Alfons Gleichauf war ein Tüftler und Bastler ohne­gleichen. Foto: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Alfons Gleichauf stirbt im Alter von 89 Jahren / Deutschlands erste 16-Millimeter-Kamera entwickelt

Blumberg-Fützen (ff). Tiefe Betroffenheit nicht nur im Blumberger Teilort Fützen: Im Alter von 89 Jahren ist Alfons Gleichauf in der Nacht von Montag auf Dienstag gestorben.

In den vergangenen zwei Jahren lebte er im Pflegeheim St. Georgen. Dort durfte er noch viele glückliche Momente zusammen mit seiner Familie erfahren, wie Tochter Tanja Heizmann mitteilt.

Alfons Gleichauf hat zudem auch viele Jahre als freier Mitarbeiter für die Lokalredaktion des Schwarzwälder Boten in Blumberg geschrieben. Dies hat er stets mit großer Hingabe getan.

Der geborene Fützener schlug bereits früh im Alter von 13 Jahren eine berufliche Laufbahn beim Hersteller für Medizintechnik Chiron in Tuttlingen ein und ließ damit die Vorzüge einer langen Kindheit hinter sich. 1944 wurde er kriegsbedingt von den Nationalsozialisten jedoch nach Aachen abkommandiert, um dort Gräben auszuheben.

Beruflich folgt 1947 mit der Fortsetzung einer Ausbildung bei Mechanikermeister Karl Rohde, der seine Werkstatt, in der heutigen Stadthalle Blumberg hatte, eine technisch ausgerichtete Laufbahn.

Aus dem Lagerfundus der Hamburger Firma Kopperschmidt, die noch Restbestände an Flugzeugteilen hatte und in die zu Kriegszeiten vor Luftangriffen in die sicheren Blumberger Bergwerke umgesiedelt war, fertigte er Angelrollen und Feuerzeuge.

Rohde hatte schließlich die Idee, Fotoapparate als eigenes Produkt zu entwickeln. Bei der Badischen Industrie- und Gewerbeschau in Freiburg war der Frankfurter Fotokaufmann Gerhard Goldammer von der Qualität der Geräte beeindruckt. Rohde gründete mit "Rohde Mechanik" deshalb einen neuen Betrieb. Aus den Restbeständen eines früheren Flugzeugewerks war so binnen weniger Jahre die "Goldeck Photo GmbH" entstanden. Bereits Anfang der 1950er-Jahre war Alfons Gleichauf dort Leiter der Kameraabteilung. Ein Jahr darauf zog das Unternehmen nach Frankfurt – der Tüftler verließ das beschauliche Fützen ebenfalls.

Nach einem Abendstudium der Ingenieursausbildung war Alfons Gleichauf bis 1963 Konstruktionsingenieur der Firma. So entwickelte er die erste deutsche 16-Millimeter-Kleinstbildkamera nebst Filmpatrone. So erhielt der Name Gleichauf international eine Bedeutung. Allerdings konnte dies den Fortbestand der Firma nicht sichern, die später Insolvenz anmelden musste. Gleichauf übernahm diese, jedoch zu einem Zeitpunkt, als Filme durch andere Technologien vom Markt verdrängt wurden. Gleichauf produziert stattdessen medizinisch-wissenschaftliche Geräte.

1978 zog es Gleichauf wieder in seine badische Heimat zurück, da nach dem Tod seiner Eltern das Haus leer stand. Nach Vertretertätigkeiten entwickelte er in der hauseigenen Werkstatt den Hochdruckreiniger "huwag 3000" bis zu Pensionierung 1995.

Seit 1980 glücklich mit seiner Frau Wilhelmina verheiratet, hat der Tüftler und Erfinder seine Leidenschaft für die Fotografie voll und ganz auf die Töchter Tanja, die eine Ausbildung zur Fotografin durchlief, und Edith aus erster Ehe – viele Jahre als Fotofachverkäuferin tätig – übertragen.