Stadtarchivar Michael Hensle wirft einen historischen Blick auf die Probleme der Stadt, die den steigenden Bedarf für das wichtige Nass nicht immer problemlos bewältigen konnte.
Gegen die „Wasserklemme“ – ein alter Brunnen und das neue Hallenbad Man dreht den Hahn auf, und es kommt Wasser – zumindest kaltes. Was heute so selbstverständlich klingt, war nicht immer so. Erst 1897/1898 wurden die zwölf Kreuzberg-Quellen, Hauptwasserlieferanten für Hausach, mit einer städtischen Wasserleitung zum Brunnen am Schulhaus verbunden. Dort, beim heutigen Rathaus, befand sich eine der Haupt-Entnahmestellen, Zweigleitungen führten zu anderen Brunnen.
Der Ausbau des Wasserleitungsnetzes sowie insbesondere die Hausanschlüsse in den 1920er- und 1930er-Jahren sorgten für eine generelle Wasserversorgung der Haushalte in Hausach. Neubaugebiete in den 1960er- und 1970er-Jahren erzeugten weiteren Wasserbedarf und stellten die Stadt vor neue Herausforderungen. Eines dieser Neubaugebiete war das „Hegerfeld“, das mit seinen Bauten das städtische Gepräge von Hausach verstärkte.
Die moderne Wasserversorgung begann Ende des 19. Jahrhunderts
Das „Hegerfeld“ erforderte nicht nur ein entsprechendes Leitungsnetz, sondern die Erschließung von zusätzlichem Grundwasser durch Bau neuer Tiefbrunnen. Diese Grundwasserentnahmen sollten in den Kinzigtalauen erfolgen.
Diese Vorhaben war nicht ganz unproblematischen „wegen der ungünstigen Bodenbeschaffenheit“, wie schon das Geologische Landesamt in einem Gutachten von 1964 feststellte: „grober Kies mit großer Filtergeschwindigkeit und mangelhafter Deckschicht“.
Entsprechend mussten Schutzzonen um die Brunnen eingerichtet werden. Trotz der zusätzlichen Wassergewinnung kam es besonders in den Sommermonaten immer wieder zu „Wasserklemmen“, also Wasserknappheit.
Nicht nur Neubaugebiete wie das „Hegerfeld“, sondern auch Infrastruktureinrichtungen wie das neue Freibad bedeuteten erhöhten Wasserbedarf. Wie mit dieser Herausforderung umgegangen wurde, zeigt sich an dem 1974 neben dem Freibad eröffneten Hallenbad. Das Hallenbad benötigte nicht nur das eigentliche Beckenwasser, sondern darüber hinaus Wasser zu dessen Beheizung und zur Speisung der Duschen.
Zur Deckung des Wasserbedarfs erinnerte man sich an einen 1929 erbauten Brunnen. Dieser alte Tiefbrunnen von 1929, östlich der Schanze und somit nahe zum Hallenbad gelegen, diente bis 1973 der Trinkwasserversorgung.
Der Brunnen hatte eine Tiefe von acht Metern, einen Innendurchmesser von 1,20 Meter und war aufgrund des Baus neuer Brunnen aufgegeben worden. Jetzt wurde beabsichtigt, zwecks Wasserentnahme denn Brunnen mittels Leitung mit dem Hallenbad zu verbinden. Die Umsetzung der Absicht bedurfte jedoch eines wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens.
Der Antrag erging 1976 mit dem Zusatz: „Die Befüllung und Speisung der Schwimmbecken erfolgt über das städt. Trinkwasser-Leitungsnetz“. Dem Gesuch an das Landratsamt war außerdem der Befund einer bakteriologischen Wasseruntersuchung beigelegt.
Noch im selben Jahr erging die „wasserrechtliche Erlaubnis zur Entnahme von Brauchwasser für das Hallenschwimmbad“ durch das Amt für Umweltschutz im Landratsamt Offenburg. Die Erlaubnis galt ausdrücklich „für die Beheizung des Beckenwassers im Hallenschwimmbad und zur Speisung der Duschen“. Eine weitere Bedingung: „Jegliche Verbindung von Betriebswasserleitungen mit Trinkwasserleitungen ist untersagt.“
Sodann: „Das in den Einbach abzuleitende Wärmewasser darf nicht verunreinigt werden.“ Mit diesen Bedingungen konnte die Stadt gut leben, und mit der cleveren Idee, einen alten stillgelegten Brunnen für das neue Hallenbad zu nutzen, konnte ein Teil des städtischen Wasserbedarfs gedeckt werden. An dem grundsätzlichen Problem der „Wasserklemme“ änderte das wenig, aber das ist eine andere Geschichte.
Die Wasserversorgung in Hausach früher
I
n Hausach existierten schon seit jeher Brunnen und kleinere Wasserleitungen – außerdem schöpften die Bewohner ihr Wasser teilweise direkt aus der Kinzig, dem Mühlbach oder dem Gewerbekanal – was wohl laut Stadtarchivar Michael Hensle nicht immer besonders appetitlich war.