Andrea Sauter (von links), Selina Anton-Müllerchen und Anke Lengsfeld zeigen das Stickeralbum mit den Vereinsseiten für die Fotoabziehbilder: links die Seite der Blumberger Stadthexen, rechts die Seite des Narrenvereins Blauer Stein Riedöschingen. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Narren wollen das Brauchtum fördern / Gemeinschaftsaktion mit einem Stickeralbum

Um die Fastnacht und insbesondere das damit verbundene Brauchtum zu fördern, haben sich die Narren aus den Stadtteilen und der Kernstadt eine Gemeinschaftsaktion einfallen lassen.

Blumberg/Stadtteile (blu). Von 16 Narrenvereinen gibt es Fotoabziehbilder. Darauf sind einzelne Narren, Familien und Gruppen mit dem jeweiligen Häs und der Maske abgebildet. Es entstanden 282 Bilder, und die sammeln die Narren und alle sonst Interessierten nun für ihr eigenes Stickeralbum. Das Album enthält Seiten für jeden teilnehmenden Verein und jeweils 17 Bilderplätze, die durchgehend nummeriert sind.

Die Aktion funktioniert nun folgendermaßen: Wer daran teilnehmen möchte, kauft sich für vier Euro ein Stickerheft und für jeweils 90 Cent ein Bildertütchen mit fünf Bildern, ähnlich wie früher bei den Fußballsammelheften. Möglich wurde die Aktion nur dank der finanziellen Unterstützung von rund 15 Blumberger Firmen und der Stadt, die für das Fotoshooting sogar einen Raum zur Verfügung stellte. Als Verkaufsstelle konnten die Narren die Edeka-Filiale und Karsten Schlesiger gewinnen, der das unternehmerische Risiko trägt.

Für Anke Lengsfeld gehört Fastnacht zu ihrem Leben. Als die heute 44-jährige Schriftführerin der Randenwölfe Nordhalden-Neuhaus zur Welt kam, war ihr Vater Siegfried Steuer Kassierer der Randenwölfe und die Mutter Karin war ebenfalls mit dabei. Am Schmutzigen Donnerstag begann für sie und die ganze Familie jedes Jahr der Ausnahmezustand. Fröhlich und stolz stiegen die Steuers in ihr Häs, ließ Haus- und Küchenarbeit sowie sonstige Sorgen hinter sich und vereinigten sich mit den anderen Gleichgesinnten im Ort zum Wolfsrudel.

Anke Lengsfeld wuchs heran, inzwischen hat sie selbst zwei heranwachsende Kinder im Alter von 16 und 18 Jahren, die, so versteht sich das in dem Randendorf, selbstverständlich ebenfalls bei den Randenwölfen aktiv sind.

Für Selina Anton-Müllerchen von der Blumberger Stadthexen gehört Fastnacht ebenfalls zu ihrem Leben. Die 28-jährige Zeughexe wuchs in Blumberg auf, ihre Eltern Thomas und Heike Anton gehörten 1994 zu den Gründungsmitgliedern der Blumberger Stadthexen, die zunächst unter dem Dach der Blumberger Narrengesellschaft agierten und sich dann 2006 als eigener Verein selbstständig machten.

"Wir konnten schon in der Nacht von Mittwoch auf den Schmutzigen Donnerstag nicht richtig schlafen, weil wir uns so gefreut haben, unser Häs anzuziehen und von den Narren befreit zu werden." Der Kindergarten endete am Mittag, die Schule war schon davor beendet: sobald die Narren Einzug hielten. Und das färbte ab. So kam es, wie es kommen musste: "Ich habe einen Mann daheim und zwei Kinder, das sind alles Hexen."

Andrea Sauter kann sich ein Leben ohne Fastnacht nicht mehr vorstellen. Die 37-jährige Stadthexe wuchs in Blumberg auf. "Meine Mutter ist mit uns von klein auf auf die Fasnacht", schildert sie. Im Kindergarten und in der Schule fieberte sie am Schmutzigen Donnerstag dem Eintreffen der Narren entgegen. Sie lernte die anderen Zünfte und Masken kennen. Von dem Narrenbazillus ließ sie sich nie ganz kurieren, seit neun Jahren nun ist sie fest bei den Stadthexen dabei, ist die zweite Oberhexe. Das Häs ist ihre ganze Freude. "Wenn ich in das Häs steige, ist Fastnacht", sagt sie, und betont fröhlich: "Ich bin eine Vollbluthexe."

So wie den drei Närrinen erging und geht es anderen Fasnachtsbegeisterten auch, für die die drei stellvertretend stehen. In den vergangenen Jahren allerdings erlebten sie und viele andere eine Entwicklung, die sie mit etwas Sorge erfüllt. Immer häufiger, so schildert Anke Lengsfeld, würden sie erleben, dass viele Leute, die früher oft groß Fastnacht gefeiert hätten, inzwischen keine Lust mehr dazu hätten. Und dies wirke sich auf alle Vereine aus. Andrea Sauter kann dies bestätigen: "In unserem Verein ist die Altersgruppe zwischen 40 und 50 Jahren weggebrochen." Selina Anton-Müllerchen fügt hinzu: "Früher hatten wir bei den Stadthexen alle Altersgruppen, heute ist man mit 37 oder 38 Jahren eine der Ältesten."

Um diese Entwicklung zu stoppen und das Brauchtum wieder mehr zu fördern, haben sich die Verantwortlichen der Narrenvereine die Aktion mit dem Stickerheft überlegt. Der gemeinsame Auftritt mit den Gesichtern, Masken, der Geschichte und dem Brauchtum verbindet.

Die Resonanz sei überwältigend, sagen Anke Lengsfeld, Selina Anton-Müllerchen und Andrea Sauter: "Es ist ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, das uns alle beflügelt. Die Vereine sind zusammengewachsen." Schon jetzt sind Ideen entstanden, was sie künftig gemeinsam machen können.

Damit jeder Teilnehmer an der Stickerheft-Aktion die Möglichkeit, sein Album zu vervollständigen, gibt es am kommenden Samstag, 15. Februar, eine Tauschbörse. Von 10 bis 12 Uhr können alle Interessierten, die Bilder doppelt haben und denen noch Bilder fehlen, zu Edeka in Blumberg kommen. Informationen gibt es per E-Mail an anke.lengsfeld@gmx.de.