Sie reist mit dem Jugend-Barockorchester "Die Telemänner" nach Shanghai, wo sie an einem deutsch-chinesischen Musikprojekt teilnehmen wird, das in ein Konzert mündet: Maia Dillmann ist elf Jahre alt und kommt aus Riedböhringen. Foto: Niederberger Foto: Schwarzwälder Bote

Genie: Junge Riedböhringerin fährt zu einem Workshop nach China / Nach Geige spielt sie jetzt Bratsche

Die Riedböhringerin Maia Dillmann las Noten, bevor sie schreiben konnte. Seit ihrem vierten Lebensjahr greift sie zum Bogen, zunächst als Geigenschülerin und seit drei Jahren als Bratscherin.

Blumberg-Riedböhringen (nie). Ihr Probeneifer wird jetzt belohnt: Während der Sommerferien darf sie an einem außergewöhnlichen musikalischen Projekt in China teilnehmen: Deutsche und chinesische Jugendliche treffen sich zu einem gemeinsamen Musikworkshop, dessen krönender Abschluss ein Konzert im Shanghai Oriental Arts Center am 12. August sein wird.

Auf Konzertreise wird sich die Blumberger Realschülerin mit dem Jugend-Barockorchester "Die Telemänner" mit Sitz in Stuttgart begeben. Der Klangkörper besetzt eine musikalische Nische: Es handelt sich um das bundesweit einzige Orchester, das Kinder und Jugendliche bis zu einem maximalen Alter von 20 Jahren fördert und sich auf barocke und moderne Musik spezialisiert hat. Deshalb auch der Name Telemänner, denn Georg Philipp Telemann (1681 bis 1867) wird von "Klassik heute" als der "Großmeister des deutschen Barocks" bezeichnet. Er galt zu Lebzeiten nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa als "der" Meister schlechthin. Er hat über 40 Opern und 46 Passionen komponiert, dazu an die 1000 Orchestersuiten und über 23 Kantatenjahrgänge.

Den Kontakt zu den Telemännern stellte Han-Lin Liang her, die Maia an der Donaueschinger Musikschule unterrichtet. Hier spielt die Realschülerin im Jugendorchester mit und hier erhält sie zusätzlich Klavierunterricht bei Eri Ogawa-Listmann. Von Musik, so scheint es, bekommt die Elfjährige einfach nicht genug – wobei die Eltern, Andrea und Neu-Gemeinderat Detlev Dillmann, penibel darauf achten, dass neben der Musik und den Hausaufgaben genügend Zeit für andere Dinge bleiben. "Maia soll Kind bleiben dürfen", sagt Detlev Dillmann, der beobachtet hat, dass seine Tochter in der Gesellschaft ihrer Musikerfreundinnen und -freunde regelrecht auflebt.

Sie habe sehr hohe Ansprüche an sich selbst, so der frühere pädagogische Werkstattleiter und Arbeitstherapeut, weshalb er Maia bei ihrem Probeeifer gelegentlich ausbremsen müsse. Er stellt klar: "Schule hat Vorrang." Realschulrektor Egon Bäurer weiß um Maias große Leidenschaft, er hat sie schon einige Male für Tourneen oder Konzerte frei gestellt – was die Dillmanns sehr freut.

Die Fünftklässlerin hat bei "Jugend musiziert" zwei erste Plätze erreicht und trat zuletzt bei der Donaueschinger Gesellschaft der Musikfreunde auf. Im Landratsamt hat sie einen Festakt begleitet, und die Riedböhringer Landfrauen konnten sich auch schon davon überzeugen, dass ein großes Musiktalent in ihrem Ort aufwächst.

Maia wird bei ihrem elftägigen China-Aufenthalt in einer Gastfamilie untergebracht sein. Sie hat so die Chance, eine für sie fremde Kultur kennenzulernen, sich in sie hineinzudenken und Gemeinsamkeiten zu entdecken. Oder mit den Worten von Telemänner-Dirigentin Steffi Bade-Bräuning: "Wie wollen wir global ein Verständnis unter den Völkern etablieren, wenn wir in der jungen Generation nicht die Sehnsucht wecken, Menschen in anderen Ländern verstehen zu wollen?" Genau aus diesem Grund auch hat das Ehepaar Dillmann keine Probleme damit, viele Stunden im Auto zu verbringen, um das Töchterchen zum Musikunterricht nach Donaueschingen oder zu Auftritten oder zu Probewochenenden nach Stuttgart zu fahren.