Schwieriges Gelände: Ein Schild warnt in der Wutachschlucht unter anderem vor steilen Hängen. Foto: Limberger Andris

Tödlicher Absturz in Wutachflühen: Polizei geht von Unfall aus. Bergrettung rückt jährlich mehr als 35 Mal aus.

Blumberg - "Ein selbst für die Retter höchst gefährlicher Einsatz." Lothar Schmidt, Leiter der Bergrettungswache Wutach, atmet nach dieser Feststellung deutlich durch. Die Bergung eines in den Wutachflühen tödlich verunglückten Wanderers aus Niedersachsen habe von dem siebenköpfigen Einsatzteam am Mittwoch das Äußerste verlangt, sagt er. Der Wanderer stürzte fast 40 Meter tief auf eine Geröllhalde.

Wanderer konnte nicht mehr gerettet werden

Was war geschehen? Der 65-jährige Niedersachse war zusammen mit einem 48-jährigen Bekannten unterwegs auf dem Wanderweg Schluchtensteig. Auf einem schmalen, teils nur einen halben Meter breiten Pfad, dem Flühenweg bei Blumberg-Fützen (Schwarzwald-Baar-Kreis), war der 65-Jährige auf dem durch den Regen der vergangenen Tage stark aufgeweichten Boden ausgerutscht und abgestürzt.

Trotz der sofortigen Alarmierung der Rettungskräfte in der Region konnten diese dem Verunglückten nicht mehr helfen. Der 65-Jährige hatte sich bereits beim Sturz in die Schlucht schwere und sofort tödliche Verletzungen zugezogen, so die polizeilichen Ermittlungen. Ein Fremdverschulden könne derzeit ausgeschlossen werden.

Der Rettungseinsatz gestaltete sich schwierig. Die Einsatzkräfte mussten mit schwerem Gerät im Rucksack eine große Strecke auf dem wegen der Witterung selbst für die erfahrene Mannschaft gefährlichen Pfad zurücklegen, erläutert Lothar Schmidt. Deshalb sei auch umgehend die Höhenrettungsgruppe des Landkreises Schwarzwald-Baar mit Sitz in Schwenningen zur Unterstützung alarmiert worden. Die Bergung des Verunglückten habe sich zudem durch Überhänge in der Felswand schwierig gestaltet. Der Einsatz dauerte bis kurz nach 18 Uhr.

Vier tödliche Unfälle in zehn Jahren

Tödliche Unfälle im Bereich der Wutachschlucht habe es im vergangenen Jahrzehnt vier gegeben, erinnert sich Lothar Schmidt. Trotz immer besserer Ausstattung der Wanderer. Grund für die Unfälle sei aber nicht nur schwieriges Gelände. Die körperliche Kondition spiele hier auch eine Rolle, dann, wenn Wanderer etwa Schwächeanfälle im Gelände erleiden.

Derartig gefährliche Einsätze wie in den Flühen seien zwar eine Seltenheit, jedoch rücke die Bergrettungswache Wutach mit Sitz in Wutach-Ewattingen (Kreis Waldshut) jährlich mehr als 35-mal in unwegsames Gelände aus, erläutert Lothar Schmidt. Und fügt hinzu, dass das Einsatzgebiet hauptsächlich die Wutachschlucht und deren Nebenschluchten, aber auch das Randengebiet und Regionen in der benachbarten Schweiz sei. Hinzu kämen noch einmal so viele, weniger schwierige Hilfseinsätze im Südschwarzwald, in der Summe jährlich mehr als 70.

Der Tourismus im Südschwarzwald boomt, Naturschutzgebiete wie die Wutachschlucht sind besondere Magnete für Naturliebhaber. Die Schlucht etwa gewinnt nicht zuletzt durch die Einbindung in den 115 Kilometer langen Premiumwanderweg Schluchtensteig von Stühlingen nach Wehr am Hochrhein nahe der Schweizer Grenze an zunehmender Beliebtheit.

Wutachschlucht und Feldberggebiet werden oft unterschätzt

Offizielle Erhebungen der jährlichen Besucherzahlen allein in der sich 33 Kilometer lang erstreckenden Wutachschlucht sowie den Flühen gibt es nicht – Kenner sprechen allerdings von jährlich bis zu 130 000 Wanderern. Darunter auch immer wieder weniger gut ausgerüstete. Auch das subalpine Feldberggebiet wird in seiner Gefährlichkeit von Besuchern immer wieder unterschätzt. Mitte Januar etwa stürzten ein Dreijähriger und sein Vater am 1414 Meter hohen Belchen rund 700 Meter ab. Nur der Vater überlebte das Unglück schwer verletzt.

Lothar Schmidt lobt indes die bei den Einsätzen gute Zusammenarbeit mit den Rettungskräften der Region. Der 53-Jährige mahnt allerdings eine bessere finanzielle Unterstützung von Einrichtungen wie der Bergrettungswache Wutach mit ihren 25 Aktiven durch die Politik an. Bislang könne die Arbeit in dem 950 Hektar großen Naturschutzgebiet Wutach mit über 60 Wanderkilometern in schwierigem Gelände durch die Förderbeiträge von 270 Personen am Leben erhalten werden.