Im Wahllokal Rathaus II in Blumberg gibt ein junger Wähler seine Stimme ab. Rechts das Wahlteam mit von links Laura Fluck, Jonathan Eichler und Harald Leismann. Foto: Baltzer

Landtagswahl: Am Resultat haben Parteien noch zu knabbern. Abschneiden der AfD "ein Warnzeichen".

Blumberg - Die Landtagswahl beschäftigt die Blumberger Parteien wohl noch einige Zeit, zumindest CDU und SPD, die 12,0 beziehungsweise 12,4 Prozentpunkte verloren.

Dieter Selig: Der CDU-Fraktionssprecher freute sich zunächst, dass die Wahlbeteiligung um 9,5 Prozent auf nun 66,6 Prozent gestiegen sei. Es sei schwierig, jetzt schon eine Analyse zu verfassen, sie müssten sich die Ergebnisse alle in Ruhe im Detail ansehen. Wichtig zu wissen wäre dabei die Wählerbewegungen in Baden-Württemberg. Dass die CDU 12 Prozentpunkte verlieren würde (von 48,3 auf 36,3 Prozent), habe er nicht erwartet. Auch deshalb nicht, weil die Landtagswahl doch noch eine Persönlichkeitswahl sei und Guido Wolf viel für Blumberg getan habe, gerade im Bereich der Zuschüsse. Dass die AfD in Blumberg 18,5 Prozent erhalte, habe er ebenfalls nicht erwartet. Allerdings seien die Ergebnisse in der Kernstadt und den Ortsteilen unterschiedlich. Dass in der Kernstadt fast 25 Prozent der Wähler für die AfD gestimmt haben, sei für ihn ein politisches Warnzeichen. Da gelte es, sich Gedanken zu machen, warum diese Bürgerinnen und Bürger so gewählt hätten. Eines betonte Selig: "Die 18,5 Prozent sind für mich nicht nur Protestwähler. Ich bin mir sicher, dass sich der Großteil schon Gedanken gemacht hat, wen er wählt. Man müsse versuchen, auf diese Wähler zuzugehen und sie wieder zurückzugewinnen. "Wir müssen versuchen, diese Leute wieder für Blumberg zu begeistern."

Ursula Pfeiffer: Die SPD-Fraktionssprecherin ist auch am Montag noch bestürzt über den Absturz der SPD in Blumberg von letztes Mal 21,9 Prozent auf nur noch 9,5 Prozent. Zwar habe die Blumberger SPD noch das beste Ergebnis im Städteviereck der Südbaar erzielt (in Donaueschingen hatte die SPD 8,2 Prozent, in Hüfingen 8,0 und in Bräunlingen 8,7 Prozent). Ein Trost ist das für die Blumberger Stadträtin keineswegs. Es sei schade gewesen, dass der Wahlkreis nicht mehr mit einem Abgeordneten im Landtag vertreten war. (Fritz Buschle hatte den Wiedereinzug 2011 knapp verpasst).

Bestürzt zeigte sie sich auch, dass Minister Peter Friedrich in Konstanz nicht mehr gewählt wurde. Er sei auch von der Wirtschaft und IHK geschätzt worden. "Das Ergebnis in Blumberg schmerzt, aber wir werden unsere Arbeit fortsetzen." Erschreckend findet Ursula Pfeiffer die 18,5 Prozent für die AfD. Sie habe vor der Wahl mit vielen Menschen gesprochen, auch mit Jüngeren, oft hätten die Gesprächspartner das Thema Flüchtlinge als zentralen Punkt genannt.

Werner Waimer: Der FDP-Stadtrat freut sich zwar über das Ergebnis der Liberalen in Blumberg mit 9,4 Prozent (plus 2,9 Prozent). Er bedauert aber, dass der Landtagsabgeordnete Niko Reith den Sprung in den Landtag nicht geschafft habe.

Reith, der für Leo Grimm nachgerückt war, habe in den eineinhalb Jahren gute Arbeit geleistet und sich in der Region sehr engagiert. Im Regierungsbezirk Freiburg wäre er der dritte Anwärter für einen Zweitsitz gewesen, doch die Liberalen erhielten nur zwei Sitze. Ausschlaggebend waren die 6,2 Prozent in Immendingen und 7,4 Prozent in Tuttlingen, insgesamt erhielt Reith im Wahlkreis 55 Tuttlingen-Donaueschingen 8,3 Prozent.

Betroffen ist Waimer über die 18,5 Prozent der AfD. Er habe zuerst gedacht, die 21,2 Prozent im Blumberger Ortsteil Zollhaus, wo Waimer wohnt und wo zwei Flüchtlingsunterkünfte sind, sei "ein Ausrutscher". Doch in der Kernstadt habe die AfD zum Teil mehr als 30 Prozentpunkte erhalten. Er selbst werde sich in der Flüchtlingspolitik sprich Blumberger Flüchtlingshilfe noch stärker engagieren.

Spannend wird für ihn die Koalitionsfrage in Stuttgart. Der Wähler habe klar den Willen geäußert, er wolle Winfried Kretschmann wieder als Ministerpräsidenten. So interpretiere er das Ergebnis. Er glaube nicht, dass der Wähler eine Koalition von zwei Verlieren, CDU und SPD, mit der FDP als Zünglein an der Waage akzeptieren würde. Er fände es daher nicht gut, wenn FDP-Fraktionssprecher Hans-Ulrich Rülke seine Aussage festmeißele, er werde nicht mit den Grünen koalieren.

Die Grünen haben in Blumberg schon vor Jahren ihren 1994 gegründeten Ortsverein wieder aufgelöst. Bei der Kommunalwahl 1994 hatten sie mit Christiane Bratkus auf Anhieb ein Mandat errungen, für eine Periode. Doch inzwischen legen sie von Wahl zu Wahl zu. Zwar liegen Sie in Blumberg mit nun 20,4 Prozent (plus 5,9 Prozentpunkte) noch deutlich hinter der CDU (36,3 Prozent). Stark sind sie im Achdorfer Tal, wo sie mit 36,1 Prozent (plus 6,1 Prozent) in Achdorf ihr bestes Resultat erzielten. In Eschach erhielten sie 31,8 Prozent (plus 14 Prozent), dort liegen sie sogar vor der CDU an erster Stelle, die CDU fiel hier von 46,6 Prozent auf 30,6 Prozent. Woran liegt das gute Abschneiden der Grünen im Tal?

Achdorfs Ortsvorsteher Hans-Peter Mess sieht als mögliche Gründe die vielen jungen Wähler sowie, dass dieses Mal viele CDU-Wähler grün votiert hätten. Außerdem seien die Grünen in Baden-Württemberg nicht identisch mit den Bundesgrünen. Hier im Land seien mehr Realos. Und die Wahlbeteiligung im Tal sei wieder hoch gewesen, in Eschach lag sie bei 77,6 Prozent, in Achdorf bei 64,3.

Info: In Zahlen

Gewinner bei der Landtagswahl in Blumberg sind die Grünen mit 20,4 Prozent (plus 5,9 Prozent), die FDP mit 9,4 (plus 2,9 Prozent) und die AfD mit 18,5 Prozent, ihr höchstes Ergebnis auf der Südbaar. In der Kernstadt erreichte sie vier Mal rund 25 Prozent und mehr: Bibliothek (24,9 Prozent), Realschule (27,3), Sparkasse (30,2) Stadthalle (31 Prozent), in Randen erreichte sie 27,7 Prozent, in Zollhaus 21,2 Prozent. Verlierer ist die SPD mit 9,5 Prozent, (minus 12,4 Prozentpunkte). Die Wahlbeteiligung lag bei 66, 6 Prozent, 2011, betrug sie 57,1 Prozent.