Werner Knöpfle Foto: Schwarzwälder Bote

Covid-19: Aus dem Alltag von fünf Blumbergern / Sie machen unterschiedliche Erfahrungen

Der Alltag der Menschen hat sich auch in Blumberg durch das Coronavirus stark verändert. Fünf Blumberger berichten über ihr Leben in Coronazeiten.

Blumberg (hon). Ein Solounternehmer macht schwere Zeiten durch. Ein Kleinbetrieb hat noch ein volles Auftragsbuch. Sport in der Gruppe ist jetzt nicht mehr möglich. Skype und Facebook ersetzen persönliche Kontakte. Das sind die Erfahrungen, die Menschen in Blumberg gerade machen.

Jürgen Eichler, 58, ist Malermeister mit eigenem Geschäft, das im vergangenen Jahr sein Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen feiern konnte. Der Selbstständige hat bislang keinen Auftrag wegen der Coronavirus-Pandemie verloren. Das hängt auch damit zusammen, dass er viele Fassenden streicht, also im Freien arbeitet. Das Auftragsbuch sei bis Mitte des Jahres gut gefüllt, ihm, seinem Sohn und dem einen Auszubildenden ginge die Arbeit so schnell nicht aus.

Er habe aber schon von Kollegen gehört, denen Aufträge wieder entzogen worden seien. Für den Lehrling fällt die Berufsschule aus, er wird aber von den Lehrern mit Lernstoff versorgt. "Drei Tage pro Woche sind für Hausaufgaben vorgesehen", berichtet Eichler. Staatliche Unterstützungsprogramme sind für ihn im Augenblick (noch) kein Thema. Von einem Bauprojekt hat er vorsorglich die Fensterläden in seine Werkstatt gebracht – um sie im Fall der Fälle dort streichen zu können.

Werner Knöpfle, 81-jähriger Pensionär, Gründer des gleichnamigen Blumberger Baufachmarkts und Autor zweier Bücher über die Geschichte Blumbergs, verlässt sein Haus nur noch, um zum Bäcker, Metzger und Supermarkt zu gehen. Er versucht, die Einkäufe möglichst an einem Tag zu erledigen. Ansonsten hält er sich an alle Empfehlungen, auch wenn sie die persönliche Freiheit einschränken und das gesellschaftliche Leben so gut wie nicht mehr stattfinden lassen. "Da müssen wir jetzt durch, Jammern hilft doch auch nicht weiter." Überhaupt: Das Krisenmanagement von Bundes- und Landesregierung sowie der Stadt hält er für sehr gut, die angeordneten Maßnahmen wie beispielsweise die Kontaktsperre, die Treffen von mehr als zwei Menschen verbietet, nennt er "korrekt".

Und auch für das deutsche Gesundheitswesen findet der ehemalige Jäger und Imker angesichts der dramatischen Bilder aus Italien oder Spanien nur lobende Worte. "Gesundheitsminister Spahn hat's drauf. Der hat von Anfang an klare Worte gefunden, gesagt wie die Lage ist und worauf wir uns alle womöglich noch einstellen müssen."

Tim Eby, 25 Jahre, Motorradrennsportler, steht vor seiner zweiten Saison in der Königsklasse der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM). Der Superbike-Pilot ist froh darüber, dass er noch in Vor-Corona-Zeiten mit seiner neuen BMW ausgiebig testen konnte. Der junge Mann ist von Beruf Feinmechanikermeister und arbeitet in dem Betrieb seines Vaters, der EGS Automatisierungstechnik. Rund die Hälfte der Mitarbeiter komme noch ins Geschäft, einige seien im Homeoffice. "Wir können hier die Sicherheitsabstände gut einhalten", sagt Eby, die Besuche bei Kunden habe man aber zurückgefahren. Eigentlich verbringt Eby seine Mittagspausen in einem Fitnessstudio. Das geht jetzt nicht mehr und so hält er sich mit Radfahren, Joggen und Home-Training fit – wobei der Saisonauftakt am 10. Mai flach fällt: Die Corona-Pandemie hat das erste Rennen ausgebremst.

Clemens Benzing, 50 Jahre, der Ideengeber und Cheforganisator des Street-Art-Festivals, spürt die Auswirkungen der Corona-Krise drastisch. Das Umsatz-Minus seiner Ein-Mann-Werbeagentur betrage zwischen 75 und 90 Prozent. Er war einer jener Solounternehmer, die am Mittwochabend das Antragsformular für die Hilfsgelder des Landes nicht herunterladen konnten, weil der Server zusammengebrochen war.

Am Donnerstagmorgen hat’s dann geklappt. Der Bogensportler kann zurzeit nicht trainieren, weil der Übungsplatz zwischen Bahnlinie und Skulpturenweg gesperrt ist – obwohl sich die Anlage im Freien befindet und die Schützen beim Training mehr als zwei Meter voneinander weg stehen. "Sportfreunde von mir haben Zielscheiben im Wohnzimmer aufgehägt", erzählt er lachend. Benzing hält seine sozialen Kontakte via Skype und Facebook aufrecht.

Nina Merz, 19 Jahre, ist seit zwei Monaten Mutter eines Sohnes. Die Riedböhringerin spielt in der heimischen Frauenfußballmannschaft mit und hält sich außerdem bei den "Bähringer Wildsaue" fit, einem Verein, der sich Extrem-Hindernisläufen verschrieben hat. Da das Training coronavirusbedingt ausfällt, lässt sie sich von Workout-Videos auf YouTube inspirieren. Die Alleinerziehende ist glücklich, dass ihr Mutter und Großmutter helfend zur Seite stehen, wobei sie ihren Kleinen natürlich nicht mehr zur Oma bringen kann. Die gelernte Erzieherin vermisst ein wenig den Kontakt mit anderen Müttern, mit denen sie sich bis vor Kurzem noch traf, um sich auszutauschen und von ihnen zu lernen. "Ich bin ja noch recht jung und da kann man Tipps gut gebrauchen", sagt Nina Merz. Nachsorgetermine für ihr Baby wurden wegen der Corona-Krise zwar nicht gestrichen, aber auf spätere Zeitpunkte verlegt. "Der Virus macht alles viel stressiger", sagt Nina Merz.