Ein ganzer Berg Geld aus Spanien wurde einem Mann aus Blumberg versprochen, als vermeintlicher Erbe eines verstorbenen Namensvetters. Foto: Bundesbank Foto: Schwarzwälder-Bote

Ein mysteriöses Schreiben verspricht einem Blumberger ein siebenstelliges Erbe aus Spanien

Von Achim Stiller

Blumberg. Der Reiche Onkel aus Amerika, der stirbt und seiner Verwandtschaft in der alten Welt viele Millionen hinterlässt. Zu schön, um wahr zu sein. Oder doch nicht ? Ein Blumberger Geschäftsmann erhielt in diesen Tagen einen Brief, in dem ihm genau dieses angeboten wurde.

"Als erstes, möchte ich Ihnen um Ihre vertrauen in diese Transaktion bitten, diese ist völlig vertraulich und streng Geheim." heißt es darin gleich zu Beginn in nicht ganz sattelfestem Deutsch. Absenderin ist eine Frau namens Medina Blanco, die unter "Abogados" firmiert, aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt heißt das Rechtsanwälte. Adresse in Madrid, Telefonnummer, Fax und E-mail-Adresse, einschließlich einer Referenznummer und Firmenlogo, alles ist vorhanden und sieht auf den ersten Blick sehr seriös aus. Anders der weitere Inhalt des Schreibens.

Es gehe um eine größere Transaktion, die besorgt machen könne, aber alles werde gut verlaufen, versichert Señora Blanco und teilt mit, sie sei die Beraterin des verstorbenen Dieter B. aus Deutschland. Dieser habe 6,7 Millionen Euro auf einer Bank einbezahlt und nun wolle sie, Madina Blanco, verhindern, dass dieses Geld von der Bank beschlagnahmt oder verzollt werde, wie sie schreibt. Hintergrund sei der, lässt die vermeintliche Anwältin wissen, dass die Bank ihr eine Notiz zukommen ließ, sie solle sich doch die Verwandtschaft kontaktieren, ansonsten würde das Geld ins Eigentum der Bank übergehen.

Sie habe sich mit all ihrer Mühe darum bemüht, jemanden aus der Verwandtschaft von Dieter B. zu finden, doch leider vergeblich. Aus diesem Grund habe sie nunmehr ihn, den Mann mit dem gleichen Nachnamen im deutschen Blumberg kontaktiert. Und dann heißt es in dem Brief: "Eigentlich, bitte ich Sie um Ihre Einwilligung, Sie der Bank als der Nachfolger/Verwandt/Besitzerin des Geldes unsere verstorbene Kunde zu repräsentieren, da Sie den gleichen Nachname habe und somit wird der Betrag an Ihnen gezahlt."

Da staunte er nicht schlecht, der wackere Blumberger Geschäftsmann. Ein unerwarteter Geldsegen, einfach so ?!? Sie werde alles regeln, mit legalen Dokumenten, nur brauche sie die ehrliche Zusammenarbeit, schreibt Madina Blanco und schlägt vor, 20 Prozent der Summe an Hilfsorganisationen zu verschenken und die restlichen 80 Prozent gleichmäßig mit ihr zu teilen. Alles sei völlig risikofrei. 6,7 Millionen Euro, minus 20 Prozent sind 5,36 Millionen, geteilt durch zwei, also 2,68 Millionen Euro. Immer noch genug aber auch wirklich seriös und risikofrei?

Dem Blumberger kamen doch erheblich Zweifel. Ja, der Nachnahme stimmt überein. Einen Dieter B. und vor allem mit Verbindungen nach Spanien kennt er allerdings nicht.

Der Schwarzwälder Bote hakte ein wenig nach und recherchierte. Danach hört sich "Madina Blanco Abogados" zwar sehr schön an und den Namen gibt es auch häufiger in Spanien, nur leider nicht in Madrid in Verbindung mit einer Anwaltskanzlei oder unter der angegebenen Adresse. Wer diese im Internet eingibt, findet unter google.maps dafür ein Straßenfoto aber unter der Haus-Nummer nur einen kleinen, gammelig wirkenden Laden mit geschlossenen Rollladen. Interessant auch der Poststempel auf dem Briefumschlag. Das Schreiben sandte die vermeintliche spanische Nachlassverwalterin über die Stadt Porto und die liegt, wie auch auf dem Stempel deutlich steht, in Portugal.

Zudem, dass eine Bank einen Nachlass einfach einkassiert, dürfte auch nach spanischem Recht nicht legal sein, vermutet der Blumberger wohl richtig, und dass das Geld gar verzollt werden könnte? Na ja! Dennoch wollten wir es ein wenig genauer wissen, riefen unter der angegebenen Telefonnummer und mit dem Namen des vermeintlichen Millionen-Erben an und fragte mit eher geringen Spanischkenntnisse nach Señora Madina Blanco. Diese sei am Apparat, kam die prompte Antwort und die Dame am Telefon fragte auf Deutsch mit Akzent sogleich und etwas ungehalten, warum der Blumberger sich denn erst jetzt melde. Die Transaktion gehe aber, versicherte sie, vorausgesetzt, er werde umgehend seinen vollen Namen, die Adresse, die Telefonnummer und auch das Geburtstdatum übermitteln. Danach gebe es dann die Details für den Deal. Die Sache kam dem Blumberger doch ziemlich spanisch vor. Es reichte ihm. Seine Daten bleiben hier und die in Aussicht gestellten Millionen eben in Spanien, Portugal oder dort, wo sie sich wahrscheinlich befinden, nämlich im Nirgendwo.