Voller Stolz zeigt Nordhaldens Ortsvorsteher Dirk Steuer die Dorfchronik, die der Blumberger Heimatforscher Dietrich Reimer innerhalb weniger Monate für die 850-Jahr-Feier Nordhaldens erstellt hat. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Ortsvorsteher Dirk Steuer zieht nach der 850-Jahr-Feier Bilanz / Chronik hebt Bedeutung hevor

Blumberg-Nordhalden. Der Blumberger Teilort Nordhalden feierte 2017 sein 850-jähriges Dorfbestehen.

Im Interview mit unserer Zeitung zieht Ortsvorsteher Dirk Steuer im Nachgang seine Bilanz.

Woran denken Sie beim Stichwort "850 Jahre Nordhalden" zuerst?

An die vielen helfenden Hände das ganze Jahr über. Das war für mich ein sehr intensives Jahr, aber ich möchte keine Sekunde davon missen, weil die Dorfgemeinschaft so toll zusammen gehalten hat, und die vielen, vielen Arbeitsstunden gemeinsam gestemmt hat. Gemeinsam konnten wir unser Dorf den zahlreichen Gästen von der besten Seite zeigen. Und dazu hat jeder Einwohner seinen Teil beigetragen: Da kann ich mich nur nochmals recht herzlich bei allen Einwohnern bedanken.

Nordhalden feierte gleich zwei Mal: Die Narrenzunft Randenwölfe Nordhalden/Neuhaus besteht seit gut 50 Jahren. Dazu gab es den ersten Nachtumzug in der Geschichte des Dorfes. Welche Bedeutung hatte dieser Auftakt für das Festjahr und das Dorfjubiläum 2017?

Der Nachtumzug hat uns alle richtig zusammengeschweißt, weil dies für das ganze Dorf natürlich eine Riesenherausforderung war. Zum einen, weil es so eine Veranstaltung noch nie bei uns gab, es gab also keine verlässlichen Aussagen, was da auf uns zukommt, zum anderen einfach die Menge an Besuchern. Mit circa 1700 Narren im Dorf wurde die Einwohnerzahl mehr als verzehnfacht. Und trotz widrigster Wetterbedingungen – es herrschten etwa zwölf Grad unter Null – wurde daraus ein einzigartiger Nachtumzug mit einem einzigartigen Narrendorf, was uns von allen Seiten viel Lob einbrachte. Jeder im Dorf musste mit anpacken, sonst wäre das nicht möglich gewesen und wir sind alle sehr stolz auf das, was wir da gemeinsam gepackt haben. Und trotz wochenlanger Aufbauarbeiten standen schon einen Tag danach wieder mehr als 70 Helfer bereit, um mit den Aufräumarbeiten zu beginnen, die sich über mehrere Wochen erstreckten. Es war eine unglaubliche Energieleistung.

Der Festakt in der Dorferlebnisscheune war ein Höhepunkt. Guido Wolf als Festredner und vor allem die zahlreichen Helfer im Einsatz machten den Abend zu einem Erlebnis. Wie haben Sie als Ortsvorsteher den Festakt erlebt?

Für mich war das natürlich auch ein ganz besonderes und auch aufregendes Erlebnis, weil man ja nicht jeden Tag so viele hochrangige Politiker in so einem beschaulichen Dorf wie Nordhalden erleben kann. Auch die Gestaltung selbst war etwas ungewöhnlich und ein gewisses Risiko, aber wir wollten uns bei unseren vielen Helfern mit diesem besonderen Festakt für die geleistete Arbeit bedanken und allen einen unvergesslichen Abend schenken. Dazu kam natürlich die Vorstellung unserer Erweiterung der bestehenden Dorfchronik – "Nordhalden Neuhaus – Ein Dorf im Wandel" von Dietrich Reimer, die dem Abend dann noch das Sahnehäubchen aufsetzte. Bei der Suche nach Geschichten und Informationen über die letzten rund 40 Jahre in Nordhalden hatte auch wieder das ganze Dorf tatkräftig mitgeholfen. Es war ein toller Abend, wo ich mich nochmals herzlich bei Guido Wolf für seine Festrede und ganz besonders bei Herrn Reimer für unsere "neue" Chronik bedanken möchte. Nicht zu vergessen unsere Freunde aus Uttenhofen, die als Helfer für uns an diesem Abend einsprangen.

Anfang Juli feierte Nordhalden anlässlich des Jubiläums sein zweitägiges Dorffest, da hatten ja eigentlich alle schon Übung im Feiern. Welchen Stellenwert hatte das Dorffest im Rahmen des Jubiläum?

Dieses Dorffest hatte einen ganz hohen Stellenwert, weil wir nach vielen Jahren endlich mal wieder ein Dorffest veranstalteten. Ganz nach dem Motto "klein aber fein" wollten wir als Dorf noch einmal zeigen, was uns ausmacht. Nicht das große Event, sondern das kleine, aber feine Fest, mit gut ausgesuchter musikalischer Begleitung und einem tollen Flair. Ich glaube, alle Besucher hatten eine tolle Zeit bei uns. Ich hoffe stark, dass wir dieses Fest auch wieder in regelmäßigeren Abständen veranstalten können.

Parallel zu den Feierlichkeiten lief einiges im Kommunalpolitischen. Mit der endgültigen Sanierung der Deponie Kluserboden und dem offengelegten Bach entstand ein Stück Lebensraum für die Naherholung. Wie nimmt die Bevölkerung das auf?

Zunächst sehr gut, weil das Ergebnis der Arbeiten eine tolle landschaftliche Bereicherung für uns ist. Allerdings muss man dann ehrlicherweise sagen, dass es zwischen dem Wasserwirtschaftsamt und uns als Ortsverwaltung unterschiedliche Auffassungen über die Art und Intensität der Landschaftspflege gab. Ich hoffe, dass wir hier dieses Jahr zu einem guten Kompromiss für beide Seiten kommen werden, damit dieses tolle Stück Lebensraum auch von allen Bürgern weiterhin so begeistert genutzt werden kann, wie direkt nach Abschluss der Arbeiten.

Sie sind noch jung. Sind Sie beim nächsten Dorfjubiläum noch Ortsvorsteher? Was sind Ihre nächsten Ziele für Ihren Heimatort?

Das werden wir wohl dem Wähler überlassen müssen. Ich bin zunächst mal froh, dass die zurückliegenden Jubiläen im Jahr 2017 so gut für uns gelaufen sind. Ziele gibt es natürlich viele. Wir konnten ja Ende 2017 mit den Bauarbeiten für die Breitbandversorgung beginnen, und das wird auch 2018 das erste große Ziel sein: diese Maßnahme für alle zufriedenstellend zum Abschluss bringen, um so unser Dorf fit für die Zukunft zu machen. Für die Infrastruktur ist das mit Sicherheit der wichtigste Schritt für die nähere Zukunft. Wir werden wieder attraktiv für junge Menschen, die zu uns ziehen wollen oder auch für junge Nordhalder und Neuhäusler, die dadurch eben eher bei uns bleiben. Daher müssen wir dann auch schauen, dass wir weiter an der Infrastruktur arbeiten und unser Dorf attraktiver für junge Familien machen. Wir werden uns weiter für einen Spielplatz im Dorf stark machen, und wollen auch schauen, dass wir mit der Planung der Erweiterung unseres Neubaugebiets beginnen. Auch über Baulücken im Ortskern müssen wir offen und ehrlich sprechen. Wir als Dorf haben schon viel zu bieten und wollen in Zukunft noch mehr bieten können, und dafür müssen wir von der Ortsverwaltung tagtäglich unser Bestes geben, um bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

■Die Fragen stellte Bernhard Lutz.