Thema Tafelladen im Gespräch und damit mehr als reif für die Verwirklichung. Dabei sollten vor allem Erfahrung und das vorbehaltlose Miteinander aller interessierten Gruppen im Vordergrund stehen. Dennoch braucht ein solches Projekt immer auch jemanden, der es vorantreibt. Michael Walter hat öffentlich den Anstoß gegeben. Nun sollte jemand den Schwung aufnehmen.