Lutz Gallinowski hilft Erdbebenopfern. Foto: privat

Engagement: Achdorfer Lutz Gallinowski hilft mit Geld aus der Region. Erdbebenopfer leiden noch sehr.

Blumberg-Achdorf/Kathmandu - Mit den Geldspenden der Schluchtensteigwanderer und Pilger auf dem Jakobuswegzubringer hat sich Lutz Gallinowski Mitte November auf den Weg nach Nepal gemacht.

Zehn Umschläge, jeweils mit 200 Euro bestückt, waren in seinem Gepäck. Der Tibetfreund überreichte die Geschenke, die in seiner Scheune und Wanderherberge als Spenden hinterlegt wurden, an bedürftige Erdbebenopfer in der Hauptstadt Kathmandu und im gebirgigen Hinterland.

In dem geschundenen und armen Land, das im April 2015 auch noch von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde, sind 200 Euro viel Geld, die das Überleben für ein halbes Jahr gewährleisten, sagt Gallinowski. Natürlich seien es nur wenige Menschen, die er mit den Spenden unterstützen könne, ergänzt er. Ihm gehe es dabei auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen mit den Nepalesen und Tibetern. Diese habe er bei seinen Spendenaktionen in den letzten Jahren, zweimal in Tibet und viermal in Nepal, in den Vordergrund gerückt, so Gallinowski.

Einen Grund zum Lächeln hatten die Menschen, die durch die Naturkatastrophe alles verloren haben, eigentlich nicht. "Oft standen den Frauen und Männern Tränen in den Augen, wenn sie mir ihr ganzes Elend zeigten und ihre leidvollen Geschichten erzählten", erzählt der Tibetfreund. "Ein Nepalese aus dem schwer getroffenen Vorort Thali, wohin mich mein erster Weg nach meiner Ankunft in Kathmandu führte, berichtete mit unendlich traurigen Augen vom Schicksal seiner Familie, die unter den Trümmern seines Wohnhauses begraben lag und die er tot aus der Ruine bergen musste", berichtet Gallinowski weiter. Jetzt beginne die Winterzeit und dem Mann fehle das Geld, um sich eine provisorische Wellblechhütte zu bauen. Mit der kleinen Geldspende aus Achdorf haben sich nun erst einmal die Chancen, das nächste halbe Jahr zu überleben, erhöht.

Nicht jedem kann er helfen, aber immerhin geduldig zuhören

Viele derartige Schicksale hat Gallinowski zur Kenntnis nehmen müssen. Nicht jedem konnte er mit Geld helfen. Aber wenigstens war er ein geduldiger Zuhörer. Für die Verständigung mit den Menschen hat sich Gallinowski oftmals einen Übersetzer gemietet. Was den Achdorfer nachdenklich gemacht hat war die Tatsache, dass die Erdbebenopfer, mit denen er sprach, keine einzige Nepal-Rupie aus den internationalen Spendentöpfen erhalten haben. So sieht Gallinowski sich bestätigt, die Sache, wenn auch im kleinen Rahmen, selbst in die Hand zu nehmen. Zu den erfreulichen Momenten seiner Spendenreise gehörte die Übergabe eines Briefumschlags mit einer Sonderspende einen seiner Bekannten an die SOS-Hermann-Gmeiner-Schule Pokhara. "Die Schülerinnen und Schüler waren zu meiner Begrüßung angetreten und fielen mir sofort durch ihre Fröhlichkeit trotz aller Disziplin auf", freut sich Lutz Gallinowki heute noch.

Eine kleine Episode am Rande des gesamten Geschehens bleibe ihm in Erinnerung sagt der Achdorfer: "Als ich bei einer Bergwandergruppe aus Europa Werbung für unseren Schluchtensteigweg im Achdorfer Tal machte, lachte mich ein Schweizer Bürger an und erklärte mir, dass er im Mai diesen Jahres in meiner Scheune, im Tibet-Haus in Achdorf, eingekehrt ist und dort eine Geldspende hinterlassen habe", erzählte Gallinowski.

In der Hauptstadt gibt es kaum noch Treibstoff, Busse sind überfüllt

Der Tibetfreund berichtet auch über das Leben der Bewohner der nepalesischen Hauptstadt. Dort gebe es kaum noch Treibstoff und entsprechend wenig Verkehrsmittel seien unterwegs. Die wenigen Busse sind ständig überfüllt. Auch Flüge werden wegen ständiger Zwischenlandungen zu einem Abenteuern, zumindest in Nepal selbst.

Zurück in der Heimat, bedankte sich der Tibetfreund für die Spenden der Wanderer, vornehmlich aber auch für die erklecklichen Sümmchen der Familien Erich Scherzinger aus Achdorf, Blees aus Schliersee, Hans Ganter aus Tuttlingen, Seitz aus Einhausen, Kienzler aus Schonach und der vielen Blumberger.

Info

Das Tibet-Haus

Lutz Gallinowski (72) hat zusammen mit seiner Ehefrau Ritva vor Jahren in der Scheune eines ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen eine Wanderherge zu einem so genannten Tibet-Haus umfunktioniert. Diese Herberge lädt alle Schluchtensteigwanderer und Pilger zum Jakobusweg zum Verweilen ein. Dort stehen ihnen kostenlose Erfrischungen zur Verfügung. Es ist eine Begegnungstätte für Gleichgesinnte, die oft Geldspenden für die tibetische Bevölkerung hinterlassen. Diese Spenden bringt der Tibetfreund jedes Jahr persönlich auf eigene Kosten in die Elendsgebiete.