Alte Kleidung darf ab kommendem Jahr nicht mehr in den Restmüll. Aber was soll man damit künftig machen? (Symbolbild) Foto: dpa/Anna Kerber

Ab 2025 darf Altkleidung nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Das sieht eine neue EU-Richtlinie vor, die dann in Kraft tritt. Aber wo soll man alte Klamotten künftig entsorgen? Wir haben beim DRK und bei den Landkreisen Rottweil und Calw nachgefragt.

Textilien im Restmüll entsorgen? Bislang haben das wohl einige so gemacht. Sicherlich, noch gute Kleidung kann man eventuell günstig verkaufen, spenden oder zumindest in den Altkleidercontainer werfen. Aber heruntergekommene alte Shirts, zerfetzte Hosen, alte Putzlappen oder mit Lösungsmitteln oder Öl verschmutzte Lumpen kommen gewöhnlich in den Restmüll. Oder?

 

Nicht mehr lange. Zumindest sieht das eine neue Abfallrahmenrichtlinie der EU vor (Artikel 11, Absatz 1). Zuletzt 2023 geändert, treten zum ersten Januar 2025 neue Regeln zum Umgang mit recycelbarem Abfall in Kraft. Dazu gehört unter anderem, dass EU-Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet sind, Textilien von anderen Müllarten getrennt zu sammeln.

Demzufolge sollte man Textilien, egal wie kaputt sie sind, nicht mehr im Restmüll entsorgen. Stattdessen sollte man Kleidung gezielt in den Altkleidercontainer werfen.

Im Kreis Calw wird die Regelung kritisch gesehen

Doch wohin jetzt mit den Altkleidern, die nicht mehr getragen werden können? Mit den Lumpen, den Stoffresten oder extrem schmutzigen Textilien?

Helge Jesse, Bereichsleiter für Gebühren, Abfallberatung und Öffentlichkeitsarbeit beim Abfallwirtschaftsbetrieb im Landkreis Calw sieht die neue Regelung kritisch. Er befürchtet, dass die Richtlinie sogar das ganze bisherige System ins Schwanken bringen könnte.

Grundsätzlich sei laut Jesse der Markt für Alttextilien bereits unter massivem Druck. Billig produzierte Mode aus der ganzen Welt führe dazu, dass in die Recyclingkreisläufe mehr und mehr minderwertige Ware gespült würde. Profit für die Textilverwerter sei jedoch vorrangig mit tragfähigen und möglichst hochwertigen Alttextilien zu erzielen. Diese wiederum finanzierten das gesamte System der Alttextilerfassung.

Erhalten die Verwerter durch die neue Richtlinie nun zusätzliche Mengen an Textilien, „die sie gar nicht wollen“, so Jesse, könnte sich das Ganze plötzlich deutlich weniger rechnen. Gerade bei stark verschmutzten Textilien wäre demnach immer noch der Restmüll die bessere Lösung, auch um die Recyclingabläufe nicht zu gefährden.

Im Kreis Rottweil bleibt man optimistisch

Optimistischer zeigt sich hingegen Andrea Schmider, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt Rottweil. „Ziel der EU-Richtlinie ist es, bei Textilien EU-weit einen deutlich höheren Wiederverwertungsgrad zu erreichen“, erklärt Schmider die neue Richtlinie.

Dabei richtet sich diese neue Richtlinie auf EU-Ebene weniger an die Verbraucher als vielmehr an die öffentlichen Entsorger, die nun in der Pflicht sind, für Textilien, die nicht als Kleidung wiederverwertet werden können, eine Recyclingmöglichkeit bereitzustellen. „Unser Eigenbetrieb Abfallwirtschaft wird dies zunächst im Wertstoffhof in Oberndorf-Bochingen umsetzen“, führt Schmider weiter aus, „und die weitere Entwicklung im Auge behalten.“

An bestehenden Systemen nicht viel ändern

Bei noch nutzbarer Altkleidung soll laut Schmider das bestehende System weiter greifen. „Bei der Wiederverwertung von Altkleidern haben wir bislang im Landkreis Rottweil ein gut funktionierendes System: Karitative Verbände und gewerbliche Altkleidersammler haben in den Kreisgemeinden Container aufgestellt, zu denen Kleidung gebracht werden kann.“

Darüber hinaus gebe es auch karitative Verbände, die für bestimmte Zwecke zusätzlich Kleidersammlungen veranstalten, etwa der Missionskreis in Oberndorf. „An diesem System wollen wir überhaupt nichts ändern“, führt Schmider weiter aus, „so dass die Altkleidung, wie schon bisher, über die bestehenden Container „entsorgt“ und dann wiederverwertet werden kann.“

Stark verschmutzte oder kaputte Kleidung, Stoffreste und ähnliches soll laut Schmider aber weiterhin nicht in den Altkleidercontainer. Stattdessen bemühe man sich darum, dass für derartigen Abfall auf dem Wertstoffhof Möglichkeiten bestehen, „wo diese Stoffe fachgerecht entsorgt werden können“.

Damit nicht doch zu viel Textilmüll im Restmüll landet, hofft Schmider auf die Kooperation der Bevölkerung: „Es muss ein Bewusstsein dafür entstehen, dass getrennt erfasste, saubere Wertstoffe recycelt werden können und damit die Umwelt und endliche Ressourcen weniger belastet werden. Das klappt schon in sehr vielen Bereichen, deshalb sind wir zuversichtlich, dass dies im Laufe der Zeit auch im Bereich des Textilienrecyclings funktionieren wird.“

Auch das DRK macht sich Sorgen und hofft auf bessere Lösungen

Deutliche Probleme mit der Durchführbarkeit der neuen Richtlinie sieht auch das DRK, das zahllose Altkleidercontainer betreibt. „Diese neue Richtlinie kommt zu bereits bestehenden Problemen dazu“, erklärt Udo Bangerter, Pressesprecher des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg.

Schon jetzt werde in die Altkleidercontainer stark verschmutzte oder kaputte Kleidung geworfen, von Abfall – der auch oft verbotenerweise in die Container entsorgt wird – ganz zu schweigen. Durch die neue Richtlinie würde das voraussichtlich nur schlimmer werden.

„Es ist so, dass das DRK nur einen Bruchteil der Kleidung in den Containern selbst weiterverkauft. Der Großteil wurde bislang an große Textilverwerter verkauft“, sagt Bangerter. Doch schon jetzt würden diese Textilverwerter nicht mehr viel Stoff ankaufen. Zum einen, weil immer mehr Kunstfaser in Kleidung verarbeitet wird, was Recycling erschwert. Zum anderen, weil große Händler, wie Temu aus China, Kleidung und Textilien derart billig verkaufen, dass es sich für lokale Textilverarbeiter nicht mehr lohnt.

Alternative Lösungen müssten her

Bangerter sieht die klassischen Altkleidercontainer nicht als die Lösung, stattdessen bräuchte es Alternativen und Verwertungskonzepte. „Das DRK kann das alleine nicht stemmen.“

Alternative Lösungen gibt es etwa in Österreich. Dort können stark verschmutzte Stoffe auch weiterhin im Restmüll entsorgt werden. In Deutschland herrscht hier fürs Erste keine Klarheit. Allerdings, so Schmider vom Landratsamt Rottweil, wird „das alles sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen“.

Und wenn doch Textilien im Restmüll entsorgt werden, kann das schlimmstenfalls dazu führen, dass die Tonne nicht abgeholt wird und ein Brief auf das Versäumnis aufmerksam macht. Genau wie es bei Plastik im Biomüll schon seit Jahren gehandhabt wird. Schlimmere „Strafen“ bestehen derzeit nicht.