Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Awo-Insolvenz Chance für Blumberg / Ab 1. Januar Notarzt-Standort am Längehaus

Der Malteser Hilfsdienst beginnt in Blumberg gleich zwei Geschäftsbereiche.

Blumberg (blu). Zum 1. Oktober übernehmen die Malteser wie vorige Woche berichtet den ambulanten Geschäftsbereich des insolventen Awo-Kreisverbands Schwarzwald-Baar mit der Tagespflege (15 Plätze) und der betreuten Wohngruppe (zwölf Plätze) in Blumberg. Zum 1. Januar werden die Malteser dann den Notarzt-Standort Blumberg übernehmen.

Was reizt den Malteser Hilfsdienst an Blumberg? Diözesan-Geschäftsführerin Sabine Würth aus Freiburg erklärt, sie seien im Schwarzwald-Baar-Kreis schon präsent mit dem Schwerpunkt Villingen-Schwenningen. Anfang 2019 hätten sie die Aktivitäten auf Donaueschingen und Bad Dürrheim ausgeweitet mit dem ehrenamtlich betriebenen Café Malta einmal in der Woche für ältere Menschen mit Demenz. Dadurch, dass jemand für die Fortführung der Awo-Dienste gesucht wurde, habe sich ihnen die Chance in Blumberg geboten. In Baden-Württemberg haben die Malteser bisher noch keinen Geschäftsbereich der Arbeiterwohlfahrt übernommen, so Würth.

Für Gesprächsstoff sorgt aktuell die Übernahme des ambulanten Geschäftsbereichs des Awo-Kreisverbands. Der Villinger Anwalt und Insolvenzverwalter Thorsten Schleich beantwortete die Fragen: Gab es keine Möglichkeit mehr für den Awo-Kreisverband, wirtschaftlich auf die Beine zu kommen, eventuell auch über einen Zwischenkredit? Oder war das Angebot der Malteser so gut, dass Sie dies als beste Möglichkeit ansahen?

Insolvenzverwalter Thorsten Schleich sagt: Das Insolvenzverfahren, das der Awo-Kreisverband im November 2019 angemeldet hatte, habe der bestmöglichen Befriedigung der Gläubiger gedient. "Insoweit stellte das Angebot der Malteser Hilfsdienst gGmbH die beste Möglichkeit im Insolvenzverfahren dar, zumal nahezu alle Arbeitsplätze erhalten werden konnten und die Patientenversorgung sichergestellt ist."

Außerdem, merkt Schleich an, davon unabhängig seien die Gespräche außerhalb der Awo erst forciert worden, nachdem ein überregionales Factoringunternehmen mitgeteilt hatte, für eine Zusammenarbeit in der Zukunft nicht zur Verfügung zu stehen. "Das Factoringunternehmen hatte das operative Geschäft des Kreisverbandes zum großen Teil bis zur Insolvenzantragstellung finanziert." Sprich, das Factoring-Unternehmen habe dem Awo-Kreisverband einen Kredit gewährt, damit dieser die Zeit, bis die Kunden die von der Awo erbrachten Dienstleistungen bezahlten, überbrücken konnte. Insolvenzverwalter Thorsten Schleich betont, es sei schwierig gewesen, einen neuen Finanzpartner zu finden.

Der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt, so erklärt Schleich, werde fortbestehen und seine gemeinnützigen Arbeiten fortsetzen, allerdings im reduzierten Umfang.

Neues gibt es auch zur viel diskutierte Übernahme des Notarzt-Standorts Blumberg durch den Malteser Hilfsdienst samt einem neuen Notarzt-Standort am Längehaus, was seit einem Jahr feststeht. Mit den Eigentümern des hinteren Gebäudes hinter dem Längehaus hätten sie vereinbart, dass die Räumlichkeiten samt der Garage umgebaut werden für den Notarzt und den Rettungssanitäter, die dort künftig beide Residenzpflicht hätten, und dass sie außerdem die Garagen an diesem Gebäude nutzen könnten, erklärt Diözesan-Geschäftsführerin Sabine Würth.

Die Notärzte für den Standort am Längehaus "müssen über die Kliniken gestellt werden", das werde die größte Herausforderung. Gerne würden sie die Blumberger Ärzte in das Konzept einbinden, sie seien auch schon in Kontakt.

Haben die Malteser schon andere Notarzt-Standorte in der Region? Die Antwort: In Baden-Württemberg Ja, in den Bereichen Sigmaringen, Bad Saulgau und Esslingen. In Freiburg würden sie die Notarzt-Dienste zusammen mit dem DRK mit einem gemeinsamen Fahrzeug unterstützen.

D er Malteser Hilfsdienst bietet in Baden-Württemberg mit mehr als 4000 Mitarbeitern ein breites Spektrum an Dienstleistungen. Hauptamtlich sind die Malteser an circa 35 Standorten vertreten, die Hauptgeschäftsstellen sind in Stuttgart und Freiburg, analog zu den Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg. In Südbaden sind sie in den Corona-Zeiten auch am Krankenhaus Singen vertreten und unterstützen nach Auskunft der Freiburger Diözesan-Geschäftsführerin Sabine Würth die Verwaltung bei der Organisation der Besucherströme.