Besorgte Blicke: Die Mitglieder des Technik- und Umweltausschusses im total maroden Achdorfer Feuerwehrgerätehaus. Eigentlich müssten sie Schutzhelme tragen, das Gebäude ist nicht mehr sicher. Fotos: Niederberger Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Gerätehaus Achdorf für Einsatzfahrzeug ein Risiko / Talbewohnerin hilft Wehr aus der Klemme

Das Feuerwehrgerätehaus in Achdorf inspizierten die Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt Blumberg und kamen zu einem eindeutigen Urteil.

Blumberg-Achdorf (hon). Sind das noch Spuren vom 26. April 1945, die den Gemeinderäten bei ihrem Vor-Ort-Termin in Achdorf die Sorgenfalten ins Gesicht treiben? An diesem Tag vor über 70 Jahren nahmen französische Jagdbomber im Tiefflug die Ortschaften im Achdorfer Tal unter Dauerbeschuss. "Noch eine Stunde nach Ende des Angriffs explodierten und verbrannten die unzähligen Munitionswagen und Benzintanks mitten im Ort Achdorf und auf der Straße", notierte Achdorfs damaliger Pfarrer Franz Beugel in seiner Kriegschronik.

Das gab es am Ende des Zweiten Weltkriegs noch nicht, aber es sieht heute fast so aus, als wären Granaten in dem Gebäude detoniert: An den Wänden und der Decke sind überall Risse zu finden, einige davon sind über einen Meter lang. Und an einer Außenwand klafft im Mauerwerk ein so großes Loch, dass sich ein Kind durchquetschen könnte. Das Gebäude ist dermaßen marode und unsicher, dass die Kameraden um Abteilungskommandant Joachim Schelb entschieden haben, ihr Einsatzfahrzeug in Sicherheit zu bringen. Es steht jetzt in einer Scheune, bereit gestellt von einer hilfsbereiten Talbewohnerin. Bürgermeister Markus Keller wählte drastische Worte, um die Lage auf den Punkt zu bringen: "Hier brennt die Hütte."

Die Situation ist verzwickt. Auf der einen Seite ist klar, dass es sich nicht lohnt, auch nur einen müden Cent in das total veraltete Feuerwehrgerätehaus zu stecken. Davon haben sich die Mitglieder des Technik- und Umweltausschusses jetzt selbst überzeugen können. Die Retter haben hier nicht einmal einen Umkleideraum, geschweige denn eine Toilette. Eigentlich ist der kleine Zweckbau, in dem auch das längst geschlossene Schlachthaus untergebracht ist, nur eine Garage, besser: eine nicht mehr nutzbare Garage. Gleichzeitig wird es aber wohl nichts mit einem raschen Neubau. Für den ist der Standort im Neubaugebiet am Achdorfer Dorfeingang nach langer Suche schon gefunden, nach kontroverser Diskussion im Gemeinderat steht auch die Konzeption des neuen Feuerwehgerätehauses fest, das auch den anderen Talvereinen eine neue Heimat geben soll. Doch kurz vor der Sommerpause erreichte das Blumberger Rathaus die Meldung, dass erneut kein Geld aus dem Ausgleichsstock des Landes und dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum fließen wird. Zum zweiten Mal sind die entsprechenden Anträge in Höhe von zusammen 500 000 Euro nicht bewilligt worden. 1,38 Millionen Euro soll das neue Domizil von Feuerwehr, Rotem Kreuz, Musikverein und Landfrauen kosten. Bislang ist nur der 120 000 Euro-Zuschuss aus dem Feuerwehr-Fördertopf in trockenen Tüchern.

Keine Mittel vom Land

Verwaltungschef Keller ist über die abgelehnten Zuschussanträge wenig erfreut, will den Schwarzen Peter aber auch nicht dem Land zuschieben. Auch dessen Mittel seien begrenzt und es sei im Augenblick nun einmal Politik der Landesregierung, vor allem Wohnprojekte finanziell zu fördern. Und davon profitierten auch Bürger in Blumberg. In rund zwei Wochen wird die verfahrene Lage im Tal Thema im Gemeinderat werden. Muss der Neubau kostengünstiger geplant werden? Schieben die Gemeinderatsfraktionen das ganze Projekt auf die lange Bank? Oder kann oder muss die Stadt die Investition ohne Finanzspritzen stemmen? Fragen, die die Zukunft von Wehr und den anderen Vereinen betreffen, gibt es viele, Lösungsmöglichkeiten aber nur wenige.

Die Bedeutung der Feuerwehr im Achdorfer Tal ist im Januar dieses Jahres wieder einmal deutlich geworden. Die Talbewohner mussten seinerzeit schwimmende Äpfel und Kartoffeln in ihren Kellern befürchten. Gerade mal zehn Zentimeter fehlten, und die Wutach hätte in Achdorf und Aselfingen die Straßen überflutet – denn ein Pegelstand von 2,7 Meter bedeutet Hochwasser. Da der Pegel wegen der starken Regenfälle innerhalb weniger Stunden in die Höhe schnellte, wurden von der Feuerwehr vorsorglich 600 Säcke mit Sand gefüllt. Sie wurden zum Glück nicht gebraucht.