Bei der Begegnung mit einem Bekannten bekommt diese Frau vermutlich zu hören: "So, bisch auch auf'm Markt?" Foto: Deckert

Was unsere Autorin über den Schwaben und seine platonischen Fragen herausgefunden hat.

Vor kurzem kam ich frisch erholt nach zwei Wochen zurück aus dem Urlaub ins Büro. Und was bekam ich vom ersten Kollegen zu hören, der mir über den Weg lief? Nein, kein "Wie war's denn so?" oder "Bist du braun geworden!", sondern die platte, schwäbische Frage: "So, bisch wieder da?" Kurz habe ich mir überlegt, den Kopf zu schütteln und mit einem "Nein, siehst du mich irgendwo?" zu antworten, dann aber besann ich mich eines Besseren, denn der Kollege ist leider kein Einzelfall.

Nein, der Schwabe stellt im Alltag gerne platonische Fragen! Ganz vorne auf der unsinnigen Beliebtheitsskala rangiert die Eröffnung eines Gesprächs nach einer spontanen Begegnung - "So, bisch au da?" -, gefolgt von einer spezifischeren Feststellung à la "Bisch au beim Einkaufen?" oder "Geh'sch au spaziera?". Sehr beliebt ist auch ein "So, kann'sch wach sein?", nachdem man einen am Sonntagmorgen um acht aus dem Bett geklingelt hat, oder aber "So, hasch au Hunger?", wenn man sich vor dem Fastfood-Restaurant seines Vertrauens begegnet.

Was mich bei der ganzen Fragerei am meisten beschäftigt: Die Leute sind an einer ehrlichen Antwort gar nicht interessiert - ja, wollen nicht mal eine hören, anders zum Beispiel als die Amerikaner nach ihrem "How are you?". Der Schwabe stellt einfach gerne fest und kennt die Antwort schon: Man ist da, ist wach oder ist beim Einkaufen - oder auf Schwäbisch "S'isch halt ällaweil ebbes"! Und doch liegt mir oft ein unerwarteter Konter auf der Zunge. Tja, die Gesichter würde ich zu gern sehen! Aber ich verkneife mir die schnippische Antwort, weil ich mir relativ sicher bin, dass der Schwabe selbst auf so ein "G'schwätz" eine Erwiderung parat hätte, nämlich: "So isch no au wieder."