Sie packen tatkräftig an: Holger Golly (links) und Danny Debertin. Foto: Schwarzwälder Bote

Technik: Eichberggeister helfen dem Initiator Herbert Riegger / Die Eröffnung in Zollhaus ist im Mai geplant

Auf die Eichberggeister ist Verlass. Zur ausgemachten Zeit treffen sich sechs Mitglieder des Blumberger Fasnachtvereins im Ortsteil Zollhaus vor dem großen Nebengebäude des stillgelegten Gasthauses Adler-Post, das jetzt Heimat von Flüchtlingen ist.

Blumberg (hon). Ein Arbeitseinsatz steht an. Es gilt, Helmut Riegger, dem Macher der Moped-Technik-Welt Blumberg, beim Umzug zu helfen. Von einem Laster voller alter Mopeds fehlt aber jede Spur. Doch wer bei einem Verein aktiv ist, der weiß: Es gibt immer was zu tun. Und so nutzen die Eichberggeister die Zeit, das Eck in dem früher landwirtschaftlich genutzten Haus, in dem sie ihre Fasnachts-Gerätschaften gelagert haben, zu entrümpeln.

Alte Holzlatten werden zu einem Anhänger geschleppt, Reste eines Imbiss-Wagens und nicht mehr brauchbare Aufbauten. Als ein Mitglied ein Saugatter, in dem einst Schweine auf den Markt gekarrt worden sind, entsorgen will, schreitet ein anderer Eichberggeist ein: "Bist du verrückt? Das Ding ist mindestens Hundert Jahre alt, da haben wir unsere Täuflinge reingesteckt." Ruckzuck ist der Anhänger voll und es geht zum Recycling-Hof.

Dann taucht Herbert Riegger auf. Der Laster sei gleich da, das Beladen an seinem früheren Museums-Standort in Birkenfeld habe länger gedauert als gedacht. Dabei haben ihm die Mitglieder seines Museum-Fördervereins geholfen, erzählt er. Schließlich taucht der Lkw auf. Doch bei der ersten Fuhre sind nur zwei alte Motorräder dabei, eine MZ und eine kleine Kawasaki, dafür jede Menge Kartons. Und darin befinden sich alte Alltagsgegenstände wie Bügeleisen, Schreibmaschinen, Telefone, Näh- und Kaffeemaschinen, Fernseher, Radios und vieles mehr. Darunter viele Dinge, die die Generation 50 Plus noch aus ihrer Kindheit kennt.

Die Eichberggeister stehen an der Laderampe des Lasters Schlange, schnell ist dieser leer geräumt. Ein Mitglied des Museum-Fördervereins fühlt sich an seine Kindheit in der früheren DDR erinnert: "Da sind wir vor der Schule immer an der Kaufhalle vorbei und haben uns in die Schlange gestellt. Vielleicht gab’s da ja was, das wir brauchen konnten." Die Eichberggeister sind mittlerweile einige Mann mehr geworden, Schichtende bei "Federal Mogul".

Riegger kennt das Bundeswehr-Motto: Ohne Mampf kein Kampf. Und so wird die Zeit, in der der Laster wieder in Richtung Birkenfeld rollt, zum Vesper genutzt. Gegrilltes, Salat und Getränke stehen bereit. Beim Essen erzählt Riegger den Eichberggeistern, wie das mit seiner Sammelleidenschaft begann und wie er sich schließlich auf die Suche nach einer Halle machen musste, um seine ganzen Schätze unterbringen zu können. Und er verrät seine Philosophie: "Ich bin Purist." Will heißen: Seine Mopeds sind keine auf Hochglanz polierten Ausstellungsstücke wie sie der Auto- und Motorradfreund zum Beispiel vom Museum am Hockenheimring her kennt. Nein, seinen Zweirädern haftet die Patina jahrelangen Gebrauchs an, und alle können mit ein paar Handgriffen wieder fahrbar gemacht werden. Unter den Exponaten ist auch eine Reihe von Mopeds, die Riegger bei Bauern aus der hintersten Scheunenecke hervorgeholt und zu neuem Leben erweckt hat. Auch sein Museum soll kein durchgestylter Ausstellungs-Tempel werden. Teil seines Konzepts ist es, den bäuerlichen Charme des Gebäudes zu erhalten: Die Eisenringe, an denen einst die Ochsen angebunden waren, bleiben selbstverständlich an der Wand. Interessiert nimmt ein Helfer auch die beiden Gewölbekeller unter die Lupe, in denen Riegger einmal bewirten möchte und die er auch zu vermieten plant. Der Museums-Macher kann sich auch gut vorstellen, hier Bands auftreten zu lassen.

Endlich fährt der Laster wieder vor. Rund 40 Mopeds sind geladen. Die Markennamen der 50-Kubikzentimeter-Maschinchen stehen für das deutsche Wirtschaftswunder und für die glorreiche deutsche Moped-Vergangenheit: Zündapp, Kreidler, Hercules oder Miele. Albert Vonnier, der Chef der Eichberggeister, erkennt ein Moped wieder, auf dem er selbst als Jugendlicher durch die Gegend gebrettert ist. Auch das Schnittmodell eins Opel-Motors wird entladen, das Museum will nämlich aufklären, wie aus heutiger Sicht historische Technik funktioniert. "Demnächst darf ich bei ZF in Friedrichshafen ein Getriebemodell abholen", verrät Rieger.

Den zweiten Laster haben die Eichberggeister ebenfalls schnell leer geräumt. Damit endet ihr Arbeitseinsatz. Natürlich dürfen die Narren ihr Abteil in dem zukünftigen Museumsbau behalten, und Riegger bedankt sich für die Hilfsbereitschaft mit einem feinen Destillat. Seine Freunde vom Förderverein werden an diesem Tag noch eine Fuhre machen. Einige weitere werden folgen. Die Eröffnung des Mopedmuseums ist im Mai geplant.

Dieses Moped wurde von Miele von 1954 bis 1956 gebaut. Käufer mussten keinen Führerschein haben, um es zu fahren, es war steuer- und zulassungsfrei. Angetrieben wird das Moped mit einem luftgekühlten 47-Kubikzentimeter-Motor von Fichtel & Sachs. Bei 4100 Umdrehungen in der Minute erreichte der Motor eine Leistung von 1,25 PS. Das Zweigang-Getriebe mit Leerlauf ermöglichte gute Dauergeschwindigkeiten. In einem Prospekt wurde vor allem die "gesunde Bergfreudigkeit" hervorgehoben. Die für die damalige Zeit moderne Teleskopgabel sorgte für eine weiche, ausgleichende Federung. Außerdem für die Maschine charakteristisch: bequemer, verstellbarer Schwingsattel, Tachometer, Scheinwerfer mit Zündunterbrecher sowie Lenkerschloss in der Steuersäule und 24-Zoll-Räder.