Verkörpert Günther Jauch wirklich das Deutschland, das wir Deutschen uns wünschen?
"Wer verkörpert ein Deutschland, wie Sie es sich wünschen? Und wer ist eine moralische Instanz für Deutschland?" Das wollte der Spiegel von den Deutschen in zwei Sommerumfragen wissen und hat jetzt die Ergebnisse veröffentlicht. Demnach verkörpert Günther Jauch für 84 Prozent an erster Stelle das gewünschte Land, dicht gefolgt von Altbundeskanzler Helmut Schmidt (83 Prozent) und Bundestrainer Jogi Löw (82Prozent). Etwas abgeschlagen liegt Bastian Schweinsteiger mit 77 Prozent auf Platz vier. Die moralischen Instanzen sind wiederum Helmut Schmidt (74 Prozent), Horst Köhler (66 Prozent) und Ursula von der Leyen (60 Prozent).
Aber was ist das dann für ein Land, das wir uns wünschen? Ein Land, in dem Fußballer, Kettenraucher und Moderatoren mehr Ansehen genießen als die Regierung? In dem die Moral von einem ehemaligen Bundeskanzler hochgehalten werden muss, der in seiner Amtszeit gehasst und als arrogant verschrien war? Die Entscheidungen, für die er damals hart kritisiert wurde, werden ihm heute hoch angerechnet. Der Papst scheint für die Hälfte der Deutschen moralisch kein Vorbild mehr zu sein, dafür aber die Verkehrssünderin Margot Käßmann mehr als Altbundeskanzler Gerhard Schröder.
Ist es die Spaßgesellschaft, die aus uns herausbricht, wenn wir uns eher das Deutschland eines Hape Kerkeling oder eines Thomas Gottschalk wünschen als das eines Günther Grass oder einer Alice Schwarzer? Ich hoffe doch nicht! Denn wenn wir Deutschen das Vertrauen in unsere geistige und politische Führung verloren haben und resignieren, uns ganz der Vergnügungssucht hingeben, dann sehe ich schwarz für Chancengleichheit, Bildung und Solidarität!
