Rainer Holzke übernimmt in Zukunft einige Notarztdienste weniger. Foto: Niederberger

Blumberger Mediziner kündigt an, beim Notfalldienst in Zukunft kürzer zu treten. Rente ist keine Option.

Blumberg  - Nach der Auseinandersetzung um den Notarztstandort für die Südbaar, der ab dem 1. Januar 2021 beim Längehaus angesiedelt sein wird, kündigt der Arzt Rainer Holzke an, sich jetzt wieder verstärkt seinen kassenärztlichen Pflichten zu widmen. Sprich: Er wird nur noch die gesetzlich von ihm geforderten Notfalldienste machen – denn grundsätzlich ist jeder niedergelassene Arzt verpflichtet, am ärztlichen Notfalldienst teilzunehmen. Bislang ist quasi die Praxis von Holzke in der Blumberger Kernstadt Notarztstandort, da der Mediziner rund 90 Prozent aller Notfalleinsätze übernimmt.

Holzke kündigt in einem, dem Schwarzwälder Boten vorliegenden Schreiben an Peter Metzger - er ist Geschäftsführer des Bereichsausschusses - an, ab sofort Urlaub zu beanspruchen.

Der Bereichsausschuss ist ein Gremium, dem Vertreter der Leistungsträger und der Kostenträger im Rettungsdienstbereich angehören. Es hatte beschlossen, den Notfallstandort ans Längehaus zu verlegen, weil von dort aus eine bessere notärztliche Betreuung der gesamten Südbaar (also inklusive der Raumschaft Geisingen) sichergestellt sei, vor allem, was die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen anbelangt.

Holzke wird ganz deutlich: "Ich bin nicht mehr bereit, auf den mir zustehenden Urlaub, meine Feiertage und eventuell erforderliche Arzt- oder Zahnarztbesuche zu verzichten. Ich werde 2019 bereits mindestens einen Weihnachtsfeiertag für mich frei machen. Das wird das erste Weihnachtsessen für uns seit 2003 sein." Holzke rechnet damit, dass sein Kollege Humbach nicht bereit sein wird, an einem Feiertag zu arbeiten. Auch das Zentralklinikum (es stellt die Ärzte der neuen Wache) werde nicht in der Lage sein, ihn zu ersetzen, mutmaßt Holzke. "Ich habe einen Versorgungsauftrag für die Kassenärztliche Vereinigung zu erfüllen, und das werde ich ab sofort voll umfänglich und gewissenhaft tun", so Holzke weiter.

Was Holzke am meisten ärgert: Dass ihm wegen einer Krankheit vorgeworfen wurde, die Bevölkerung für einige Tage im Stich gelassen zu haben. Das nennt er eine "Unverschämtheit". Er sei sofort nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wieder in sein Einsatzfahrzeug gestiegen und er sei das erste Mal in seiner gesamten Dienstzeit krank gewesen. Das Zentralklinikum habe sich damals nicht im Stand gesehen, auch nur für einen Tag eine Vertretung zu stellen.

Außerdem unterstreicht Holzke seine Kritik an der Residenzpflicht, die an der neuen Notarztdienst-Wache beim Längehaus gelten wird. Die mache es den bisherigen Blumberger Notärzten unmöglich, sich weiter einzubringen. Die Residenzpflicht ist für ihn "sinnlos". Und dann ist sich Holzke sicher, dass seine beiden Einsatzfahrzeuge dem Einsatzfahrzeug der Malteser (sie werden die Wache betreiben) von der rettungsärztlichen Ausstattung haushoch überlegen sei.

Und noch eine Klarstellung ist Holzke wichtig: Er werde 2023 nicht in Rente gehen, sondern zu einem heute noch nicht definierten Zeitpunkt seinen Wohnsitz an die Küste verlagern und selbstverständlich sein Notarzt-Einsatzfahrzeug mitnehmen – um dort als Not- und Kurarzt tätig zu sein.