Bei Carsten Stahl leisten die Hemdenknöpfe Schwerstarbeit. Der ausgebildete Kampfsportler und Personenschützer setzt sich deutschlandweit gegen Mobbing ein. Dieses Schuljahr wird er zu einem Präventionstag an der Realschule Blumberg erwartet. Foto: Rose

Präventionstag an der Realschule dank Sponsoren. Frühere Kiez-Größe Carsten Stahl überzeugt mit Authentizität.

Blumberg - Carsten Stahl ist ein Hüne von Mann. Er hat – um den Kabarettisten Rolf Miller zu zitieren – Muskeln an Stellen, wo andere nicht einmal Stellen haben.

Er ist eine ehemalige Kiez-Größe mit krimineller Vergangenheit, seinen Körper zieren überall Tattoos. Carsten Stahl gibt den harten Kerl, seine Sprache ist drastisch. Er hat Gewalt erlebt und auch praktiziert, wie er in Interviews zugegeben hat.

Bekannt aus der RTL2-Serie "Privatdetektive"

Und er gesteht freimütig ein, Drogen genommen zu haben. Er kennt die Höhen und Tiefen des Lebens aus eigener Erfahrung. Seit einiger Zeit tourt der ehemalige Hauptdarsteller der RTL2-Serie "Privatdetektive im Einsatz" als Anti-Aggressions- und Anti-Mobbingtrainer der unkonventionellen Art durch Deutschland, mehr als 12.000 Kinder und Jugendliche haben schon an seinen Seminaren teilgenommen.

Noch dieses Schuljahr wird er an der Realschule Blumberg für einen Präventionstag vorbeischauen. Der Termin steht noch nicht fest, doch soviel kann Rektor Egon Bäurer schon sagen: Der Präventionstag wird anstelle des normalen Unterrichts von 8 bis 13 Uhr in der Eichberg-Sporthalle stattfinden und er richtet sich an alle Schüler. Eine Spende von Metz Connect macht den außergewöhnlichen Auftritt des 115-Kilo-Kolosses in Blumberg erst möglich.

Das Blumberger Unternehmen unterhält seit 2011 eine Bildungspartnerschaft mit der Realschule. Beim Pressegespräch stellt Bäurer klar: Mobbing, Gewalt und Drogen sind Themen, die längst auch an den Schulen im ländlichen Raum angekommen seien.

Natürlich ist seine Realschule keine Brennpunktschule, in Berlin-Neukölln geht es vonseiten der Schüler ganz anders zur Sache als im beschaulichen Blumberg. Doch auch hier gelte: "Wehret den Anfängen", so Bäurer.

Der Präventionstag sei mit der Elternbeiratsvorsitzenden Petra Wölfle selbstverständlich abgestimmt. Seine Schule betrete mit der außergewöhnlichen Veranstaltung Neuland, so Bäurer. Doch wenn auch nur ein Schüler dadurch davon abgehalten werde, andere zu mobben oder die Fäuste sprechen zu lassen, dann habe sie sich schon gelohnt. Kurz gesagt geht es also darum, bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Probleme zu schaffen.

Mit Christan Metz vom zweitgrößten Blumberger Arbeitgeber Metz Connect hat Bäurer einen Finanzier für den außergewöhnlichen Schultag gefunden, weitere ist er gerade am Akquirieren – denn für Carsten Stahl wird ein mittlerer vierstelliger Betrag fällig. Metz ist selbst Absolvent der Realschule und findet es gut, dass dort nicht nur Wissen gepaukt werde, sondern auch die Vermittlung von Werten eine große Rolle spiele.

Er hat in seiner Firma eine interessante Erfahrung gemacht: "Wenn das Zwischenmenschliche klappt, dann klappt meistens auch das Fachliche." Ein kleines Geschenk am Rande: Zusammen mit seiner Frau Mirja, die in Donaueschingen seit eineinhalb Jahren eine Praxis für Kieferorthopädie betreibt, hat Christian Metz der Realschule 50 Trikotsätze gesponsert. Und wenn ein Arbeitgeber schon einmal an der Realschule ist, dann wird er nach Absprache mit Bäurer und Konrektor Thomas Schultis auch gleich auf die Liste von Betrieben aufgenommen, bei denen Schüler im Rahmen der Berufsorientierung sich um einen Praktikumsplatz bewerben können.

Das Engagement von Metz und weiteren Betrieben an der Realschule ist auch vor dem Hintergrund einzuordnen, dass sich Unternehmen bei angehenden Auszubildenden positionieren müssen. Denn der Markt an geeigneten Bewerbern schrumpft immer weiter. Manche sprechen sogar bereits vom Kampf um Lehrlinge. Dabei macht den Personalverantwortlichen vor allem Sorgen, dass es immer schwieriger wird, eine ausreichende Anzahl an qualifizierten und motivierten Auszubildenden zu bekommen. 19 Ausbildungsberufe bietet Metz Connect an und Christian Metz unterstreicht, dass er am liebsten Lehrlinge aus der Region einstellt. Und zwar vor allem solche, die sich auch außerhalb der Schule engagieren und zum Beispiel in Vereinen Verantwortung übernehmen.

Rolex, Porsche und Harley sind heute nicht mehr wichtig

Wie wird es Carsten Stahl gelingen, 465 Realschüler und deren 35 Lehrer am Präventionstag in seinen Bann zu ziehen? Einfach nur, indem er seine Lebensgeschichte und seine Geschichten erzählt. Wie er selbst als "kleiner Dicker" von seinen Mitschülern in eine Grube geworfen und auf ihn uriniert wurde. Wie er anfing, sich zu wehren, wie ihn falsche Freunde ins kriminelle Milieu hineinzogen und er es zur Rolex, zum Porsche und zu einer Harley brachte.

Wie er nach einer gescheiterten Beziehung begann zu trinken und Drogen zu nehmen. Und wie ihn die Geburt seines Sohnes dazu brachte, mit seinem alten Leben zu brechen. Als der an seinem zweiten Schultag mit blutiger Lippe und aufgeschlagenem Kinn nach Hause kam, stand für Stahl fest, gegen Mobbing zu kämpfen. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte er dazu: "Mobbing zerstört Menschen. Mobbing ist wie ein Geschwür: Es fängt klein an und wird immer größer."

Info: Bildungspartnerschaft

Die Realschule Blumberg und Metz Connect haben seit 2011 eine Bildungspartnerschaft. Seitdem fördert das Unternehmen die immer wieder mit Preisen ausgezeichnete Roboter AG und ist Anlaufstelle für Betriebspraktika von Schülern und Lehrern. Außerdem unterstütz Metz Connect die Technikausbildung in den Gebieten Metall-, Kunststoff- und Elektrotechnik durch Exkursionen und Praxisunterricht.

Und dann bietet der Spezialist für passive Netzwerktechnologie auch noch ein Bewerbungstraining mit Rollenspiel im Unterricht der Klassenstufe neun an. Weitere Bildungspartner der Realschule sind der Schwarzwaldhof, Straub-Verpackungen und der Edeka-Markt Schlesiger. Metz Connect hat der Realschule immer wieder Spenden zukommen lassen. Als vor einigen Jahren die Realschule im Rahmen der Schulhaussanierung bei der Stadt als Schulträger neue Schränke beantragte und diese vom Gemeinderat abgelehnt wurden, sprang das 1976 von Albert Metz zunächst unter dem Namen RIA electronic gegründete Familienunternehmen in die Bresche.