Unsere Autorin fragt sich: Können die Grünen die Hoffnungen der Wähler wirklich erfüllen?

In den Medien beherrscht ein Grüner die Schlagzeilen: Winfried Kretschmann. Er soll nach dem Landtagswahl-Erfolg der Grünen im Ländle die Hoffnungen der Wähler erfüllen. Allerdings dürfte sich das für den Chemielehrer als schwieriger erweisen, als sich das die meisten so vorstellen. Denn bei der Atompolitik kann Kretschmann nur indirekt über den Bundesrat mitreden, und Stuttgart 21 dürfte für seine Partei zu einer echten Zerreißprobe werden. Denn wenn die Grünen tatsächlich mit der SPD koalieren, haben sie einen Partner, der das umstrittene Projekt befürwortet.

Auch wenn der Baustopp einen gewissen Aufschub gewährt, bleibt die Frage drängend. Wahrscheinlich soll es dann doch der Bürgerentscheid richten. Wenn es zu einem solchen kommt, können die Baden-Württemberger allerdings nur darüber abstimmen, ob sich das Land mit den genehmigten Mitteln beteiligen soll. Das Projekt an sich kann nicht gekippt werden. Fraglich ist auch, ob die Gegner tatsächlich in der Mehrheit sind, wenn alle Baden-Württemberger gefragt werden.

Was den Grünen aber tatsächlich das Genick brechen könnte, sind die Bürgerinitiativen, die vor Ort neue Bahntrassen, Hochspannungsleitungen und Pumpspeicherwerke verhindern. Denn die wählen häufig Grün, was allerdings nicht so bleibt, wenn die grüne Regierung plötzlich Projekte gegen den Willen der Bürgerinitiativen durchsetzen muss. Da könnte sich das Leiden der FDP wiederholen, die erst in den Himmel beziehungsweise in die Regierungsverantwortung gelobt wurde und bei den Landtagswahlen in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht ist. Denn man darf nie vergessen: Der baden-württembergische Wutbürger kann ja bekanntlich alles, außer Hochdeutsch. Die Grünen können das hoffentlich auch.