Bürgermeister Markus Keller gestern Morgen beim Start der Solidaraktion mit den bunten Spendenschweinen. Foto: Stiller

Stadtverwaltung kommt mit der zentralen Solidaraktion dem Wunsch vieler Bürger nach. Mit Kommentar.

Blumberg - Eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft für die Betreiber der Straußenfarm auf dem Steppacher Hof ist ins Rollen gekommen. Gestern Morgen startete die Stadt Blumberg eine zentrale Spendenaktion, um dem Wunsch der Bürger zu helfen, eine Basis zu bieten.

Ob auf Facebook, hier auf unserem Internetauftritt oder auch in Gesprächen ist der Fall von Geflügelpest und die damit verbundene Tötung der über 102 Strauße und 28 Hühner auf dem Steppacher Hof das vorherrschende Thema. Vor allem der Wunsch zu helfen kommt immer wieder auf, in manchen Fällen ganz konkret. So startet in der kommenden Woche das Haarstudio von Franziska Taubenmann eine Aktion. Neben dem Aktivmarkt Schlesiger plant auch der Musikverein Riedöschingen das Thema direkte Hilfe am heutigen Abend in der Probe anzusprechen. Sandra Nemsch und Ramona Hurrle wollen noch einen Schritt weiter gehen und planen eine Solidaraktion aller Riedöschinger Vereine für die Betreiberfamilie Kurz. Sehr treffend dabei, was die beiden Frauen schreiben: "Für die ganze Familie spielt sich seit gestern ein Horrorfilm, direkt vor ihren Augen ab". Das sind nur einige Beispiele von vielen in der gesamten Stadt.

Diesem Wunsch zu helfen hat nunmehr die Stadtverwaltung Blumberg eine zentrale Basis geschaffen, die Bürgermeister Markus Keller gestern Morgen im Rahmen eines Pressegesprächs erläuterte. Nach einem längeren Gespräch mit Jutta und Ingfried Kurz, das ihn tief bewegt und in dem er um das Einverständnis der Familie zur Hilfe bat, gab er den Startschuss für die Aktion "Solidarität mit der Straußenfarm".

Hauptamtsleiterin Nicole Schautzgy bat die beiden Bankhäuser Sparkasse und Volksbank um Unterstützung durch farbige Sparschweine und die Anlage von Spendenkonten. Die Zusage und Umsetzung bei den Geldinstituten erfolgte umgehend. Wirtschaftsförderin Alexandra Scherer begann mit einem Rundruf bei Geschäften, Firmen und Gastronomiebetrieben, ob sie bereit sind, die beschrifteten Spendenschweine bei sich aufzustellen, mit dem entsprechenden Infoblatt, und für die Teilnahme zu werben. Es gab nur Zusagen.

Die Sparschweine aber auch extra für den Zweck gedruckte Überweisungsträger werden zudem in den städtischen Einrichtungen und den Banken stehen, beziehungsweise ausliegen. Um Hilfe wird auch im Stadtblättle gebeten sowie über den Facebook-Auftritt der Stadt. Die Aktion soll bis in den Januar hinein laufen. Die Spenden sind steuerlich nicht abzugsfähig.

Die Familie Kurz, so der Bürgermeister, sei völlig unverschuldet in diese Notlage geraten. Zwar gebe es die Zusage des Kreises zu einer gewissen Entschädigung über die Tierseuchenkasse, jedoch würde dies den tatsächlichen Schaden auch nicht annähernd abmildern. Kreisveterinär Michael Langer hatte auf Nachfrage des Schwarzwälder Bote beim Pressetermin am Mittwoch erklärt, die Hilfe gehe wohl in Richtung Entschädigung für die Zuchttiere (wir berichteten). Das sind 14 Stück mit einem Kaufwert von etwa 1000 Euro pro Stück. Nach dem Tierseuchengesetz ist eine Entschädigung für exotische Strauße nicht enthalten. Wenn es Geld aus der Tierseuchenkasse gibt, dann im Zuge einer Einzelentscheidung. Der Vermarktungswert der 102 Tiere beträgt ein Vielfaches dessen, was an Entschädigung zu erwarten ist. Hinzugerechnet werden muss der Vermarktungsausfall und vor allem der Imageschaden, denn das Vertrauen der Kunden schwindet in einem solchen Fall immer, auch wenn der Betrieb schuldlos und die tatsächliche Gefährdung von Menschen verschwindend gering war. Der Gesamtschaden, rechnet Bürgermeister Keller, wird wohl sechsstellig sein.

Wer sich an der Solidaraktion beteiligen möchte, kann dies mit direkten Spenden in eines der Sparschweine oder bargeldlos per Überweisung auf folgende Konten:

Bitte stets als Verwendungszweck angeben:

"Spendenaktion Straußenfarm" 

Sparkasse Schwarzwald-Bar, Konto-Nummer 246003074, Bankleitzahl 69450065

oder

Volksbank, Konto-Nummer 70060000, Bankleitzahl 69490000 

Seite 2: Fragen und Mitgefühl

Die Anteilnahme der Menschen in der Region am Drama auf dem Steppacher Hof ist groß. Dies zeigt sich auch an der Reaktionen und Zahlen der Berichterstattung des Schwarzwälder Boten im Internet. Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Spendenaufrufs hatten diesen bereits weit über 2000 Nutzer gelesen und Dutzende den Inhalt auf ihre Facebook-Seiten geteilt. Hinzu kamen viele Kommentare, auch kritische zur Züchtung und Vermarktung der Strauße, deutlich überwiegend aber mitfühlende zur existenzbedrohenden Situation für die Betreiberfamilie. 

In den Gesprächen in der Stadt kommt immer wiederkehrend das Thema eigene Sicherheit auf. Eine der in den vergangenen Tagen wohl am häufigsten gestellten Fragen ist jene:

Wie weit sind Menschen durch den Geflügelpest-Virus H5N3 gefährdet?

Falls der menschliche Organismus gleichzeitig eine Infektion mit einer menschlichen Influenza (Grippe) und den Virus der Geflügelpest abwehrt, besteht eine sehr kleine Möglichkeit, dass sich aus beiden Viren ein neues Virus bildet, das für den Menschen gefährlicher sein kann als die Ursprungsviren.

Kann ich Geflügelfleisch auch essen, wenn die Seuche ausgebrochen ist?

Ja, es bestehen keine Bedenken. Das Virus kann nicht über Fleisch übertragen werden. Der Konsum von vollständig durcherhitztem Fleisch und vollständig durcherhitzten Eiern von befallenen Tieren bedeutet keine Gefahr für die menschliche Gesundheit!

Weitere Antworten im Internet unter:

http://www.lrasbk.de  

Kommentar: Die Welle läuft

Von Achim Stiller

Die Welle der Hilfsbereitschaft für den Steppacher Hof überrascht nicht. Die Familie Kurz ist beliebt, geachtet und vor allem wird ihr großes Engagement mit dem Aufbau der Straußenzucht im Aitrachtal geschätzt, das sich bislang sehr positiv fürs Image der Stadt auswirkt. Das Drama um den Befall der Tiere mit Geflügelpest wirft sie nunmehr in ihren immensen Bemühungen sogar noch hinter die Startlinie zurück. Dies auch, weil die gesetzlichen Entschädigungsregeln erstaunliche Lücken aufweisen. Die nunmehr eingehenden Geldspenden sind daher eine gute Sache und helfen über die erste Zeit hinweg. Was die Familie Kurz aber danach braucht, ist das Vertrauen der Bürger in den Betrieb, die Angebote und die Produkte des Steppacher Hofs. Die wäre dann nachhaltige Solidarität, die allen zugute kommt, im Übrigen ohne jedes Risiko.