Stehende Ovationen für die exzellente Darbietung des zum Kult gewordenen Stücks vom Watzmann
Von Conny Wünsche
Riedöschingen. Zwei ausverkaufte Abende, hochkarätige Schauspielleistungen der Auffi-Muasi-Gruppe aus Jestetten, eine fulminante Bühnenshow und eine Augenweide an feschen Dirndln und Lederhosen. Das ist die Bilanz des am Freitag und Samstag vom Musikverein Riedöschingen in Tengen veranstalteten Alpenmusicals "Der Watzmann ruft".
Bayerische Schmankerl und die fetzige Stimmungsmusik des Duos "Steigerburschen" sorgten in der rustikal in blau-weiß dekorierten Randenhalle von Beginn an für das richtige Ambiente und gute Stimmung. Spätestens als sich der imaginäre Vorhang hob und das imposante dreidimensionale Bühnenbild erschien, heftige Sturmböen durch die Halle pfiffen und zum Kuhglockengeläut ein kräftiges "Hollaröduliöh" ertönte, fühlten sich die Besucher mitten in das Berchtesgadener Land versetzt und konnten förmlich spüren, welch ein Bann vom mythenumwobenen Schicksalsberg Watzmann ausgeht, der seit seiner Erstbesteigung im Jahr 1800 bereits über 100 Bergsteiger das Leben gekostet hat.
Kein Wunder also, das unter der Dorfbevölkerung am Fuße des Watzmanns eine unheimliche Furcht vor dem mächtig aufragenden Berg herrscht, der die Söhne der Bauern zu sich ruft und sie ins Verderben laufen lässt. "Jo, jo. I bin scho froh, wenn i wieder abi kumm", bringen die kauzigen Knechte, die ständig mit schwelende Angst treffend auf den Punkt. Als ein heftiges Gewitter aufzieht, ist schnell klar, dass dies kein normales Donnergrollen, sondern das Rufen des Berges ist, der ein neues Opfer sucht. Diesmal hat er es auf den vorlauten "Buä" abgesehen, der am Mittagstisch heftig mit seinem Vater gestritten hat.
Doch noch sind die Kräfte des Bauern und das Beten der fürchtenden Mägde stärker als der Watzmann und können den Bauerssohn am Hofe halten.
Beim Maibaumfest, als die Musik auf dem Dorfplatz zum Tanz aufspielt und sich alles um die feschen Mädchen dreht, taucht plötzlich die "Gailtalerin" auf, ein ungeniertes und schamloses Weibsstück, das als Gehilfin des bösen Berggeistes Laster und Wollust unter der Bevölkerung verbreitet und sie somit in den Bann des Watzmanns zieht.
Auch der Bauerssohn kann sich ihren Fängen nicht verwehren und folgt mit der Aussicht auf die "Gailtalerin" als Belohnung für die Bezwingung des Berges dessen Rufen: "Auffi muasi!". Die schaurig-traurige Geschichte endet damit, dass der verzagte Bauer seinem verschwundenen Sohn auf den Berg folgt.
Die hervorragenden Schauspieler der Auffi-Muasi-Gruppe mit Erzähler und Solo-Sänger Stefan Merkt, Solo-Sängerin Sonja Schaub und der eigenen Auffi-Muasi-Band präsentierte sich an beiden Abenden in Höchstform. Jedem Akteur war seine mit viel Herzblut gespielte Rolle förmlich auf den Leib geschnitten. Tolle Kostüme, eine erstklassige Mimik und Gestik der Darsteller, der nachgeahmte bayerische Dialekt, eine gelungene Mischung aus Erzählung und musikalischer Darbietung und nicht zuletzt die vielen parodistischen Einlagen – es stimmte einfach alles, so dass die Aufführung ein rundherum gelungenes Erlebnis war, das mit einer gebührenden After-Show-Party ausklang.
Wer das Stück gesehen hat, kann nachvollziehen, warum es solch einen durchschlagenden Erfolg hat, dass es nun bereits zum 17. und 18. Mal zur Aufführung kam, obwohl es die Akteure 2008 ursprünglich nur für eine einzige Aufführung in der heimischen Gemeindehalle einstudiert hatten.