Nichts mehr mit fettem Hamburger und anderen opulenten Speisen. In der Fastenzeit sollten ruhig mal Früchte und Säfte im Vordergrund stehen. Das ist gut für Körper und Geist. Fotos: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Viele Blumberg haben gestern mit dem Fasten begonnen / Hauptsächlich Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten

Von Achim Stiller und Hans Herrmann

Blumberg. An Fastnacht steht keiner auf der Waage und denkt an die schlanke Figur. Um so mehr Menschen aus Blumberg und seinen Ortsteilen denken aber nach den närrischen Tagen ans Fasten und das nicht nur aus Gewichtsgründen.

40 Tage Fasten, das kann ganz schön hart sein, je nach Intensität und Motivation zur enthaltsamen Zeit. Alkohol und Süßigkeiten, das sind die am häufigsten genannten Dinge, auf die in der Zeit bis zum Osterfest verzichtet wird. Bei der Frage nach dem Warum wird das Gewicht übrigens nicht an erster Stelle genannt, sondern eher Besinnung und körperliches Wohlbefinden

Seit gestern fastet Scheffelschul-Rektor Robert Bornhäuser und zwar konsequent, wie er sagt. Kein Tropfen Alkohol und auch auf seine "Lieblingsdroge" Schokolade verzichtet er, selbst wenn ihn nette Kolleginnen dazu verführen möchten. Bis nach der Osternacht, also bis zum Ostersonntag, wird diese Enthaltsamkeit bei ihm und seiner Frau, dauern. Das sei ein kleines Opfer, sagt Bornhäuser, aber es reinige den Körper und gebe ihm Kraft, sich auch geistig neu zu orientieren.

"Ich will's versuchen, aber ich glaube nicht, dass ich es komplett durchhalte, räumt Albert Vonnier ein. Der ehemalige Gesamtelternbeiratsvorsitzende und aktive Fastnachter bei den Eichberggeistern will in den nächsten Wochen gänzlich auf Alkohol verzichten, was ihm nach eigenem Bekunden nicht schwer fällt. Eher schon, beim Essen auf die Grundmalzeiten zu reduzieren. Das heißt, kein Stück Kuchen mal eben zwischendurch. Warum Fasten? Weil's gut ist fürs Wohlbefinden, meint der Blumberger und weil der Fastnachtsspeck runter muss. In diesem Jahr wurde er für seine langjährige Treue zu den Geistern geehrt. Da fiel das Feiern schon etwas heftiger aus. Seine Ehefrau fastet übrigens mit. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid.

Dass der alt-katholische Pfarrer Ulf-Martin Schmidt fastet, überrascht nicht wirklich. Das Fastenzeitgebot spielt bei ihm naürlich eine Rolle. Andererseits will er sich mit dem Verzicht auf Süßigkeiten und möglichst weitgehend tierischen Produkten auch bewusster machen, was er denn so das ganze Jahr über zum Teil auch gedankenlos in sich hinein stopft. Der angehende Vater – seine Ehefrau wird sich aufgrund der Schwangerschaft nicht am Fasten beteiligen – räumt ein, über die Fastnachtszeit ganz schön auf die Pauke gehauen zu haben. Da brauche er es dann auch, wenn es ein wenig ruhiger zugehe. Ob dieser Wunsch angesichts seines bevorstehenden Umzugs nach Berlin in Erfüllung geht, erscheint allerdings fraglich.

"Die Fastenzeit ist für uns eigentlich kein Thema. Wir achten das gesamte Jahr auf eine gesunde Kost und Alkohol trinken wir ganz selten", sieht die Schriftführerin der Narrengesellschaft, Elke Bellhäuser keine Veranlassung, sich in den nächsten Wochen kulinarisch einzuschränken. "Wenn man Kinder hat, geht das auch kaum", sagt sie.

Für den Riedböhringer Ortsvorsteher Lothar Degen ist das Fasten eine Sache der Tradition. Bei seinen Eltern wurde einst auch noch das Freitagsgebot streng eingehalten, also fleischlose Kost an diesen Tagen. Möglichst fleischarm werden die Degens daher auch die Fastenzeit bis zum Ostersonntag gestalten, wobei dann Fisch etwas mehr in den Vordergrund rückt. Alkohol trinke er ohnehn wenig. Weil ihm Fisch zudem bestens schmecke, empfinde er den Fleischverzicht daher auch nicht als besondere Einschränkung.

"Ich habe auf jeden Fall vor, in den nächsten Wochem dem Alkohol zu entsagen", setzt sich der Vorsitzende der Narrengesellschaft, Dieter Selig zumindest ein Ziel. "Weniger Essen fällt einem im Sommer leichter", setzt er bei der Ernährung zeitlich allerdings andere Priortäten.

"Bis Ostern kein Alkohol", gibt sich die Jugend-Koordinatorin des TSC Handball, Myriam Kuntz eine klare Vorgabe. Ob sie es aber verwirklichen kann, dafür will sie die Hand allerdings nicht ins Feuer legen. "Mein Mann Volker ist hier standhafter und zieht diese Prozedur eher durch".

Schwarzwaldhof-Geschäftsführer Karl-Heinz Blum wird nicht fasten. Das ganze Jahr über bei der Ernährung sündigen und dann 40 Tage Enthaltung über, davon hält er nichts. "Ich esse das ganze Jahr über mit Maß und Ziel. Dazu brauche ich die Fastenzeit nicht". Disziplin bedeutet für ihn dann auch eher, sich jeden Tag auf die Waage zu stellen. Dass die Fastenzeit Auswirkungen auf den Absatz des Fleischwarenunternehmens hat, kann Blum übrigens nicht bestätigen. Allerdings gebe es im Unternehmen dazu bislang auch keine genauen Untersuchungen, räumt er ein. Andererseits sei es aber möglich und werden eventuell aufgrund des stabilen Wachstumsniveaus nicht bemerkt. Wenn er tatsächlich Auswirkungen gebe, dann höchsten marginal, sagt Karl-Heinz Blum.

Zum Thema Fasten hat Robert Bornhäuser einen umfassenden Text zusammengestellt, der auf der Homepage des Schwarzwälder Boten eingesehen werden kann unter: www.schwarzwaelder-bote.de/blumberg

u Fasten ist die willentliche, völlige oder teilweise Enthaltung von Speisen, Getränken und Genussmitteln. Unter striktem Fasten versteht man den völligen Verzicht auf Speisen und Getränke über einen bestimmten Zeitraum hinweg, üblicherweise für einen oder mehrere Tage.

u Das Wort kommt vom Althochdeutschen, das ursprünglich bedeutet "(an den Geboten der Enthaltsamkeit) festhalten". Wird nur eine bestimmte Art der Nahrung – beispielsweise Fleisch – oder ein Genussmittel weggelassen oder eingeschränkt, spricht man von Enthaltung oder Abstinenz.

u Fasten als Gestaltungselement des Lebens ist historisch in zahlreichen Religionen belegt und kommt in vielfältigen Formen sowie in teilweise festgelegten Ritualen vor: für bestimmte Jahreszeiten oder Zeitabschnitte, kollektiv oder individuell, als völliger oder teilweiser Verzicht auf Nahrungsmittel sowie auf Genussmittel, Fleisch, Alkohol, Sexualität u. a.

u Kulturhistorisch überwiegen Fastenzeiten im Frühling, wo sie neben religiösen Aspekten besonders auch der Darmreinigung nützlich sind.

u In der Neuzeit finden sich Formen des therapeutischen Fastens, etwa eine Diät begleitend oder in der Trauerarbeit, bis hin zu Formen des Protestes im Hungerstreik und des politischen Fastens, zum Beispiel eines Mahatma Gandhi in Indien. Andererseits lässt sich der Trend erkennen, alte medizinische oder religiöse Traditionen neu zu entdecken.

u Im religiösen Kontext schließlich dient das Fasten unter anderem der Reinigung der Seele, der Buße im Christentum, der Abwehr des Bösen, dem Streben nach Konzentration, Erleuchtung oder Erlösung.

Quelle: Wikipedia