Ein in echter Rittersmann mit einem seltsamen Namen. Wie Heinrich von Killer im 14. Jahrhundert zu seinem ungewöhnlichen Beinamen kam.
Ein Ritter, der in päpstlichen Urkunden höchst offiziell „Affenschmalz“ genannt wird? Ja, das gab es – und sogar ein ganzes Geschlecht stammte von Heinrich von Killer ab. Doch was bedeutet dieser Beiname, und woher kommt er?
Heinrich von Killer zu Ringelstein war seines Zeichens ein sogenannter schwäbischer Condottiere – ein Söldner, der in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Italien für verschiedene Fraktionen kämpfte. Aufgrund der geografischen Nähe, aber auch, weil der niedere Adel in dieser Region häufig nicht in landsässigen Lehensverpflichtungen stand, stammte eine große Zahl dieser Söldner aus Schwaben.
Seit dem Jahr 1375 lässt sich der Übername „Affenschmalz“ für die Herren von Killer nachweisen. Laut dem Schwäbischen Wörterbuch, das auf den Germanisten und Dialektforscher Hermann Fischer zurückgeht, handelt es sich um einen Spitznamen, der für falsche und schmeichlerische Reden steht.
Zwischen Schönrederei und Pomade
Über hundert Jahre später – genauer gesagt um 1494 – beschreibt der Straßburger Professor Sebastian Brant in seiner Moralsatire „Das Narrenschiff“ den Begriff als neumodische Mode: „Einst galt es als ehrenvoll, einen Bart zu tragen. Jetzt haben die weibischen Männer – schmieren sich mit Affenschmalz.“
Wahrscheinlich ist anzunehmen, dass es sich um eine Art Salbe oder Pomade handelte. Beide Erklärungen deuten also auf eine herabwürdigende Bedeutung hin: zum einen für eine eitle, übertrieben modisch gekleidete Person, zum anderen im Sinne der „Schönrederei“ – also als Bezeichnung für einen Speichellecker oder Höfling.
Ringinger Pfarrer hat andere Theorie
Der Ringinger Pfarrer, erzbischöfliche Archivar und Heimatforscher Johann Adam Kraus äußerte in seinem 1954 verfassten Aufsatz im 14. Band der Hohenzollerischen Jahreshefte eine andere Vermutung. Beide bisherigen Deutungen seien, so Kraus, nicht zu beweisen – und es erscheine schwer nachvollziehbar, dass eine über hundert Jahre später auftretende Modeerscheinung Namensgeber gewesen sein soll.
Gegen einen Spottnamen spricht außerdem, dass ein päpstliches Schreiben direkt an den „edlen Herrn Affesmalz, Bannerherr des deutschen Ritterheeres in der Lombardei, der für die römische Kirche streitet“ gerichtet ist. Auch der Ritter selbst führte sich fortan in Urkunden als „Ich, Heinrich von Killer, genannt Affenschmalz“ auf.
Schwäbisches Gemüt zeigt sich auch auf Italienisch
Deshalb, so Kraus, habe die Vermutung einer Verballhornung aus dem Italienischen einiges für sich. Er interpretiert affé als ein altes italienisches Wort für „wahrlich“ und smalto als „Schmelz“ oder „Kitt“. Möglicherweise habe der Ritter diesen Beinamen aufgrund unvollkommener Sprachkenntnisse erhalten. Kraus stellt die These auf, dass es sich dabei um eine radebrechende Version von „affé smalto“ gehandelt haben könnte – frei schwäbisch übersetzt etwa: „Jo, so ein Dreck.“
Bereits ab 1404 begann Heinrich mit dem Ausverkauf seiner Herrschaft, wie Urkunden aus dieser Zeit belegen. Er beendete sein Leben als württembergischer Vogt der Stadt Ebingen. In der dortigen Martinskirche findet sich bis heute sein eindrucksvolles Epitaph.