Sehnsuchtsziel einer solventen Klientel, die oft unter Zeitmangel leidet: der Mount Everest Foto: dpa/Zhang Rufeng

Eine Expedition auf den Gipfel des Mount Everest dauert üblicherweise länger als einen Monat und kostet viel Geld. Ein Österreichisches Unternehmen bietet jetzt für doppelt so viel Geld eine einwöchige Tour an, bei der die Notwendigkeit der Akklimatisierung an die Höhe ausgetrickst werden soll.

Expeditionen auf den Gipfel des Mount Everest sind teuer. Also richtig teuer. Der Blick von Dach der Welt kostet das Zigfache von ein paar alpinen Tagen in Südtirol oder Österreich, wo die Berge auch sehr schön sind. Auf der Website des österreichischen Expeditionsanbieters Furtenbach Adventures kostet die als „Classic“-Variante annoncierte sechswöchige Reise 75 400 Euro.

 

Lukas Furtenbach, der findige Chef des Unternehmens, scheint allerdings schon vor geraumer Zeit ein Problem seiner solventen Klientel identifiziert zu haben: Wer so viel Geld übrig hat, verfügt oft nur über wenig Zeit, weil er ja meistens damit beschäftigt ist, Geld zu verdienen. Deshalb bietet seine in der Tiroler Marktgemeinde Rum ansässige Firma seit ein paar Jahren auf drei Wochen verkürzte „Flash“-Expeditionen an, vor deren Beginn man sich zu Hause in sogenannten Hypoxiezelten vorzuakklimatisieren hat. Anders als in Tiroler Bergen kosten bei dieser offiziell begriffsgeschützten „Flash“-Variante weniger Tage deutlich mehr Geld, nämlich 103 900 Euro.

Xenon statt Akklimatisierung

Was aber, wenn man sich selbst auch für die dreiwöchige Tour für zu beschäftigt hält, aber trotzdem ganz nach oben will, so wie offenbar vier Briten? Wie die „Financial Times“ zuerst berichtet hat, bietet Furtenbach derart kurz angebundenen aber dennoch hoch hinauf strebenden Zeitgenossen bereits Anfang Mai eine Art einwöchigen Express-Trip auf den Gipfel des Mount Everest und zurück nach London an – Kostenpunkt 150 000 Euro. Das Edelgas Xenon, seit den Fünfzigerjahren als Narkosemittel bekannt und seit 2014 auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur, soll den gestressten britischen Bergfans eine Art Blitz-Akklimatisierung bescheren, die sie in die Lage versetzt, gerade mal zwei Stunden nach der Ankunft ihres Helikopters im Everest Base Camp mit der Hilfe von einem halben Dutzend Sherpas Richtung Gipfel zu marschieren.

Am Mount Everest ist während der Saison viel los. Foto: dpa/Narendra Shahi Thakuri

Starten soll die Reise so: Nach dem Wetter-OK von Lukas Furtenbach boarden die vier Briten in London den nächsten Flieger in die nepalesische Hauptstadt Kathmandu, wo sie ein Taxi zwecks 30-minütiger Xenon-Einatmung in eine Klinik bringt. Gespickt mit roten Blutkörperchen geht es dann in den Hubschrauber. „Ich bin sehr gespannt, ob wir unser Zuhause an einem Montagmorgen verlassen können, am Donnerstagabend auf dem Gipfel des Everest sein werden und es bis zum Sonntagsessen wieder nach Hause schaffen“, so zitiert die „Financial Times“ Garth Miller, einen Piloten, der die kleine Reisegruppe anführt, zu der auch zwei Unternehmer und ein Labour-Politiker gehören.

Die Expedition, die 1953 zur Erstbesteigung des Mount Everest durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay führte, dauerte übrigens vier Monate. Und auch Reinhold Messner, der 1978 als erster Mensch ohne Sauerstoffflasche auf dem Gipfel stand, war eine ganze Weile dorthin unterwegs. Bereits vor zehn Jahren äußerte er sich unserer Zeitung gegenüber überaus kritisch zu jedweder Form von Gipfeltourismus mit Hilfsmitteln: „Die Leute geben viel Geld aus und glauben, sie haben den Everest bestiegen. In Wirklichkeit haben sie den Everest nicht verstanden und nicht bestiegen und stattdessen viele Leute in den Tod laufen lassen.“