Wer versucht, nachhaltiger zu leben, stößt an Weihnachten vielleicht an seine Grenzen. Hier ballen sich Themen wie Geschenkewahn oder Baumfrage. Die Expertin Alexandra Achenbach erklärt, was man anders machen könnte.
Die Weihnachtszeit nachhaltiger zu gestalten, ist eine Herausforderung, selbst für Menschen, die bereits im Alltag vieles umsetzen. Es ballt sich: Adventskalender, Nikolaus und dann schließlich das krönende Weihnachtsfest, von Silvester gar nicht erst zu sprechen. Alexandra Achenbach, 44, aus München gibt Tipps für ein nachhaltigeres Weihnachtsfest. Sie ist Biologin, bloggt über Nachhaltigkeitsthemen auf livelifegreen.de und hat das Buch „Zero Waste Weihnachten“ geschrieben.
Weihnachtsbaum
Jährlich werden in Deutschland knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Im Schnitt wachsen sie zehn Jahre auf Plantagen heran, oft werden sie mit Pestiziden gespritzt und über weite Strecken transportiert. „Um ihnen dann im Wohnzimmer beim Sterben zuzuschauen“, sagt Alexandra Achenbach. Aber für viele gehört der Nadelbaum, der harzig-weihnachtlich riecht, dazu.
Bio-Bäume, die möglichst aus der Gegend kommen, findet die Nachhaltigkeitsbloggerin dann die beste Wahl. Oder aber Mietbäume, die frei Haus geliefert werden. Bäume im Topf aus dem Baumarkt hingegen hätten keine Überlebenschance, ihre Wurzeln seien zu stark gekappt. Ihre Familie hat einen Holzbaum, den sie selbst vor Jahren gebaut haben, erzählt sie. „Meine Eltern mussten sich erst daran gewöhnen.“ Heute gehört er fest dazu.
Kerzen und Beleuchtung
Herkömmliche Kerzen, auch Teelichter, sind meist aus Erd- oder Palmöl hergestellt. Beides ist nicht nachhaltig, doch diese Produkte sind in der Regel günstiger. „Kerzen sind etwas wirklich Kostbares“, sagt Alexandra Achenbach. Und wer sich schon mal eine Stumpenkerze aus Bienenwachs gegönnt hat, weiß das. Bei der Massenware bleiben ihrer Meinung nach die Folgekosten unsichtbar. Ihr Lieblingstipp überhaupt: „Weniger ist mehr.“ Dann fällt der höhere Preis für die umweltfreundliche Kerze auch nicht so ins Gewicht. Am Christbaum ihrer Familie flackern übrigens keine Kerzen, sondern LED-Lichter. Was der Nachhaltigkeitsexpertin wichtig ist: mit austauschbaren Birnchen. Ob Wachskerzen oder LED-Lämpchen – „das ist letztlich Geschmackssache“.
Schmuck und Dekoration
Kugeln, Holzengel und Sterne dürften in fast jedem Haushalt vorhanden sein. Dennoch sind die Geschäfte in der Vorweihnachtszeit voller Schmuck und Dekoration fürs Fest. Dazu muss man wissen: Es gibt Schmücktrends. Das kostet Jahr um Jahr neue Ressourcen. Doch es gibt Alternativen für Menschen, die nicht immer denselben Schmuck sehen wollen. Man könne bei Freunden oder in der Familie fragen, „da gibt es meistens einen großen Fundus mit wunder-, wunderschönen Sachen mit Geschichte“, sagt Achenbach.
Geschenke
Einerseits werden im Schnitt in Deutschland mehr als 500 Euro pro Kopf für Weihnachtsgeschenke ausgegeben. Andererseits stöhnen vor allem Eltern über Geschenke-Berge. „Auch wenn der Wunschzettel ellenlang ist, er ist ja keine Bestell-Liste“, sagt die zweifache Mutter. Eine Möglichkeit: Zeit schenken oder einen Gutschein, jemandem Gitarre beizubringen oder ihm beim PC oder im Garten zu helfen. „Das lässt sich wunderbar dem Geldbeutel anpassen. Und es ist kostbarer als das Konsumgedöns.“
Wenn es doch etwas Materielles, beispielsweise für Kinder, sein soll, rät sie zu Geschenken aus zweiter Hand. Secondhand-Geschenke seien noch ein Tabu-Thema, sagt sie. Laut einer Studie von Vinted – in Deutschland vor allem mit den Secondhand-Plattformen Kleider- und Mamikreisel bekannt geworden – könnte sich das ändern. Demnach trauen sich immer mehr Leute, Dinge zu verschenken, die „preloved“ sind, also bereits von jemandem geliebt wurden.