Viele Vertreter der umliegenden Stadtteile informierten sich am Dienstagabend in Riedöschingen über den Gewässerentwicklungsplan für die Raumschaft Blumberg. Foto: Suttheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Gewässerentwicklungsplan: Fachleute stellen einzelne Projekte vor / Überflutungsflächen entstehen

Sie fließen meist geradlinig vor sich hin und treten ab und zu über die Ufer. Blumbergs Gewässer verlaufen kaum noch in ihrem ursprünglichen Bett, sondern gurgeln schnurstracks vor sich hin. Dem soll der Gewässerentwicklungsplan für die Raumschaft Blumberg entgegenwirken.

Blumberg-Riedöschingen. Am Dienstagabend wurde der Plan in der Aula der Frobenius-Thomsin-Schule öffentlich vorgestellt, nachdem der Technische Ausschuss im November Kenntnis erhalten hatte. Zahlreiche Vertreter aus Riedöschingen, Hondingen, Riedböhringen, Kommingen und Nordhalden lauschten aufmerksam den Ausführungen der Fachleute. Neben kleinen privaten Entwässerungsgräben sind hauptsächlich der Kompromißbach, der Schleifenbach, der Mühlbach, die Aitrach und der Körbetalbach betroffen. Letzterer wurde bereits 2017 im Bereich der ehemaligen Hausmülldeponie renaturniert.

Riesenbärenklau und Springkraut geht es an den Kragen

Blumbergs Stadtbaumeister Uwe Veit begrüßte die Teilnehmer. Der Leiter des Amts für Wasser- und Bodenschutz beim Landratsamt, Michael Koch, gab das Ziel vor: Die Gewässer sollten vom geraden Wasserlauf in natürliche Flüsse und Bäche zurückverwandelt werden. Dabei geht es um das Entfernen von Fremdpflanzen, das Verbessern der Lebensverhältnisse für Tiere und Pflanzen und das Beschatten der Gewässerläufe durch einheimische Arten wie Weide oder Erle.

Seine Kollegin Michelle Indlekofer stellte die geplanten Maßnahmen vor. Bei Gewässern mit Bedeutung für ihre Umgebung sollen Randstreifen als Puffer für Stoffeinträge entstehen, im Innenbereich fünf Meter, ab der Böschung im Außenbereich bis zu zehn Meter. Da darf nichts gebaut oder abgelagert werden. Es ist auch nicht mehr erlaubt, standortgerechte Gehölze zu entfernen. Ab 1. Januar 2019 ist die Ackerbaunutzung am Gewässerrand untersagt. Bis zur Böschungsoberkante ist die Kommune zuständig, darüber hinaus der Grundstückseigentümer.

Geplant ist, mit der naturnahen Gewässer- und Grabenunterhaltung die Ufer aufzuwerten. Das Aufweiten des Gewässerbetts soll den Hochwasserabfluss gewährleisten. Entfernt werden müssen vor allem der Riesenbärenklau, das Springkraut und der Japanische Knöterich. Das Herstellen der Durchgängigkeit soll es Fischen und Krebsen ermöglichen, die Wasserläufe empor zu wandern. Statt der üblichen Betonabstürze wird es künftig außerorts raue Rampen aus Steinen geben, wie in Achdorf geplant. Manche Durchlässe könnten durch eine Furt ersetzt werden. Im Rahmen der Renaturierung sollen verlorene Lebensräume wieder geschaffen werden.

Stadtverwaltung geht auf einzelne Eigentümer zu

Natürliche Überflutungsflächen sollen für einen Hochwasserschutz sorgen. Alle Maßnahmen seien für die betroffenen Grundstückseigentümer freiwillig, versicherte Michelle Indlekofer. Innerorts sollen Wasserspielplätze, Ufermauern mit Lückensystem und das Offenlegen überbauter Gewässerabschnitte das Ortsbild aufwerten. Im Rahmen des Naturschutzes können vorhandene Biotope geschützt und neue angelegt werden. Durch das kreisweite Bibermanagementkonzept gibt es Hilfestellungen im Zusammenhang mit diesem eifrigen Staudammbauer. Uwe Veit erklärte, momentan werde das Biberaufkommen untersucht.

Zunächst wird im Rahmen des Gewässerplans eine Prioritätenliste aufgestellt. 85 Prozent der entstehenden Kosten trägt das Land Baden-Württemberg, informierte Michael Koch. Die Leiterin des Blumberger Tiefbauamtes, Ramona Weißhaar, sagte, die Stadtverwaltung Blumberg werde wegen der Umsetzung des Gewässerplans auf die einzelnen Eigentümer zukommen.

1. Schaffen von Gewässer-Randstreifen, 2. Naturnahe Gewässer- und Grabenunterhaltung, 3. Herstellen der Durchgängigkeit, 4. Renaturierung, 5. Stadtentwicklung im Innenbereich und 6. Naturschutz. Betroffen sind hauptsächlich Aitrach, Mühlbach, Schleifenbach, Aubach, Grottenbach, Kompromißbach, Kommenbach. Das Land trägt 85 Prozent der Kosten. 2018/19 sind geplant: Bepflanzung in Hondingen, Umgestaltung im Ortskern von Riedöschingen und Rückbau von Durchlässen.