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Umwelt: Trend zu Mehrweg an Wurst- und Brottheke auch in Blumberg / Geschäftsinhaber schaffen Anreize

Plastik? Nein Danke! – Der Verzicht auf Plastik ist zu einem anhaltenden Trend geworden. Auch in Blumberg reagiert der Einzelhandel auf das bewusste Verhalten der Verbraucher.

Blumberg (hon). Ob beim Metzger, beim Bäcker oder im Supermarkt: Die Kunden werden immer ökologischer, wie eine Umfrage Lebensmittel-Einzelhandel zeigt. In einigen Geschäften werden Einkäufer sogar belohnt, wenn sie mit der Mehrwegbox zum Einkauf kommen.

Was kann ich als einzelne Person schon gegen die Berge von Plastikmüll und andere drängende Umweltprobleme ausrichten? Früher wurde diese Frage meisten mit "nichts" beantwortet, heute dagegen wollen vermehrt Menschen ihren kleinen Anteil zu einer intakten Umwelt beitragen. Carsten Schlesiger vom gleichnamigen Edeka-Markt bestätigt, dass immer mehr Kunden auf Nachhaltigkeit achten. Er will das aktiv unterstützen und hat deshalb in Kooperation mit der Stadt Blumberg eine Baumpflanz-Aktion ins Leben gerufen. Wer in seinem Markt an den Frischetheken Fleisch, Wurst oder Käse in eine mitgebrachte Mehrwegbox einpacken lässt, der erhält pro Einkauf einen Aufkleber für eine so genannte Baumpflanzkarte. Wenn zehn Aufkleber zusammengekommen sind, dann pflanzt Schlesiger dafür einen Baum im Gewann Vogelherd. "Es handelt sich um heimische Baumarten, die dort im Namen unserer Kunden gepflanzt werden, wo Waldgebiete zum Beispiel durch einen Sturm verloren gingen", sagt Schlesiger. Beraten wird er vom Blumberger Revierförster Stefan Riedmüller. Geplant ist, im Frühjahr 2020 zum ersten Mal zur Schaufel zu greifen, um Pflanzlöcher auszuheben.

Das Belohnungskonzept greift auch, wenn der Kunde bei Obst und Gemüse auf ein Mehrweg-Netz anstelle eines Einweg-Plastikbeutels zurückgreift. Diese Mehrweg-Netze kann man im Markt in einem Gebinde von fünf Stück kaufen, belastbar sind sie mit jeweils fünf Kilogramm. Die kostenlosen Obst- und Gemüsebeutel aus dünnem Plastik gibt's weiterhin. "Ganz auf Plastiktüten verzichten können wir leider noch nicht", erklärt Schlesiger.

Schlesiger setzt an der Käse-, Wurst- und Fleischtheke auf dasselbe System wie die Metzgerei Zier in Blumberg und die Metzgerei Gut in Fützen: Kunden, die eine Mehrweg-Box mitbringen, stellen diese auf ein Tablett und reichen es dann über die Theke. So will das der Wirtschaftskontrolldienst aus hygienischen Gründen – was ja durchaus Sinn macht. Nach jedem Vorgang muss das Tablett gesäubert werden. Im Edeka-Markt werden nur Kunststoff-Behälter angenommen. Behältnisse aus Glas oder Porzellan sind tabu, denn wenn die aus Versehen kaputt gehen, könnten Scherben in die Auslage gelangen.

Auf einen finanziellen Anreiz setzt die Metzgerei Zier: Christine Zier belohnt ihre Kunden, die mit einer eigenen Box kommen, mit einem zweiprozentigen Rabatt auf den gesamten Einkauf.

Christine Schmid von der Riedböhringer Metzgerei reicht ihren Kunden, die mit Tupperware kommen, die Wurst auf einem Papier über die Theke, das anschließend entsorgt wird. Da sie mit ihrem Mann auf vielen Wochenmärkten vertreten ist und dort vergleichsweise viele Kunden in kurzer Zeit bedient werden müssen, habe sich diese Vorgehensweise bewährt. Was ihr aufgefallen ist: Auf den Märkten hätten nahezu alle Kunden einen Einkaufskorb dabei, ältere Menschen meist einen Trolley. "Nach einer Plastiktüte wird da nur ganz selten gefragt", sagt Christine Schmid. Diese Beobachtung teilt auch Michael Gut aus Fützen. "Es sind vor allem Schüler, die für ihre zwei Fleischkäsebrötchen nach einer Plastiktüte fragen", sagt der Metzgermeister. Offensichtlich hat die "Fridays for Future"-Generation in Sachen ökologischer Einkauf noch Nachholbedarf.

In der Bäckerei Knöpfle und im Jim Knöpfle wird Umweltbewusstsein ganz groß geschrieben. Nicole Knöpfle macht beim bundesweiten Pfandbecher-Kreislaufsystem Recup mit, hinter dem ein Start-up aus München steht. Für den Kunden ist das Prinzip simpel: Wer bei Knöpfle den Kaffee im Mehrwegbecher kauft, zahlt einen geringeren Preis (minus 20 Cent) plus einen Euro Pfand. Den Euro bekommt man wieder, sobald man den Becher bei einem der teilnehmenden Cafés zurückgibt. Dort werden die Becher gereinigt und wieder eingesetzt. Nur kaputte oder stark verunreinigte Becher werden weggeschmissen und recycelt. 700 Mehrweg-Becher hat Nicole Knöpfle schon in Umlauf gebracht.

Gut angenommen werden auch die Leinen-Brotbeutel, die eine Mitarbeiterin der Bäckerei näht. Einige habe sie sogar schon nach Holland verschickt, erzählt Nicole Knöpfle. Tetra-Packs hat sie aus dem Getränke-Kühlschrank verbannt, dort stehen nur noch Flaschen. Marmelade zum Frühstück gibt es nicht mehr in kleinen Portionskapseln, sondern in Gläschen, der Salat-to-go wird auf Schalen aus Bagasse, dem Pressrückstand bei der Zuckergewinnung aus Rohrzucker, angerichtet, und die Salatsoße ohne Zusatzstoffe kommt aus Pumpspendern. Und das beste an den ganzen Bemühungen neben dem Umweltaspekt? Die Kunden nehmen die neuen Angebote an.

Das plant die Politik: Klassische Plastiktüten an der Kasse kosten inzwischen in sehr vielen Supermärkten etwas – dazu hat das Umweltministerium eine freiwillige Selbstverpflichtung mit dem Handel vereinbart. Auch andere Verpackungen wie die so genannten Hemdchenbeutel oder auch Plastikfolien um Gurken und andere Früchte sollen zurückgedrängt werden. Bundesumweltministerin Svenja Schulze will im Herbst eine weitere Vereinbarung mit dem Handel schließen, die vor allem bei Obst und Gemüse für weniger Verpackungen sorgen soll.