Pfetzergericht Zollhaus verurteilt den närrisch Angeklagten zum Austeilen von Süßigkeiten und einem Fass Bier
Von Stefan Limberger-Andris
Blumberg. Glimpflich davon kam der Blumberger Knöpfle-Beck vor dem Zollhauser Pfetzergericht, das zum 22. Mal tagte. Dank einer guten Verteidigung durch Thomas Volz muss er 2015 lediglich Süßigkeiten auswerfen beim Umzug und ein Fass Bier spenden.
Schwere Vorwürfe erhob Ankläger Werner Waimer gegen Stefan Knöpfle. Dieser habe Zollhaus durch die Ansiedlung des Geschäfts "Jim Knöpfle" regelrecht unterwandert, ohne bei den "Eisheiligen" einen Antrag gestellt zu haben. Zudem liefere er lediglich "Nachback-Krustis" aus, was der Ankläger mit zwei steinharten Weckle bezeugte. Die Öffnungszeiten des Geschäfts seien zudem für den Pfetzer-Oberen zu spät terminiert.
Gleich zu Beginn der Verhandlung hatte Vorsitzende Alexandra Waimer den Knöpfle-Beck zum Bezahlen von vier Weinschorle verdonnert. Sie unterstrich, dass die "Eisheiligen", bei denen sich Stefan Knöpfle hätte melden sollen, eine Institution in Zollhaus seien, die nicht umgangen werden dürfe.
"Endlich eine Aufwertung für Zollhaus", sprach Fürsprech Thomas Volz das Bäckereigeschäft als echte zukunftsfähige Errungenschaft an. Die sonntäglichen Öffnungszeiten richteten sich übrigens nach den Kunden und nicht nach der Blasenschwäche von Zunftmeistern. Sein Mandant sei zudem strafunfähig, da seine Frau Nicole und der knapp dreijährige Sohn Benno den Laden führten.
Stefan Knöpfle umschrieb sein Anklage als Affront gegen einen Wohlstand und Kultur nach Zollhaus bringenden Blumberger. Als Gabe, das Gericht milde zu stimmen, hatte er einen Sack kupferroter Münzen mitgebracht.
Während sich das Pfetzergericht zu einer mehrminütigen Beratung zurückzog, wurde der Knöpfle-Beck von Familienmitgliedern bedauert. Ihn kulinarisch zu verköstigen, wurde allerdings unterlassen, weil ihm ansonsten von Gerichtsdiener Silvio Waimer ein Maulkorb verpasst worden wäre. Stefan Knöpfle litt ohnehin schon genug mit angelegten Handschellen und schwerer Eisenkugel am Schandbrett.
So kam denn das Pfetzergericht schließlich doch zu einem milden Urteil. Der Knöpfle-Beck muss die Pfetzerzunft mit einem Fass badischen Bieres verköstigen. Zudem muss er beim Sonntagsumzug in Blumberg im kommenden Jahr mit den Pfetzern mitmarschieren und aus einem Leiterwagen Berliner, Schneckennudeln und Butterzöpfle sowie sonstige Süßigkeiten verteilen. Natürlich lässt sich die Zunft nicht lumpen. Der Fanfarenzug Zollhaus wird im Sommer beim "Jim Knöpfle" ein Platzkonzert geben.
Das Gemeinschaftshaus in Zollhaus war als Gerichtsgebäude wieder gut gefüllt. Christian Hartmann von der Narrengesellschaft war ebenso unter den Gästen zu finden wie etliche Blumberger, etwa der frühere Burgpfeifer-Texter Hubert Laube. Die "Eisheiligen" unter der Führung von Robert Vetter frönten dem Gerstentrank, gut gekühlt im Biereimer der Rentnertruppe. Herbert Kiefer hatte sich vorsorglich einen Namenszettel um den Hals gehängt, um später auch ja sicher nach Hause gebracht zu werden.
Landvogt Raily (Rolf) Mink von der Narrenvereinigung Hegau-Randen ehrte Zunftkassiererin Birgitt Fischer mit dem Dackelorden, "Bierkutscher" Hardy Fischer sowie "Zunftkritzler" Ernst-Norbert Storsberg erhielten jeweils den Goldenen Verdienstorden für ihr langjähriges Engagement.
Stefan Sosinski darf sich glücklich schätzten über die Pfetzerzunft-Kachel, die er als treues Mitglied von Wermer Waimer überreicht bekam. Der frühere Pfetzer-Vorsitzende wirkt seit 1980 zum Wohle der Zunft. Dass sich Einsatz lohnt, erfuhren Janis Prager (Mini-Pfetzerorden), sowie Vanessa Fischer und Jessica Renner (beide Pfetzerorden).