Beim Chemieunfall im Blumberger Südwerk vor vier Jahren bauen Feuerwehrmänner vorsorglich ein Dekontaminationszelt auf. Blumberg stand damals kurz vor einer Umweltkatastrophe. Foto: Niederberger Foto: Schwarzwälder Bote

Rettung: Bei Einsätzen werden Fahrzeuge in normaler Stärke besetzt / Schwierige Situation bei der Jugend

Blumberg. Musiker können nicht proben, Sportler nur unter erschwerten Bedingungen trainieren – und auch bei den Feuerwehren fällt wegen Corona der regelmäßige Übungsbetrieb flach. Wir sprachen darüber mit Stefan Band, Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehren Blumberg.

Herr Band, wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Feuerwehren in Blumberg aus? Gibt es Unterschiede zwischen kleineren und größeren Wehren? Was dürfen sie und was dürfen sie nicht mehr?

Unterschiede gibt es keine. Alles ist landeseinheitlich geregelt. Die Feuerwehren dürfen momentan so gut wie gar nichts. Der Probenbetrieb ist komplett eingestellt. Eine Ausnahme gibt es aber: Wenn eine Wehr kurz vor der Corona-Krise oder währenddessen ein neues Fahrzeug bekommen hat, dann darf dieses in Kleingruppen mit maximal vier Mann beübt werden. Wenn einzelne Feuerwehren etwas machen wollen, dann sind sie grundsätzlich dazu angehalten, das im Freien mit genügend Abstand untereinander zu tun. Theoretischer Unterricht in einem Schulungsraum macht bei den Abstandsregeln und Hygienevorschriften auch wenig Sinn. Sämtliche Lehrgänge auf Landes- und Kreisebene sind eingestellt worden, Weiterbildung ist momentan also nicht möglich.

Wie schaffen es die Feuerwehrleute trotzdem, in der Krise fit und einsatzfähig zu bleiben?

Da ist zunächst mal jeder Feuerwehrmann für sich selbst verantwortlich. Ich weiß, dass viele meiner Kameraden laufen gehen oder sonst wie Sport treiben.

Hatten die Blumberger Wehren außer den Lautsprecherdurchsagen zu Beginn der Pandemie in Riedböhringen sonstige Corona-Einsätze?

Ja, wir waren mehrere Male für den Kreis unterwegs. Wir haben Material besorgt und es zum Landratsamt gebracht.

Einige Feuerwehren sind – coronabedingt – dazu übergegangen, je nach Einsatzart weniger Einsatzkräfte zu alarmieren. Wie wird das in Blumberg gehandhabt?

Wir alarmieren grundsätzlich nicht weniger Einsatzkräfte. Wir alarmieren so, wie wir das auch in der Vergangenheit gemacht haben. Wir haben natürlich eine geringere Maximalstärke auf den Fahrzeugen. Die Abteilung Stadt fährt zum Beispiel mit einer maximalen Staffelbesatzung von sechs Mann raus, obwohl das Fahrzeug neun Plätze hat. Fahrzeuge, die für sechs Mann ausgelegt sind, werden aber nach wie vor mit sechs Mann besetzt. Es würde nämlich keinen Sinn machen, dort zu reduzieren, denn dann hätten wir keine taktische Einheit mehr. Mit den Ortsteilwehren sind wir so verblieben, dass sie nicht mit mehr Leuten als ins Fahrzeug passen eine Einsatzstelle anfahren. Es sei denn, diese zusätzlichen Einsatzkräfte würden benötigt.

Bei ihren Einsätzen haben Feuerwehrleute oftmals unmittelbaren Kontakt zu hilfsbedürftigen Personen. Bietet die Schutzkleidung auch Schutz vor dem Virus?

Schutzkleidung hilft natürlich und wir sind angehalten, sie häufiger als zu normalen Zeiten zu waschen. Bei einer Personenrettung versucht die Leitstelle im Vorfeld abzuklären, ob die zu rettende Personen an Covid-19 erkrankt ist und teilt uns das dann mit. So wissen wir im Vorfeld, was uns erwartet und können uns darauf einstellen. Wir halten außerdem entsprechende Schutzkleidung vor.

Feuerwehren gestalten, ähnlich wie Vereine, mit Festen auch das Leben vor Ort mit. Fehlen den Feuerwehren wichtige Einnahmequellen, weil diese Veranstaltungen nicht stattfinden können?

Nein. Es tut zwar weh, dass die Vereine ihre Veranstaltungen nicht mehr durchführen können, finanzielle Auswirkungen auf die Feuerwehr hat das aber nicht.

Kameradschaft spielt bei der Feuerwehr eine große Rolle. Treffen der Alterswehr, Übungen der Jugendfeuerwehr oder auch einfach das ungezwungene Beisammensein im Feuerwehrgerätehaus, etwa nach den Einsätzen, können so im Moment nicht stattfinden. Nervt das?

Ich finde, die Lage ist vor allem für die Jugendfeuerwehr schwierig. Wir versuchen, die Jugendlichen bei der Stange zu halten, um so für genügend Retter-Nachwuchs zu sorgen. Die dürfen uns nicht abspringen. In den Fußballvereinen darf jetzt wieder unter Auflagen trainiert werden, unsere Jugendlichen dürfen sich aber nicht zu Proben treffen. Jedenfalls ist das momentan noch so. Bei den Aktiven ist es weniger schlimm, wir haben uns damit abgefunden, dass es mit der Geselligkeit zurzeit halt nichts wird. Wir sind nicht zufrieden mit der Situation, doch es bleibt uns nichts anderes übrig.

Ihre Wünsche an die Politik?

Dass wir möglichst zeitnah wieder zu einem geregelten Probenbetrieb kommen. Die Maßnahmen, die die Politik zur Eindämmung von Covid-19 beschlossen hat, greifen. Ich hoffe, das bleibt auch so und man muss die Regeln nicht noch einmal verschärfen.

 Die Fragen stellte Holger Niederberger

Stefan Band, 38, ist seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Blumberger Feuerwehr dabei, vor fünf Jahren übernahm er das Amt des Gesamtkommandanten. In dieser Zeit wurden einige Fahrzeuge neu angeschafft und das Gerätehaus erweitert. Band ist verheiratet, Vater von drei Kindern und arbeitet beim Blumberger Bauhof. (hon)