Für den Windpark "Länge" wurden die Waldflächen im Februar 2018 gerodet. Jetzt muss eventuell neu gerodet werden, weil nicht alle Standorte genehmigungsfähig sind. Unser Luftbild von Februar 2019 zeigt eine der Rodungsflächen Richtung Neudingen. Foto: Meilhammer

Anlagen auch für Ettenberg jetzt 245 Meter hoch. Umweltverträglichkeit wird geprüft.

Die Anlagen für die geplanten Windparks "Länge" und Blumberg sollen jetzt 245 Meter hoch werden. Das wären 15 Meter höher als bisher.

Blumberg - Damit würden die Windräder rund 215 Meter über die Baumwipfel auf der Länge und dem benachbarten Ettenberg ragen. Das wurde am Dienstag auf einem Abstimmungstermin im Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis unter Vorsitz des Ersten Landesbeamten Martin Seuffert bekannt.

Dabei berieten die Antragsteller Solarcomplex aus Singen und Green City Energy aus München mit den Behörden sowie Vertretern von Umweltverbänden und der Städte Hüfingen und Donaueschingen den Untersuchungsrahmen für die Umweltverträglichkeitsprüfung. Durch die höheren und leistungsstärkeren Anlagen rechnet Green City mit einer "Ertragssteigerung von 50 Prozent", erklärte ihr Vertreter Patrick Ecker.

Erneute Rodung würde kaum jemand verstehen

Solarcomplex plant auf der Länge inzwischen sechs Windkraftanlagen, eine weniger als bisher. Green City Energy plant auf dem Ettenberg fünf Anlagen, eine mehr als bisher. Beide Unternehmen setzen auf die Windkraftanlage Nordex N 163 mit einer Leistung von 5,7 Megawatt pro Anlage.

Für Unverständnis beim Forst sowie bei Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier sorgte, dass für den Windpark "Länge", den Solarcomplex federführend plant, jetzt eventuell noch einmal neu gerodet werden müsste, weil die bisherige Standorte nicht mehr alle genehmigungsfähig sind. "Wir versuchen, den Eingriff so gering wie möglich zu halten", sagte Otto Maria Jandl von Solarcomplex. Genaueres werde die Umweltverträglichkeitsprüfung zeigen. Virginia Lorek von der Unteren Forstbehörde forderte Jandl auf, für etwaige neue Standorte die Alternativen zu prüfen. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Solarcomplex für seine Standorte auf der Länge roden ließ und jetzt auf einmal neue Standorte kämen und dafür wieder neu gerodet werden solle.

Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier unterstützte die Forderung. Er plädiere dafür, dies genau zu prüfen. Alles andere, sprich eine erneute Rodung, würde "kaum jemand verstehen."

Untersuchungen dauern bis Herbst 2021

Über die Vorhaben wurde heftig diskutiert. Vertreter von Bürgerinitiativen und Umweltverbänden sahen den Arten- und Landschaftsschutz in Gefahr, die Antragsteller sowie die Gemeinderäte von Donaueschingen, Hüfingen und Blumberg sehen einen Beitrag für die Energiewende.

Die Emotionen nahmen zu, als Solarcomplex im Februar 2018 auf der Länge für ihre sieben geplanten Anlagen 8,7 Hektar roden ließ und bereits bekannt war, dass drei Wochen später der Petitionsausschuss des Landtags vor Ort kommen würde. Der Umweltverband Naturschutzinitiative klagte gegen die Genehmigung. Ein Jahr später entschied des Verwaltungsgericht Freiburg in einem vorläufigen Verfahren einen Baustopp für die Länge und ein Rodungsverbot für den Ettenberg. Im Dezember 2019 bestätigte der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg als höchste Gerichtsinstanz des Landes das Urteil.

Die geplanten Windparks Länge und Blumberg liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die beiden Antragsteller haben sich nach eigenen Aussagen freiwillig für eine gemeinsame Umweltverträglichkeitsprüfung entschlossen. Federführend dafür ist das Büro Bresch, Henne Mühlinghaus, die Untersuchungen soll noch bis Herbst 2021 dauern.

Möglicher Baubeginn wäre 2023

Für den Windpark "Länge" will Solarcomplex im vierten Quartal 2021 den Genehmigungsantrag stellen. Ein möglicher Baubeginn wäre im Falle der Genehmigung im zweiten Quartal 2023 und eine Inbetriebnahme im dritten Quartal 2024.

Für den Windpark Blumberg plant Green City Energy nach derzeitigem Stand bis circa Oktober 2021 die faunistische Kartierung abzuschließen, den Genehmigungsantrag Ende 2021/Anfang 2022 zu stellen und eine Inbetriebnahme im Jahr 2025.

Windpark Länge: 7,49 Hektar, davon sind 2,9 Hektar auf Gemarkung Donaueschingen, 1,77 Hektar auf Gemarkung Hüfingen, und 2,82 Hektar gehören dem Fürstenhaus in Donaueschingen. 1,38 Hektar sollen wiederaufgeforstet werden. Windpark Blumberg: 3,62 Hektar, davon 1,2 Hektar zu Blumberg, 2,42 Hektar gehören dem Fürstenhaus Donaueschingen. Hier sollen 1,16 Hektarwieder aufgeforstet werden.

Hintergrund: Was bei der Prüfung untersucht werden soll

Blumberg - Mehr als vier Stunden diskutierten die Antragsteller für die Windparks im Landratsamt mit den Behörden sowie Vertretern der Gemeinden und Umweltverbände, was in der gemeinsamen Umweltverträglichkeitsprüfung für die beiden Windparks untersucht werden soll. Brandschutz: Werner Wojtaschek von der Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald sagte, beim Brand von Kohlefaserstoffen könnten Nanopartikel entstehen, die durch den Wind weit fortgetragen werden könnten und nannte als Beispiel den Brand nach einem Hubschrauber-Absturz, wo die Bundeswehr 1592 Tonnen verschmutzten Boden habe abtragen müssen.

Hydrogeologisches Gutachten muss erstellt werden

Der Erste Landesbeamte Martin Seuffert erwiderte, die Dinge seien im Rahmen der Verhältnismäßigkeit zu berücksichtigen. Zu erörtern sei, ob es sich um sehr seltene Risiken handle. Volker Haas, Sachbearbeiter für die Betriebserlaubnis, erklärte indes, sie seien sich mit den Antragstellern einig, für den Brandschutz ein Gutachten durch ein Büro erstellen zu lassen. Die Feuerwehr sei für solche Fälle ausgerüstet, erfuhr Donaueschingens Stadt- und Kreisrat Niko Reith auf Anfrage. Wasserschutz: Die Windkraftanlagen liegen in der Zone III des Wasserschutzgebiets Unteres Aitrachtal bei Geisingen und in Zone III des Blumberger Wasserschutzgebiets Köhre-Allmend, erklärte Maria Friedrich vom "Amt für Umwelt, Wasser und Boden", es muss ein hydrogeologisches Gutachten erstellt werden. Und für den Bodenschutz sei ein Konzept samt Baubegleitung zu erstellen. Forst: Hier werden genaue Angaben benötigt, welche Flächen zu den Zuwegen gehören und welche zu den Anlagen-Standorten, betonte Virginia Lorenz von der Unteren Forstbehörde. Naturschutz: Federführend für Solarcomplex und Green City Energy ist das Büro Bresch, Henne Mühlinghaus mit Sitz in Bruchsal, Freiburg und Nürtingen. Anke Uhlig vom Büro berichtete über den bisherigen Stand.

2019 hätten sie die Nahrungs- und Bruthabitate der geschützten Rotmilane erfasst und auf der Suche nach Horsten zwei Hubretter eingesetzt. Dabei hätten sie zwei Horste und vier Revierzentren festgestellt. Die Bedeutung schilderte sie so: "Wenn wir mehr als sechs Brutpaare hätten, hätten wir ein Dichtezentrum". Lob kam indes von Werner Wojtaschek von der Landschafts- und Naturschutzinitiative Schwarzwald, dass das Büro bei der Horstkartierung Hubretter eingesetzt habe. Fledermäuse und Haselmaus: Untersucht wurden und werden auch Vorkommen und Aktivitäten von Fledermäusen, sowie die Haselmaus, die 2016 schon auf dem Ettenberg festgestellt wurde, die aber nach der Rodung auch auf der Länge zu finden sei. Wichtig für die Untersuchung sei der Ist-Zustand, betonte Anke Uhlig. Thematisiert werden sollen auch weitere geschützte Tierarten wie Zauneidechse oder Gelbbauchunke. Was sagen Kritiker: Angelika Sitte aus Hondingen vom Verein Arten- und Landschaftsschutz Länge-Ettenberg, fand es gut, "dass wir die Möglichkeit hatten, dabei zu sein".