Zusammengekauert saß der junge Biber Ende Juli im Schleifenbach, verletzt und entkräftet. Sein Überleben war nicht sicher. Jetzt ist er wieder munter und hat wohl im Zollhausried ein neues Zuhause gefunden. Foto: Stiller

Das im Juli verletzt eingefangene Tier wurde nach der Genesung wieder ausgesetzt.

Blumberg - Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sich im Zollhausried ein Biber angesiedelt. Es handelt sich dabei um jenes Tier, das Ende Juli verletzt aus dem Schleifenbach gerettet wurde.

Am 26. Juli hatten Bewohner der Wohnanlage in der ehemaligen Stumpenfabrik das Tier am Wasserabsturz des Schleifenbaches entdeckt und den örtlichen Biberbeauftragten Manfred Bouillon informiert, der wiederum Bettina Sättele vom Bibermanagement hinzurief. Gemeinsam fingen sie mit viel Geschick den Nager ein, der sichtbar verletzt war. Auf dem Rücken hatte der Biber eine erheblich Bisswunde, die eiterte. Ob er überleben würde, stand damals noch nicht fest.

Er hat überlebt, nicht zuletzt aufgrund der zügigen Rettung, die eine tierärztliche Hilfe ermöglichte, und der anschließenden Pflege durch Bettina Sättele. Die Fachfrau sorgte zunächst für eine Wundreinigung und nahm den Biber nach der ärztlichen Behandlung mit Antibiotika in einem Gehege bei sich im Raum Waldshut auf. Es sei ein recht ruhiges Tier, das am Anfang noch recht geschwächt war, berichtete die Expertin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Im Laufe der Zeit setzte aber eine sichtbare Erholung ein und die tiefe Bisswunde verheilte.

Tier soll sich nicht an Menschen gewöhnen

Drei, maximal vier Wochen sollte die Pflege des Bibers dauern, hatte Bettina Sättele angekündigt. Das alleine schon deshalb, weil sich das Tier nicht zu sehr an Menschen gewöhnen sollte. Das könnte nämlich Probleme mit sich bringen, wenn der Nager wieder ausgesetzt wird. Vor zwei Wochen war es so weit. Gesund und munter kam das Pelztier wieder in Freiheit und zwar oberhalb des Wasserabsturzes des Schleifenbachs hinter der ehemaligen Stumpenfabrik. Dieser Betonabsturz hatte sich für den Biber als unüberwindliches Hindernis erwiesen, nachdem das etwa zweijährige Jungtier sich von seiner im Bereich Wutach lebenden Familie gelöst und auf Wanderschaft zu einem eigenen Revier gemacht hatte. Dabei überwand er die Wasserfallstufen seitlich, nur eben den künstlichen Wasserabfall an der Friedhofstraße nicht. Nicht auszuschließen, dass sich aufgrund der zunehmenden Population von Bibern im Wutachgebiet in den kommenden Jahren dort weitere junge Biber festlaufen, so Bettina Sättele.

Die Expertin geht davon aus, dass das Tier weiter den Schleifenbach hinauf in Richtung Zollhausried gezogen ist, wo es gute Lebensbedingungen vorfindet und deshalb wohl auch dort bleiben wird. Da im Tal der Aitrach von der anderen, also der Donauseite her, ebenfalls Biber bis nach Leipferdingen vorgedrungen sind, kann mit der Vermehrung der Art in diesem Gebiet mit einiger Sicherheit gerechnet werden.

Informationen:

Der Europäische Biber war ursprünglich in Europa und weiten Teilen Asiens heimisch, ist dann aber durch intensive Bejagung (dichtes Fell, essbares Fleisch) in weiten Teilen Europas ausgerottet worden. Durch konsequenten Schutz und Auswilderungen im 20. Jahrhundert haben sich die Bestände des Europäischen Bibers in den letzten Jahrzehnten doch deutlich erholt.

Der Biber ist ein reiner Pflanzenfresser und semiaquatisches Säugetier, das heißt sein Lebensraum sind fließende und stehende Gewässer und deren Uferbereiche. An Land bewegt er sich aufgrund seines plumpen Körperbaus nur langsam. Sein Körperbau ist dem Leben im und am Wasser ausgezeichnet angepasst.

Biber leben in Einehe. Das Revier einer Biberfamilie, die aus dem Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren besteht, umfasst je nach der Qualität des Biotops ein bis drei Kilometer Fließgewässerstrecke.

Probleme treten im wesentlichen dort auf, wo der Mensch – aus gesamtökologischer Sicht – durch die Landnutzung stark in die Natur eingegriffen hat. Auf Grund ihres Bäumefällens sind Biber insbesondere in der Forstwirtschaft unbeliebt. Obwohl sie meist jüngere Bäume nutzen, werden teilweise auch ausgewachsene Bäume angenagt oder gefällt. Handelt es sich um forstwirtschaftlich bedeutende Baumarten, kann der Schaden daher recht beträchtlich sein. Einzelne Bäume können mit einer Manschette aus Maschendraht geschützt werden.