Leitsystem entlang der L 185 soll Amphibien das Leben retten. Im Frühjahr einsatzbereit.
Blumberg - Ab Frühjahr 2012 soll eine der schlimmsten Amphibienfallen im Landkreis der Vergangenheit angehören. Durch ein Leitsystem werden dann so seltene Arten wie Kamm-Molch und Gelbbauch-Unke vom Stoberg herkommend durch elf Durchlässe unter der L 185 ins Untere Ried geführt.
1.000 Meter auf jeder Seite
340 000 Euro aus Zuschusstöpfen des Landes und der EU werden in den kommenden Monaten entlang der stark befahrenen L 185 verbaut – zunächst nördlich davon unterhalb des Stobergs, bis Juni 2012 dann auch südlich auf der Riedseite. Insgesamt 1000 Meter auf jeder Seite. Dann, wenn die Rückwanderung ins Winterquartier einsetzt, werden die bereits 2009 im Zuge der Straßensanierung eingebauten Amphibientunnel von der Tierwelt vollständig in Beschlag genommen sein.
Hans-Peter Straub, Kreisökologe und Naturschutzfachkraft im Landkreis, betont bei einem Besichtigungstermin die Bedeutung des Unteren Rieds und der näheren Umgebung als Flora-Fauna-Habitat. Acht bis neun Amphibienarten, einer der höchsten Artendichten im Schwarzwald-Baar-Kreis, ließen selbst die Ökologen auf europäischer Ebene aufhorchen und den Geldhahn öffnen, um diesen Bestand zu sichern.
Die Untere Naturschutzbehörde betreue elf Amphibienstrecken im Landkreis, davon fünf feste Leitsysteme, erläutert Sachgebietsleiterin Sonja Werner. Der Behördenaufwand zum Schutz von Amphibien reduziere sich durch derartige feste Leitsysteme erheblich. Bei der derzeitigen Personaldecke und zu betreuenden 530 Quadratkilometern "Natura 2000"-Gebiete sei man deshalb froh über jede Erleichterung.
Zweck der jetzigen Maßnahme sei der Schutz der Amphibien vor dem Verkehrstod auf der Fahrbahn der L 185 zwischen der Aral-Tankstelle und der Abfahrt Hondingen, so Sonja Werner. Und natürlich stelle das Leit- und Tunnelsystem auch einen Beitrag zur Verkehrssicherheit dar, ergänzt Hans-Peter Straub. Die Strecke entlang der L 185 hatten bislang Realschüler sowie der Hegering Blumberg unter ihre Fittiche genommen. Die freiwilligen Helfer würden künftig für diesen Einsatzort nicht mehr benötigt, so Hans-Peter Straub.
Eigentlich habe man baulich wesentlich weiter sein wollen, fügt Herbert Steidler, Leiter des Kreis-Straßenbauamts, sich vor dem Regen und böigem Wind mit einem Schirm schützend, am Ende der Besichtigung beinahe entschuldigend an. Die Ausschreibungsformalitäten hätten jedoch die finanzielle Projektzusage stark verzögert. Das beauftragte Bauunternehmen könne, solange der Winter nicht einbricht, bis zu 300 Meter der T-förmigen Betonteile je Tag verbauen. Spätestens die Frühjahrswanderung der Amphibien zu den Laichplätzen im Unteren Ried werde dann sicherer werden.