Blick in den Redaktionsalltag am Manteldesk in Oberndorf. Foto: Rainer Langenbacher 48GradNordPh

Am Manteldesk in der Zentrale in Oberndorf laufen die Nachrichten und Meldungen aus der ganzen Welt ein. Hier ist Flexibilität gefragt: Nur selten sieht eine Zeitungsseite am Abend so aus, wie sie am Vormittag geplant wird. Tagtäglich wird ein Spagat zwischen seriöser Information und Unterhaltung bewältigt.

Während unsere vielen Redakteurinnen und Redakteure in den Lokalteams tagtäglich direkt vor der Haustür unserer Leserinnen und Leser unterwegs sind und darüber berichten, was in deren direktem Lebensumfeld interessiert, laufen in der Mantelredaktion in Oberndorf die wichtigsten Themen aus der ganzen Welt auf. Damit diese – kombiniert mit den wichtigsten Informationen und den interessantesten Geschichten aus dem Südwesten – tagtäglich ins Blatt kommen, ist nicht nur entsprechendes Gespür notwendig, sondern auch zahlreiche Absprachen.

 

Aktuelle Ereignisse werfen die beste Planung um

Der Tag in der Mantelredaktion fängt deshalb stets damit an, dass sich die Redakteure einen Überblick über die Nachrichtenlage am Morgen machen und daraus bereits ein Themengerüst für die aktuelle Ausgabe aufbauen. Im nächsten Schritt folgt dann die Absprache mit der Partnerredaktion in Stuttgart, in der unter anderem ausführlich diskutiert und besprochen wird, welche Themen wer kommentiert und wie diese aufbereitet werden. Mit diesen Erkenntnissen geht es dann in die eigentliche Redaktionskonferenz, in der der Fahrplan für jede einzelne Seite, für jedes Ressort – von Politik, Baden-Württemberg, Wirtschaft, Aus aller Welt bis Kultur – grob festgelegt wird. Grob deshalb, da aktuelle Ereignisse die ganze Planung jederzeit über den Haufen werfen können – und das übrigens auch regelmäßig tun.

Was ist wichtiger, Optik oder Nachrichtenwert?

Viel Raum nimmt in der Konferenz aber zum Beispiel auch die Frage ein, mit welchem tragenden Bildmotiv die Titelseite „eröffnet“ werden soll. Hebt man die Optik in den Vordergrund oder die aktuelle Nachricht? „Überlebt“ das Motiv bis zum nächsten Morgen oder ist es dann schon längst überholt? Das sind alles Fragen, die sich das Mantel-Team tagtäglich an sechs Tagen in der Woche stellt.

Die Seiten ändern regelmäßig ihr „Gesicht“

Apropos „überleben“: Das gilt selbstverständlich nicht nur für das Titelbild, sondern für alle Texte und Bilder, die schlussendlich ausgesucht werden. Nicht zuletzt deshalb ist es an der Tagesordnung, dass die Zeitungsseiten im Lauf des Redaktionstages mehrere Male nicht nur ihr Gesicht ändern, sondern auch der Inhalt immer wieder ausgetauscht wird.

Dies geschieht einerseits im Lauf des Tages, an dem im Minutentakt neue Nachrichten und Aktualisierungen einlaufen. Wo früher in der zentralen Nachrichtenaufnahme noch die Ticker rund um die Uhr liefen, wird der Nachrichteneingang den zuständigen Redakteuren direkt auf den Bildschirmen angezeigt. Zugegeben, das hat nichts mehr mit der Romantik von früher zu tun, ist aber natürlich deutlich effizienter und erleichtert vor allem auch derjenigen Person, die Spätdienst hat, die Arbeit. Der Spätdienst in der Mantelredaktion aktualisiert die Seiten abends, wenn der Rest der Mannschaft nach der Schlussabnahme der Andruckversionen bereits im Feierabend ist. Je nachdem, um welche Ausgabe es sich handelt, schlagen diese Änderungen noch in der Printausgabe auf. Die definitiv aktuellste Ausgabe ist aber das E-Paper – egal welche Ausgabe, egal welcher Wohnort –, da im E-Paper auch die allerletzte Aktualisierung noch abgebildet werden kann.

Wochenend-Journal als besondere Herausforderung

In der Mantelredaktion beschäftigt sich das Team aber längst nicht nur mit knallharten Nachrichten, Daten und Fakten. Hier wird auch Woche für Woche das Wochenend-Journal geplant und produziert. Dabei gilt es, den Fokus auf spannende Lesegeschichten, Reportagen oder Interviews zu richten. Nicht zu vergessen das Rätselangebot. Eben alles, was es für ein gemütliches Wochenende braucht – dazu gehört auch die magazinartige Aufmachung des Journals, das sich somit vom Inhalt her, aber auch von der Gestaltung vom Rest der Zeitung abhebt.

Digitale Sonntagszeitung als zusätzliches Produkt

Apropos Wochenende: Wer bereits Bezieher des E-Papers ist, weiß das Angebot unserer Sonntagszeitung zu schätzen. Diese gibt es exklusiv für unsere E-Paper-Abonnenten und präsentiert neben spannenden Reportagen wöchentlich das Beste aus dem Digitalangebot des Schwarzwälder Boten und vor allem jede Menge aktuellen Sport. Auch die regionalen Seiten in der Sonntagszeitung werden in der Mantelredaktion geplant und schlussendlich produziert. Ein nicht unerheblicher Teil der täglichen Arbeit am Manteldesk in der Zentrale in Oberndorf ist zudem die Verwaltung und Aufbereitung der Leserbriefe, die uns zu überregionalen Themen erreichen.

Prominente Gäste als Gesprächspartner

Das alles ist aber noch längst nicht alles, was es aus der Mantelredaktion zu berichten gibt: Als kompetente Gesprächspartner und seriöse Multiplikatoren empfangen die Redakteure in Oberndorf regelmäßig wichtige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Sport.

Im Gästebuch haben sich neben den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Günther H. Oettinger oder Erwin Teufel, auch zahlreiche Landes- und Bundespolitiker verewigt, auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Box-Legende Max Schmeling war einst zu Besuch im Verlagshaus in Oberndorf. In Zeiten moderner Kommunikationswege wurden die persönlichen Besuche zuletzt zwar weniger, die Kontakte selbst aber nahmen und nehmen durch die Möglichkeit von Videotelefonie zu. In der Regel entstehen daraus spannende Interviews zu ernsten Themen oder aber erfrischend unterhaltsame Interviews mit Stars und Sternchen.

Das Team legt sich Tag für Tag mächtig ins Zeug

Das alles ergibt schlussendlich die Mischung, die eine Tageszeitung ausmacht: Ein täglich frisch zusammengestellter Strauß aus Informationen, Hintergründen und jeder Menge Unterhaltung, für den es sich lohnt, im Team jeden Tag aufs Neue ins Zeug zu legen. Und auch da gibt es keinen Unterschied zu den Redakteurinnen und Redakteuren in unseren Lokalredaktionen. Das Ziel von allen ist es, Sie, liebe Leserinnen und Leser, Tag für Tag so gut wie möglich zu informieren, aber auch zu unterhalten.

Im Jahr 2015 war Hermann Hesse zu Besuch

Redaktionsbesuche haben über viele Jahrzehnte hinweg Tradition beim Schwarzwälder Boten. Hermann Hesse schaut am 16. November 1915 „als Gast zwischen zwei Zügen“ in Oberndorf vorbei, wie der Nobelpreisträger im Gästebuch der Zeitung festhält. Der schwäbische Dichter August Lämmle ist da, Max Schmeling, Louis Ferdinand Prinz von Preußen, Kurt-Georg Kiesinger, Grete Schickedanz, Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Joschka Fischer, Klaus Kinkel, Erwin Teufel und Winfried Kretschmann. Die Redaktion spricht auch mit Willy Brandt, Edmund Stoiber, Ute Vogt, Volker Kauder und vielen, vielen anderen. Der katholische Bischof Gebhard Fürst hinterlässt dem Gästebuch des Boten einen denkwürdigen Satz: „Auch der Dialog, frei geführt, ist ein anderes Wort für Frieden“.