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Kommunales: Bekenntnis zu den drei Dorfschulen / Finanzkon­trolleure der Landesregierung halten dagegen

Eine Empfehlung des Landesrechnungshofs sorgt für Gesprächsstoff in Blumberg, bei der Stadtverwaltung und bei Lokalpolitikern: Die Finanzkontrolleure der Landesregierung haben ein lang ersehntes Gutachten zum effektiven Lehrereinsatz vorgestellt.

 Blumberg (hon). Und das birgt Zündstoff. Die Rechnungsprüfer schlagen dem Kultusministerium vor, Grundschulen entweder im Rahmen der regionalen Schulentwicklung zusammenzufassen oder Kommunen stärker an den Kosten zu beteiligen, wenn sie kleine Grundschulen erhalten wollen. Die oberste Landesbehörde nennt auch Zahlen. Die verdeutlichen den Ernst der Lage für Blumberg – weil die drei Dorfschulen in Fützen, Riedböhringen und Riedöschingen zu den 347 der 2367 Grundschulen in Baden-Württemberg zählen, die in der ersten Klasse weniger als 16 Schüler haben. Gemessen an den durchschnittlichen Ausgaben je Schüler beziffern die Prüfer die landesweiten Mehrkosten im Jahr auf 14,1 Millionen Euro oder umgerechnet 246 Lehrerstellen.        Noch größer wäre der Spielraum, wenn eine Untergrenze von 100 Schülern angelegt würde.    Diese Vorgabe erfüllen 820 Schulen nicht. Auch darunter wieder die drei Blumberger Dorfschulen.Angelika Sitte, Schulleiterin in Riedöschingen und gleichzeitig kommissarische Schulleiterin in Fützen und Riedböhringen, kennt die Vorschläge des Rechnungshofs – und lehnt sie ab. Die Pädagogin ist davon überzeugt, dass die Zukunft von Dorfschulen nicht von wirtschaftlichen Gesichtspunkten abhängig gemacht werden darf. Denn "Es geht um unsere Kinder und damit um unsere Zukunft", so Sitte. Schulen seien nicht mit Fabriken zu vergleichen. Auf den Dörfern kenne jede Lehrerin jedes Kind, keins gehe in der Masse unter. Und sie hat die Erfahrung gemacht, dass Kinder aus kleineren Schulen höflicher und hilfsbereiter seien. In den jahrgangsgemischten Klassen erlebe sie immer wieder, wie sich die älteren um die jüngeren Schüler kümmerten.

Und was sagt sie zu dem häufig ins Feld geführten Argument, dass kleinere Schulen nie so gut ausgestattet seien wie große? Ihre drei Schulen arbeiteten wo immer es geht zusammen, betont Sitte. So tausche man zum Beispiel Experimentierkästen untereinander aus oder wenn an einer Schule Basketbälle fehlten, dann hole man die eben von einer anderen Schule. Im Krankheitsfall eine Lehrerin von A nach B schicken, das kann sie aber nicht – weil das allein in der Kompetenz des Schulamts liegt. Außerdem verweist Sitte auf die vielfältigen Verflechtungen zwischen den Dorfschulen und den einzelnen Teilorten. So sei es gute Tradition, dass die Grundschule Riedöschingen am Isidorifest teilnehme. In Fützen gebe es einen regen Austausch mit dem Musikverein. Ohne Schule, da ist sie ganz sicher, würde den Dörfern etwas fehlen.

Unterstützung erhält Sitte von Timo Link, dem geschäftsführenden Schulleiter der Blumberger Schulen: "Es ist gut so, wie es ist", unterstreicht der Rektor der Weiherdammschule und wiederholt ein Credo, das immer wieder zu hören ist: "Kurze Beine, kurze Wege." Auch er hebt die gesellschaftliche Bedeutung von Kleinschulen hervor. Die Dorfschule sei eine zentrale Anlaufstelle für die ganze Bevölkerung. Eine Dorfschule gehöre zu einer kleinen Kommune genauso wie das Pfarrhaus, sagt Link. Auch Bürgermeister Markus Keller hält nichts von der Zusammenlegung kleiner Schulen. Blumberg sei eine Flächengemeinde, fast die Hälfte der Einwohner lebten in den Teilorten. Lange Busfahrten seien Grundschülern nicht zuzumuten. Riedöschingen, Riedböhringen und Fützen lägen zu weit vom Kernort entfernt, um die Abc-Schützen aus diesen Dörfern auf den geplanten Schulcampus zu holen. Hätte Zollhaus noch eine Grundschule, dann müsste man über deren Zukunftsfähigkeit diskutieren, weil die Entfernung zur Kernstadt ja nicht so groß sei. Wie viel die Dorfschulen dem Rathaus und dem Gemeinderat Wert seien, spiegle sich jedes Jahr im Haushalt wider. Außerdem verweist der Verwaltungschef auf die vielen Sanierungsmaßnahmen, die in den vergangenen Jahren in den Schulen in Riedöschingen und Riedböhringen vorgenommen wurden, auch in Fützen wurden schon einige bauliche Mängel angegangen. Und um das Schulangebot noch attraktiver zu machen, werde gerade der Bedarf für eine verlässliche Grundschule in Riedböhringen erfragt. Sollten genügend Eltern ihren Nachwuchs dafür anmelden, dann werde die Stadt dieses neue Angebot auch finanzieren. Dieser Vorstoß muss auch vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass einige Familien aus den Blumberger Dörfern ihre Grundschulkinder in Schulen in den Nachbarstädten angemeldet haben, die eine Ganztagsbetreuung vorhalten.

Die Gespräche mit den maßgeblichen Kräften der Blumberger Grundschullandschaft machen klar: Aus Blumberg wird nie und nimmer ein Vorstoß kommen, die Empfehlungen des Landesrechnungshofes umzusetzen. Das käme auch einem politischen Selbstmord gleich.

Mit der Zukunft der Blumberger Werkrealschule beschäftigt sich der Gemeinderat bei seiner nächsten Sitzung. Die Schülerzahl ist dort seit Jahren rückläufig, momentan werden an der Scheffelschule 129 Schüler unterrichtet. Im Schuljahr 2011/2012 waren es noch 211. Da zum Schuljahr 2017/2018 lediglich acht Schüler angemeldet wurden, konnte keine fünfte Klasse gebildet werden, sie wurde mit der sechsten zusammengelegt. Für das Schuljahr 2018/2019 liegen bisher elf Anmeldungen vor. Auf Antrag der CDU kommt die Leitende Schulamtsdirektorin Sabine Rösner in die Sitzung. Sie soll ihre Einschätzung zum Fortbestand der Scheffelschule geben. Mit dabei sein wird auch Sven Schuh, Schulleiter der Grund- und Werkrealschule Eichberg.