Fotos: Niederberger Foto: Schwarzwälder Bote

Team "Bähringer Wildsaue" bei Extrem-Wettkampf dabei / Seit Monaten trainiert Ricardo Graf am Kletterturm

Sie robben unter Stacheldraht durch Sand oder Schlamm, ziehen Lastwagenreifen hinter sich her, überwinden riesige Gerüstburgen und schwimmen durch eiskaltes Wasser: Immer mehr sportliche Menschen brennen für Extrem-Hindernisläufe.

Blumberg-Riedböhringen (hon). So wie die "Bähringer Wildsaue". Dem Team gehören die beiden Riedböhringer Nina Merz und Bernhard Kerek sowie der Radolfzeller Ricardo Graf an. Das Trio hat sich für die Europameisterschaften im Extrem-Hindernislauf (Obstacle Course Racing, kurz OCR) qualifiziert. Die Wettkämpfe werden vom 29. Juni bis 1. Juli im dänischen Espjerg ausgetragen. Die spektakuläre Sportart hat ihren Ursprung in der militärischen Ausbildung mit Hindernisbahnen. Erster ziviler Lauf war das Tough Guy Race (Harter-Kerl-Rennen) 1987 im englischen Perton bei Birmingham. Auch das Fernsehen hat den Extrem-Hindernislauf für sich entdeckt, was Shows wie Ninja Warrior zeigen.

Seit drei Monaten quälen sie sich, fast täglich wird trainiert: mal in der Mucki-Bude, mal auf dem Fahrrad oder in der Radolfzeller Kletterhalle. Und natürlich wird beim Joggen fleißig an der Kondition gearbeitet, denn zwischen den bei OCR-Läufen zu überwindenden Hindernissen liegen längere Laufstrecken. Bernhard Kerek erzählt, dass er in der Vorbereitungszeit auf die Europameisterschaften schon acht Kilogramm abgenommen hat. Das macht deutlich: Die drei, die sich Ende 2017 bei einem Hindernisrennen in der Schweiz für die EM qualifiziert haben, nehmen ihren Sport äußerst ernst, das just-for-fun-Denken ist ihnen fremd. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass sich ein großer Unterstützerkreis aus Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen an den Kosten der EM-Mission beteiligt hat – und dafür will sich das Blumberger Team natürlich mit guten Leistungen bedanken. Mit zur Mannschaft gehören auch drei Betreuer: Nicole Graf, die Frau von Ricardo Graf, Bernhard Kereks Frau Sabrina und seine Mutter Angelika Nagy.

An den ersten beiden Wettkampftagen der EM stehen die Einzelwettkämpfe auf dem Programm: Am Freitag gilt es, eine Drei-Kilometer-Strecke mit 30 Hindernissen zu überwinden. Am Samstag sind dann 52 Hindernisse auf 15 Kilometer verteilt. Am Sonntag ist der Team-Wettkampf. Hier beträgt die Laufstrecke acht Kilometer, die Anzahl der Hindernisse sei noch nicht bekannt, sagt Bernhard Kerek, der das 40-seitige Regelwerk vom EM-Ausrichter zugeschickt bekam. Alles auf Englisch – sich da durchzukämpfen, ist auch eine Herausforderung.

Jedes Hindernis muss überwunden werden. Wer scheitert, wird disqualifiziert. Beim Mannschaftswettkampf gibt es Hindernisse, die im Team bewältigt werden müssen, bei anderen ist nur ein Athlet gefragt. Die Bähringer Wildsaue haben sich deshalb spezialisiert: Nina Merz ist auf die Aufgaben spezialisiert, die eine gute Kondition abverlangen. Ricardo Graf ist der Mann für die technischen Herausforderungen und Bernhard Kerek wird immer dann gefragt sein, wenn an den Hindernisstationen viel Kraft verlangt wird.

Bei der Mannschaftswertung bleibt die Stoppuhr erst dann stehen, wenn das letzte Teammitglied die Ziellinie überquert hat.

Was motiviert die drei, sich über den "Stairway to Heaven" (ein Hindernis, das aussieht wie ein Spitzdach ohne Ziegel) zu quälen, bei dem schon der Name für Schweißausbrüche sorgt? Es ist das Glücksgefühl, den inneren Schweinhehund zu überwinden, an seine Grenzen zu kommen und vielleicht auch diese ein bisschen zu verschieben. Wenn der Körper extrem belastet wird, dann schüttet er fleißig Endorphine aus, die umgangssprachlich als Glückshormone bekannt sind. Und dann fasziniert beim OCR die Vielseitigkeit: Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Balance und Koordination werden gefordert.

Die "Bähringer Wildsaue" werden auf ihrer gleichnamigen Facebook-Seite während der EM über ihre Läufe und Ergebnisse informieren. Wer selbst einmal einen Hindernislauf absolvieren möchte oder als Zuschauer dabei sein will, der hat dazu beim Rothaus Mudiator Gelegenheit. Er findet in diesem Jahr am Samstag, 29. September, statt.

■Das Team: Den "Bähringer Wildsaue" gehören Nina Merz, Bernhard Kerek und Ricardo Graf an.

■Nina Merz ist 17 Jahre alt, macht eine Ausbildung zur Erzieherin und absolviert gerade ein Praktikum im Riedböhringer Kindergarten. Die junge Frau spielt außerdem beim VfL Riedböhringer Fußball. Der Verein nimmt in der nächsten Saison erstmals mit einer Frauenmannschaft am Spielbetrieb teil.

■Bernhard Kerek, 34, ist Kapitän der Saubära. Er arbeitet im Einkauf bei Straub, trainiert die Fußball-E-Jugend des VfL und ist auch als Narrenrat aktiv. Passives Mitglied ist er beim Männergesangverein und bei den Schützen

■Ricardo Graf, 30, wohnt in Radolfzell-Böhringen und arbeitet bei Weisz Gabelstapler in Singen. Er ist Boxtrainer und gibt sein Wissen beim Boxsportclub Blumberg und beim TV Bietingen weiter.