Um dringend benötigtes Desinfektionsmaterial liefern zu können, hat die Firma Voigtländer in Riedböhringen einen neuen Produktionszweig eröffnet und arbeitet dafür sogar im Schichtbetrieb. Foto: Meister

Voigtländer hat auch Atemschutzmasken FFP2 im Sortiment. Neuer Produktionszweig am Montag gestartet.

Blumberg-Riedböhringen - Riedböhringen macht neben der Ausgangssperre wegen der zahlreichen Coronafälle auch mit positiven Nachrichten Schlagzeilen. So unterstützt die Firma Voigtländer die Polizei ganz aktuell mit der Produktion von dringend benötigtem Desinfektionsmittel für die Hände.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Gestartet wurde der neue Produktionszweig am Montag, teilt Dieter Meister, geschäftsführender Gesellschafter der Firma mit, die für ihre kriminaltechnischen Produkte bekannt ist.

Die Idee habe sich in den vergangenen zwei Wochen herauskristallisiert. In zahlreichen Anrufen der verschiedenen Polizeibehörden bundesweit, denen das Unternehmen Technik liefert, hätten die Mitarbeiterinnen immer wieder die verzweifelte Bitte nach Lieferung von Desinfektionsmitteln gehört. "Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, was wir tun können", schildert Dieter Meister. Und die Spezialisten fanden eine Lösung.

Rund ein halbes Dutzend der 35-köpfigen Belegschaft in Riedböhringen produziert nun neben der anderen Arbeit auch Desinfektionsmittel, das sie nach einem Rezept der Weltgesundheitsorganisation in großen Kunststofffässern mischen und zu jeweils 100 Millilitern in kleine Fläschchen abfüllen. Es sei die am häufigsten gefragte Größe dieses Produkts, schildert Meister.

Für die Desinfektionsmittel wird sogar im Schichtbetrieb gearbeitet, sagt der Geschäftsführer. Nur so könnten die bestellten Mengen annähernd termingerecht produziert und ausgeliefert werden.

Die fünf benötigten Substanzen besorgt die Firma Voigtländer deutschlandweit. Wie werden die Mitarbeiter sie fündig? Die Antwort ist einfach: "Wir fragen uns durch". Akribisch forschen die Mitarbeiter nach, wo es noch etwas gibt. Zugute kommen ihnen dabei die Kontakte zu ihren Kunden: der Polizei und den Behörden. "Wir sind im Chemiesektor gut unterwegs, haben schon 50 Lieferanten für unsere bisherigen Produkte", erklärt Dieter Meister. So fällt es leichter, Kontakte und Informationsquellen zielführend zu nutzen.

Mehrere tausend Fläschchen 

Die erste Auslieferung mit mehreren tausend Fläschchen erfolgte bereits am Mittwoch, sie ging nach Brandenburg. Die zweite Großlieferung wurde nach Sachsen-Anhalt auf den Weg gebracht. Nach Ostern sollen dann die weiteren Lieferungen an viele andere Bundesländer folgen. Aus Baden-Württemberg habe die Firma bisher noch von keinem größeren Engpass bei Polizei und Behörden gehört.

Daneben konnte die Firma Voigtländer auch eine Bezugsquelle für die Atemschutzmasken FFP2 ausfindig machen, die dann ebenfalls der Polizei geliefert werden.

Die Firma Voigtländer wurde 1965 in Stuttgart gegründet. 2007 übernahm der aus Riedböhringen stammende Maschinenbaumechanikermeister Dieter Meister das Unternehmen. Zug um Zug baute er den Betrieb mit anfangs fünf Mitarbeitern zu einer europaweit agierenden Firma mit heute 43 Beschäftigten aus. Produziert werden Verbrauchsmaterialien und Kriminaltechnik für die Polizei und Behörden. Firmensitz ist nach wie vor Stuttgart, dort werden Spurenentwicklungsgeräte hergestellt. Riedböhringen ist die Zweigniederlassung, hier wird das Verbrauchsmaterial produziert.