Für das Foto nimmt sie die Maske ab, im Umgang mit Kunden ist diese dagegen steter Begleiter: Mirjam Gralke, Inhaberin von Blumen Handwerk, in ihrem Geschäft in Blumberg. Trotz der Corona-Situation möchte sie positiv bleiben.Foto: Singler Foto: Singler

So ist die Lage von Ladeninhabern in Blumberg. Wegen Corona bestimmt Unsicherheit den Alltag.

Blumberg - Auf der einen Seite Hoffnung, auf der anderen schlimme Befürchtungen sowie Unsicherheit: Die Einzelhändler in in Blumberg hegen gemischte Gefühle.

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Das zeigte eine Umfrage in der Innenstadt. Trotz der seit Monaten anhaltenden Corona-Krise und den negativen Begleiterscheinungen lassen sich die Ladenbesitzer nicht unterkriegen. Kunden sind auch an diesem sonnigen Nachmittag in allen Geschäften unterwegs, in denen wir uns umhören. Und dennoch ist die Situation trügerisch, denn ein zweiter Lockdown würde die Händler finanziell abermals schwer beuteln. Oder im Extremfall erneut Existenzen bedrohen. So ist die Lage:

Schuhhaus Greitmann

Inhaberin Birgit Greitmann kann sich über fehlende Kundschaft nicht beklagen, aber: "Durch unseren Jubiläumsverkauf haben wir derzeit auch mehr Kunden als üblich." Viele würde das Tragen einer Mund-Nasen-Maske abschrecken, meint sie: "Ein Bummeln gibt es in den Geschäften nicht wirklich. Die Menschen kaufen vielmehr gezielt ein, und zwar dann, wenn sie etwas brauchen." Nichtsdestotrotz habe die Devise zu Beginn der Wiedereröffnung nach dem Lockdown geheißen: "Schnell wieder raus aus dem Geschäft. Jetzt ändert sich das nach meinem Empfinden allmählich wieder und ich komme mit Kunden ins Gespräch." Unter anderem in ihrem Geschäft bemerke Greitmann, dass besondere Anlässe ganz wegfallen oder zumindest klein gehalten werden: "Der Verkauf von Schuhen für Hochzeiten, Konfirmationen oder Straßenfeste fällt größtenteils weg, das macht sich bemerkbar." Ihre Gefühlswelt beschreibt die Schuhhaus-Inhaberin so: "Es ist eher noch ein Überlebenskampf. Ich muss in meiner Branche immer ein halbes Jahr vorausdenken und entsprechend Ware bestellen. In welchem Maß ich diese dann aber verkaufe, kann jetzt kaum abgeschätzt werden."

Sonstige Anschaffungen oder Reparaturen von Geräten wie etwa dem Computer schiebt Greitmann so lange wie möglich auf: "Das muss jetzt alles halten, denn dafür ist kein Geld da." Auf ein halbwegs gutes Geschäft im restlichen Jahr hofft sie dennoch: "Wenn Sauwetter und Schnee kommen, brauchen die Leute passende Schuhe." Ein positiver Aspekt der Corona-Krise sei, dass viele das Wandern und Radfahren für sich entdeckt hätten. Der Verkauf von sportiven Produkten habe im Schuhhaus Greitmann deshalb gut funktioniert.

Blumen Handwerk

"Das, was an Ausfall war, holt man nicht mehr rein. Das geht jedem gleich", sagt Mirjam Galke, Inhaberin des Geschäfts Blumen Handwerk, über die vergangenen Monate. Vor allem ältere Menschen würden aus Angst vor einer Corona-Ansteckung gezielt kaufen. Kunden jedoch würden auf jeden Fall wieder kommen. "Die Leute haben gemerkt, dass sich das Ganze mit Maske und Abstand eingespielt hat. Ich sehe auch draußen, dass mehr los ist", so die Floristikmeisterin. Bei all der positiven Wahrnehmung stellt Galke aber auch fest, dass "manche nachlässiger werden". Diejenigen müsse sie dann auf die Maskenpflicht hinweisen.

"Einen erneuten Lockdown würde das Geschäft wohl nicht überleben, und sowohl psychisch als auch in finanzieller Hinsicht wäre das mindestens sehr hart", sagt Mirjam Galke, die positiv bleiben möchte. Sie setzt derweil auf ein Geschäft über den Winter: "Ich hoffe, dass ich meine Adventsausstellung machen darf." Zugute komme ihr dabei, dass sie reichlich Fläche im Freien zur Verfügung habe.

Hörakustik Behnke

Seitdem die Geschäfte wieder regulär geöffnet haben, ist der Kundenzulauf bei Hörakustik Behnke wieder relativ normal. Das berichtet Mitarbeiter Oliver Pohl: "Bei unserer Kundschaft zählen viele zur Risikogruppe. Aber die Leute sind froh, dass sie wieder kommen können." Schließlich seien Hörgeräte empfindlich, schon bei kleineren Reinigungsarbeiten würden viele Hilfe benötigen. Pohls Hoffnung ist, dass die Situation für die Einzelhändler so bleibt wie es aktuell der Fall ist. Trotzdem überwiege bei ihm die Unsicherheit. "Der Mundschutz wird uns noch lange begleiten", denkt er. "Lieber Mundschutz tragen als irgendwann wieder die Läden schließen", vertritt er eine klare Meinung.

Das Tragen einer Maske und den Einsatz von Spuckschutzscheiben hält Pohl für sinnvoll. Darüber hinaus haben Geschäfte wie Hörakustik Behnke ihm zufolge aber kaum coronabedingte Veränderungen vornehmen müssen: "Wir können relativ normal arbeiten. Regelmäßiges Reinigen und die Nutzung von Desinfektionsmittel gehören bei uns sowieso dazu, auch vor Corona war Hygiene ein wesentlicher Bestandteilunserer Arbeit." Hair Lounge Im Friseurgeschäft von Inhaberin Alexandra Lang hat sich die Situation "normalisiert". Sie sagt: "Manche haben knapp vier Wochen auf einen Termin gewartet, sie kommen gern wieder." Dennoch müsse sie immer mal wieder Kunden auf die Maskenpflicht hinweisen: "Auch wenn sie nur schnell in den Laden kommen, um einen Termin auszumachen, müssen die Leute sie tragen." Da handle sie konsequent, schließlich gehe es um ihre Existenz und die Regeln seien gesetzlich so vorgegeben.

Sorgen macht ihr, dass die Infektionszahlen wieder ansteigen. Und auch infrastrukturelle Herausforderungen muss Lang bewältigen: "Ich muss meinen Laden umgestalten, weil zum Beispiel von den zwei Waschbecken nur eines benutzt werden darf und auch nur jeder zweite Platz." Dieser Umstand sei zwar anstrengend, die Arbeitsabläufe seien dagegen normal.

Bürgermeister Markus Keller zur Situation

"Die Lage des Einzelhandels ist in Blumberg durch die Corona-Krise nicht einfacher geworden", sagt Bürgermeister Markus Keller. Wegen des Lockdowns und der Corona-Verordnung habe sich das Einkaufsverhalten der Kunden teilweise verändert. Dennoch "haben wir insgesamt keine großen Leerstände in der Innenstadt. Eine Geschäftsschließung aufgrund von Corona ist uns nicht bekannt", so Keller weiter. Gemeinsam mit Donaueschingen, Bräunlingen und Hüfingen habe man gleich zu Beginn des Lockdowns die Plattform www.suedbaar-handelt.de ins Leben gerufen. "Wir sind gerade in Gesprächen, die Plattform zu erweitern", sagt Blumbergs Bürgermeister dazu. "Relativ unkompliziert gehen wir auch mit der Sondernutzung des öffentlichen Raums um. Diese wird dieses Jahr ohne Sondernutzungsgebühr erteilt", so der Bürgermeister.