An der Diskussion über den Schulcampus beteiligen sich auch die Schulleiter und Schulsozialarbeiterinnen, von links Schulsozialarbeiterin Heike Schempp, Rektor Sven Schuh, der Geschäftsführende Schulleiter Timo Link und Realschul-Konrektor Thomas Schultis. Foto: Lutz Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Pflichtenheft für die Architekten wird erarbeitet / Lenkungsgruppen begleiten Projekt

Der geplante Blumberger Schulcampus am Eichberg ist auf dem Weg. Nach mehr als einstündiger, intensiver Debatte nahm der Gemeinderat das vorgetragene Raumkonzept zur Kenntnis und beschloss die Grundlagen für einen Architektenwettbewerb.

Blumberg (blu). Bereits in der kommeneden Sitzung am 26. April will die Verwaltung den Entwurf für ein Pflichtenheft der Architekten vorlegen, die Fraktionen können dafür auch Vorschläge machen. Und es sollen ein oder zwei Lenkungsgruppen mit den Schulleitern und Vertretern des Gemeinderats gebildet werden.

Beschlossene Grundlagen: Die Grundschule Eichberg soll für die Planung dreizügig bewertet werden, die Werkrealschule Eichberg (Scheffelschule) einzügig, die Realschule dreizügig und die Weiherdammschule (Förderschule) vierklassig.

In dem Wettbewerb ist ein zentraler Verwaltungsbereich zu integrieren, die Identität der einzelnen Schulen soll jedoch bewahrt bleiben, unter anderem mit eigenen Lehrerzimmern. Die Quadratmeterzahl soll an die höchstgeförderte Flächenzahl des Landes angelehnt werden.

Die Betreuungsräume für die Ganztagsschule sind in den Schulbereich zu integrieren. Die Realschule soll weiter bestehen bleiben. Als Varianten sollen die Architekten die Sanierung oder den Umbau der Grundschule Eichberg samt Neubau fehlender Flächen wie die Mensa untersuchen sowie den Abriss des Grundschulgebäudes samt Neubau fehlender Flächen.

Zu Beginn trug Christian Auerbach von Conceptk das von seinem Büro entwickelte Konzept vor. Sieben Räume bilden eine Hufeisenform, zwischen zwei Unterrichtsräumen ist je ein Differenzierungsraum, die Verbindung bildet ein Zimmer für Lehrer, Besprechungen und Material. Im Hufeisen sind ein "Marktplatz" sowie ein Lagerraum und die Toiletten.

Deutliche Kritik an der Conceptk GmbH äußerte CDU-Fraktionssprecher Dieter Selig. Im Mai 2017 hätten sie zum letzten Mal im Gemeinderat darüber beraten, als das von den Schulleitern vorgelegte Konzept beraten wurde. Die CDU, so Selig, sei von dem Raumkonzept von Conceptk sehr enttäuscht.

"Nach zehn Monaten hätten wir mehr erwartet" betonte Selig im Hinblick auf das Raumprogramm. In dreitägiger Fleißarbeit hatte er die Flächen von Conceptk und mit den Flächen im Schulleiterkonzept verglichen und festgestellt, das Conceptk für ihr Raumkonzept mit 9612 Quadratmetern letztlich sogar noch mehr Flächen für die Hauptnutzung benötigt, als die Schulleiter, die sich an der für Zuschüsse maßgeblichen Vorschrift des Landes orientiert hätten und dabei auf 8093 Quadratmetern gekommen seien. Bei Conceptk machte Selig sogar eine "Flächenvermehrung" aus.

Bürgermeister Markus Keller ging auf den Einwand Seligs nicht direkt ein. Er bemerkte, er sehe, dass sie sich im Rahmen des Architektenwettbewerbs wohl an der Vorschrift des Landes orientieren müssten.

Christian Auerbach, der eigentlich gleich noch einen Folgeauftrag für die Begleitung des Architektenwettbewerbs in Höhe von 75 000 Euro erhalten sollte, hielt Selig lediglich entgegen, dass die Marktplätze eigentlich Flurraum seien, den sie als pädagogisch sinnvollen Raum nutzen müssten. Worauf Selig erwiderte: Aber bauen müsse man die Marktplätze auch. Bürgermeister Keller war nach eigenen Aussagen wichtig, den Ganztagsbereich in der Grundschule zu integrieren und die Räume multifunktional zu nutzen. Wenn die Architekten feststellten, was alles benötigt werde, "werden wir bei 9000 bis 10 000 Quadratmetern landen", erklärte Keller.

Stadtrat Dieter Selig sagte, bevor die Stadt den Architektenwettbewerb starte müsse klar sein, in welchem baulichen Zustand sich die Eichbergschule befinde. Bürgermeister Keller entgegnete, dadurch würden sie "enorm viel Zeit" verlieren. Er halte es für zielführender, wenn sie dem Architekten "Sanierung oder Umbau" mitgäben. Keller bemerkte, das Büro ibs/Schweizer habe vor acht bis neun Jahren eine energetische Untersuchung der Eichbergschule gemacht. Sanierungsfähig sei die Schule schon, die Frage sei, ob auch für ein neues pädagogisches Konzept.

Stadtrat Christof Rösch (CDU) regte an, das Büro Schweizer sollte noch einmal die Substanz der Eichbergschule festhalten, als Erleichterung für die Architekten. Stadtrat Rainer Gradinger (Freie Liste) fand den Vorschlag gut. Bürgermeister Keller versprach, in die nächste Sitzung das vorhandene Gutachten mitzubringen.

Stadtrat Hannes Jettkandt, Sprecher, der Freien Liste, ging auf das pädagogische Konzept ein. Sie hätten große Bedenken, dass das Konzept optimale Bedingungen für die Schüler bedeuten würde.

Die vorgesehene Zentralisierung für die Verwaltung und alle Lehrer und ein zentraler Eingangsbereich für eine Schule mit 900 Schülern von sechs bis 18 Jahren sei ein pädagogischer Kardinalfehler, so Jettkandt, selbst Realschullehrer. "Wir bauen ja nicht für eine Schulart sondern für vier Schulen mit unterschiedlichen Anforderungen", betonte Jettkandt. Bisher herrschten dort leistungs- und altersgerechte Zustände, er sehe pädagogische Probleme vorprogrammiert durch lange Wege für Schüler und Lehrkräfte. Jeder, der in einer Schule tätig sei, wisse: "je größer die Einheit, desto schwieriger die Identifikation." Einem zentralen Verwaltungsbereich könnten sie nur zustimmen, wenn die pädagogische und räumliche Eigenständigkeit der Schulen gewährleistet werden könne. Die Schulleiter hätten schon gewusst, weshalb sie keine zentrale Einheit wollten.

Bürgermeister Markus Keller vergewisserte sich beim Geschäftsführenden Schulleiter Timo Link über den im Dezember erzielten Konsens bei einem gemeinsamen Gespräch. Der Tenor lautete, dass dieser Bereich "von allen Seiten zugänglich" sein müsse. Timo Link ergänzte: "Wir haben gesagt, wenn der Architekt eine gute Lösung bringt mit kurzen Wegen." Auf kurze Wege, so Link, legten sie Wert.

Stadtrat Rainer Gradinger äußerte Bedenken. Ein Architekt gehe von architektonischen Grundlagen aus, ihm liege am Herzen, die Gedanken seines Kollegen Jettkandt mit aufzunehmen. Christian Auerbach regte an, den Satz "Die Identifikation der einzelnen Schulen soll gewahrt bleiben" mit aufzunehmen, was so geschah. Nach mehr als einer Stunde Diskussion stimmte der Gemeinderat für die geänderte Beschlussvorschläge. An der Sitzung nahmen die Schulleiter, Konrektoren und die Schulsozialarbeiterinnen teil.

Laut Beschluss des Gemeinderats sollen die vier Schulen der Kernstadt künftig einen Schulcampus am Eichberg bilden. Die Realschule und die Grundschule Eichberg sind schon dort, die Werkrealschule (Scheffelschule) und die Weiherdammschule müssen dorthin ziehen.

Die Conceptk GmbH präferierte das Clustermodell, die Schulleiter wollten ein Klassenzimmer-Plus-Modell, bei dem eine Lehrkraft mehr Schüler beaufsichtigen könne. Die Schulleiter erstellten innerhalb weniger Monate ein eigenes pädagogisches Raumkonzept, weil der Gemeinderat Druck gemacht hatte, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Nun, zehn Monate später, liefert Conceptk ihr Raumkonzept, das sich aber von dem der Rektoren gar nicht groß unterscheidet und sogar noch mehr Flächen benötigen würde, wie CDU-Stadtrat Dieter Selig analysiert. Conceptk sollte noch einen Folgeauftrag für das Begleiten des Architektenwettbewerbs über 75 594,75 Euro erhalten. Doch der Punkt wurde vertagt: Für alle sieben Blumberger Schulen sind lediglich 131 000 Euro Sachmittel dieses Jahr veranschlagt.