Das Gasthaus Ochsen gehört nun der Vergangenheit an. Eine Bauunternehmung bricht das alte Gebäude ab. Foto: Suttheimer

Ehemaliger Dorfmittelpunkt wird abgerissen. Ortsbild in Kommingen verändert sich.

Blumberg-Kommingen - Das Ortsbild von Kommingen hat sich entscheidend geändert. Das Gasthaus Ochsen wird derzeit abgerissen und gehört damit endgültig der Vergangenheit an.

Wo es bisher stand, soll ein zweigeschossiges Holzhaus entstehen. Eines der ältesten Häuser im Ort: Das Gebäude prägt die Ortsmitte und ist über 300 Jahre alt und zählte zu den besseren Häusern. Einen Schankbetrieb gab es in Kommingen seit Ende des 15. Jahrhunderts. Am 16. Mai 1826 wurde auf Anordnung der Hofdomänenkammer in Karlsruhe die "Tafernenwirtschaftsgerechtigkeit" zum Verkauf ausgesetzt. So steht es in Gottfried Sauters Dorfchronik "Kommingen auf dem Randen" zu lesen. Mathias Fluck ersteigerte das Recht und nannte seine Schankwirtschaft "Zum Ochsen". Bis 1943 war das Gasthaus im Besitz der Familie Fluck. Der letzte Besitzer Julius fiel in Leningrad. Bis 1950 war das Gasthaus geschlossen. Der Besitz war inzwischen in das Eigentum einer Schwester von Julius namens Amalie, verheiratete Sauter, übergegangen.

Seit 1970 betrieben Erika und Hermann Sauter das beliebte Gasthaus, das zum Treffpunkt für ganz Kommingen wurde. Es war bis zum Bau des Gemeinschaftshauses der Treffpunkt der Komminger. Im geräumigen Saal fanden Hochzeiten und andere Feierlichkeiten statt. Bis 1959 führte der Kirchenchor an Weihnachten und Dreikönig seine Theaterstücke auf. Im Saal fand auch in jeder Saison die Fastnacht statt. In nicht mehr zählbaren Vereinssitzungen wurde im Ochsen das Dorfleben gestaltet.

Im Winter gab der Kachelofen gemütliche Wärme ab. Das Wirtsehepaar sorgte sich rührend um seine Gäste. Am 20. Juni 2015 gaben Erika und Hermann Sauter die Gastwirtschaft auf. Eine Nachfolge gab es nicht.

Bis Anfang kommender Woche will der Tiefbauunternehmer Friedrich Steuer mit seinen Leuten das Gebäude mit dem großen Stall endgültig entfernt haben.

Hermann Sauter sieht das alles gelassen. "Es war eine schöne und arbeitsintensive Zeit, aber jetzt freuen wir uns auf etwas Neues", sagt er.

Sohn Richard lässt von einer Blumberger Holzbaufirma ein Holzhaus für zwei Generationen errichten. Das soll sehr zügig erstehen, so dass die Eltern bald ihr Übergangsquartier verlassen können. Ins Erdgeschoss des neuen Hauses ziehen die Senioren, ins Obergeschoss will der Sohn. Die Komminger werden sich bald an den neuen Anblick gewöhnt haben.