Helmut Meisenberger wird seit 2011 von der Sozialstation in Blumberg pflegerisch betreut und ist auch gerne Gast der Tagespflege. Unser Bild zeigt ihn mit Katrin Prager (links) und Melanie Westphal.Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Situation für Pflegekräfte ist belastend / Angehörige der Patienten zeigen Verantwortung

Die Sozialstation ist in diesen Zeiten sehr gefordert. Wir haben mit Pflegekräfte gesprochen.

Blumberg (blu). Es ist noch dunkel, als Melanie Westphal am Dienstag ihren Dienst für die Blumberger Sozialstation beginnt. Um 6 Uhr erhält ihr erster Patient eine Spritze. In zwei Stunden leistet sie 13 Einsätze, dann folgt Büro-Dienst in der Pflegedienstleitung. Seit fünf Jahren ist die examinierte Altenpflegerin bei der kirchlichen Sozialstation in Blumberg. Davor war die Mutter zweier älterer Kinder in Königsfeld und in der Umgebung in Pflegeheimen und mehreren Sozialstationen tätig. Vor zwei Jahren absolvierte sie den Fachwirt für Organisation und Führung, seither ist sie zusammen mit Monika Maton in der Pflegedienstleitung der Sozialstation. Auch die Sozialstation spürt den Pflegekräftemangel: "Das trifft uns alle."

Die Reaktion der Angehörigen ihrer Patienten beschreibt sie so: "Dadurch, dass wir konstant zu den Patienten gehen, wächst man schnell zusammen. Man wird persönlich wahrgenommen, man ist Gast bei den Patienten."

Katrin Prager begann ihre erste Tour am Dienstag mit einem Pflegeeinsatz in Blumberg. Bis 11.45 Uhr hatte sie an zehn Stationen Patienten versorgt. Die examinierte Krankenschwester, die schon am Krankenhaus Rottweil tätig war, fährt eine von drei Mütter-Touren, die die Sozialstation Müttern mit Kindern anbietet, damit diese morgens etwas später beginnen können. Katrin Prager hat vier Kinder. Sie leistet Pflege und Behandlung. Pflege bedeutet Waschen und Duschen der Patienten, Behandlungspflege betrifft Leistungen, die die Hausärzte verordnen wie Spritzen geben, Kompressionsstrümpfe anziehen sowie Medikamente richten oder verabreichen.

Die Reaktion der Angehörigen erlebt Katrin Prager ähnlich wie ihre Kollegin: "Ich finde, dass die Angehörigen dankbar sind, dass sie sich freuen, wenn man kommt, dass sich auch die Patienten freuen, dass wir ein Stück Teil der Familie sind." "Und wo keine Angehörigen da sind, sind wir die einzige Bezugsperson", ergänzt Melanie Westphal.

Die Corona-Verordnungen erschwert die Betreuung. Vielen Patienten fehlten die Gesichtsmimik und der persönliche Händedruck, schildert Melanie Westphal. In den Bädern sei es oft kuschelig warm, für sie sei es mit Maske und Schutzschürze dann fast schon so wie in der Sauna. Katrin Prager muss wegen der Gesichtsmaske manchmal etwas drei Mal sagen, bevor die Patienten es verstehen. Inzwischen hätten sich die Patienten aber zumindest etwas an die Pflegekräfte mit Maske gewöhnt.

Keime und Infektionen haben die Fachfrauen schon mehrfach erlebt, etwa den Novovirus, MSA, Tuberkulose oder Sars, "aber es betraf immer einzelne Patienten und es war sehr schnell wieder vorbei." Jetzt belaste sie als Pflegekraft am meisten: "Man weiß nie, was man selbst hat und was der Patient hat." Katrin Prager schränkt sich und ihre Familie kontaktmäßig sehr ein. Und privat schaue sie auch viel mehr, dass sie zum Ausgleich etwas Schönes mache, dass sie rausgehe in die Natur.

"Bis jetzt hatten wir das Glück, dass wir weitgehend verschont blieben", sagt Melanie Westphal. Dabei helfe ihnen, dass die Angehörigen der Patienten sie unterstützten, indem sie sich an die Corona-Regeln hielten und sich bei den Kontakten zurückhalten. Froh seien sie auch, dass die Tagespflege noch möglich sei, weil sie für viele Gäste am Tag den einzigen Kontakt mit anderen Menschen biete.

Die Kirchliche Sozialstation in Blumberg wurde 1978 gegründet und hat derzeit 73 Angestellte. Vorsitzender des gleichnamigen Vereins ist Reinhold Engesser, Stellvertreter ist Hermann Schwarz, hauptamtlicher Geschäftsführer ist Markus Leichenauer, die Pflegedienstleitung haben Monika Maton und Melanie Westphal. Im Angebot sind Dienstleistungen wie mobile Alten- und Krankenpflege oder hauswirtschaftliche Hilfsleistungen und Tagespflege.