Das Haus Wehinger in der Singener Straße in Fützen war lange Jahre der Sitz der Sparkasse. Ende September 2019 schließt das Kreditinstitut die Filiale. Foto: Schwarzwälder Bote

Erinnerung: Fützener Sparkassen-Geschichte / Filiale im Kaufhaus Wehinger untergebracht

Ende September schließt die Sparkasse ihre Filiale in Fützen – weil es wirtschaftlich einfach keinen Sinn macht, für nicht einmal drei Kunden pro Stunde eine Zweigstelle zu betreiben.

Blumberg-Fützen. Erich Schüle, Fützens Ortschronist und Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten, erinnerte sich noch gut an die Zeiten, in denen Bankgeschäfte in der Sonntagshose erledigt wurden:

Das Dorf Fützen gehörte ab 1806 zum Bezirksamt Bonndorf/Schwarzwald und war somit Teil des Großherzogtums Baden.

Darin dürfte auch die Tatsache gründen, dass Fützen in das Einzugsgebiet der Sparkasse Bonndorf gehörte. Die Klientel der damaligen Banken bestand vor allem aus Bauern und Handwerkern. So wurde auch in Fützen im damaligen Kaufhaus Wehinger eine Filiale eingerichtet. Diese Filiale war im Kontor (Büro) des Kaufmanns Josef Wehinger eingerichtet und für die Kunden frei zugänglich (Glastüre).

Bis ins Jahr 1938 war im Kaufhaus Josef Wehinger auch die Poststelle in einem Nebenbüro untergebracht, bis der Vater von Josef Wehinger und sein Bruder Adolf Wehinger ein neues Lagerhaus für den inzwischen florierenden Großhandel errichteten. Dann wurde auch die Poststelle dort untergebracht und betrieben. Die Geschäftszeiten im damaligen Kolonialwarengeschäft waren recht locker. So war es auch möglich, dass das Kaufhaus Wehinger jeden Sonntag nach dem Gottesdienst geöffnet war, was natürlich auch auf die Sparkassenfiliale zutraf.

Das war vor allem für die Landbevölkerung, die fast ausschließlich ihre Geschäfte in Soll und Haben in bar abwickelten, eine willkommene Möglichkeit, wenn man schon mal die Sonntagshose angezogen hatte.

Auch Kunden aus den umliegenden Ortshaften wie Grimmelshofen oder Epfenhofen machten von dieser Möglichkeit gerne Gebrauch. Vielleicht hatte man unter der Woche ein Schwein oder ein Kalb verkauft, in bar vom Viehhändler kassiert und das Geld musste zur Bank getragen werden. Konsquent wurde für den Haushalt gleich noch Salz für die Küche oder eine neue Schürze für die Hausfrau eingekauft.

Übrigens hatte auch die Poststelle am Sonntag von 11 bis 12 Uhr geöffnet, es wurde ja auch am Sonntag Briefpost vom Postamt Waldshut angeliefert. Viele Jahre war ein Herr Rösch aus Epfenhofen Direktor der Sparkasse in Bonndorf. Schon deswegen gab es einen intensiven Austausch zwischen Bonndorf und Fützen. Fützen war übrigens eine der "haftenden Gemeinden" der Sparkasse Bonndorf und der jeweilige Bürgermeister von Fützen war Kraft Amtes automatisch im Verwaltungsrat der Sparkasse. Man war stolz, denn im großen Schalterraum in der Sparkasse Bonndorf war auch der Dorfheilige von Fützen, St. Vitus, auf einer großen Tafel angebracht.

Als Fützen im Zuge der Verwaltungsreform 1975 in die Stadt Blumberg zwangseingemeindet wurde, wurde die Sparkassenfiliale in Fützen auch der Sparkasse Blumberg (Donaueschingen) zugeordnet. Diese Filiale verblieb sinnigerweise in einem Nebenraum des Kaufhauses Wehinger, jedoch von Filialleitern aus Blumberg besetzt. Josef Wehinger hatte sein Geschäft inzwischen altershalber an seinen Neffen Wilfried Gleichauf abgegeben. Jedoch blieb es den Bürgern freigestellt, weiterhin ihr Konto in Bonndorf beizubehalten, wovon lange Jahre auch stark Gebrauch gemacht wurde, vor allem von älteren Bürgern.

Damit einher ging die Entwicklung der Fützener Poststelle, inzwischen ebenfalls längst geschlossen. Diese hat eine fast ähnliche Geschichte. So wanderte der Stützpunkt vom einstigen Kaufhaus Josef Wehinger 1938 in die Büros von Adolf Wehinger (heute Stoffler).

Nach dem Krieg wurde die Post vom damaligen Posthalter Leo Schüle in seinem Wohnhaus an der Hofstraße (Poststraße), später von Schwiegertochter Anni Schüle geführt. Bis zu ihrem Ende war die Post dann wieder in wechselnder Besetzung genau in dem Raum des einstigen Kaufhauses Wehinger untergebracht, in dem sie nach dem Ersten Weltkrieg ihren Anfang genommen hatte.

Die Gemeinde Fützen wurde immer wieder zwischen den verschiedenen Kreisverwaltungen hin und her geschoben. Sie gehörte nach Bonndorf, im Wechsel auch zweimal zum Bezirksamt Waldshut, bis sie 1975 endgültig unter die Fittiche von Blumberg kam und somit zum Kreis Donaueschingen, heute Schwarzwald-Baar-Kreis, kam. Immer aber lag oder liegt Fützen an den äußersten Zipfeln der jeweilen Kreisgrenzen: einst Bonndorf/Waldshut, heute Schwarzwald-Baar-Kreis.