Eine Fülle von vielseitigen Erlebnissen und Aktivitäten prägten die Zeit seither, welche wir unseren Lesern vorstellen.
Die Kolpingsfamilie Sulgen feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Die Feier steht am Sonntag, 21. September mit einem Festgottesdienst mit der Mainzer Messe und anschließender Jubiläumsfeier. Das bunte Leben mit dem auf und ab der sehr bewegten 100 Jahre, wie der Verfolgung-, der Kriegs- und Nachkriegszeit und anschließendem Aufwärtstrend hat Hubert Haas in einem Bericht zusammengestellt. Dieser wird hier mit vier Fortsetzungsberichten veröffentlicht.
Was ist eine Kolpingsfamilie?
„Kolpingsfamilie“ nennen sich die selbständigen circa 2200 örtlichen Vereine, die sich in ihren Zielsetzungen und Aktivitäten den Idealen vom Kopingswerk Deutschland angeschlossen haben. Dieses 1850 von Adolf Kolping gegründete Werk ist ein generationenübergreifender Sozialverband mit circa 200 000 Mitgliedern, von denen sich weit über 25 000 ehrenamtlich engagieren. Es ist ein Teil vom „Internationalen Kolpingwerk“, wo in über 60 Ländern ca. 400 000 Mitglieder tätig sind. Das Werk mit ursprünglich nur männlichen Mitgliedern wurde seit 1960 mit Mädchen und Frauen erfolgreich ergänzt. Ziel ist durch Bildung und Gemeinschaft die Mitglieder anzuregen und zu befähigen, als mündige Christen ihr Leben zu gestalten. Sie sollen verantwortungsvoll in Familie, Beruf und Gesellschaft für mehr gerechte Menschlichkeit und Solidarität sorgen und soziale Projekte unterstützen.
So waren die Verhältnisse in Sulgen vor 100 Jahren
Sulgen war 1925 ein Bauerndorf mit rund 1500 Einwohnern, in dem Kuh- Ochsen- und einige Pferdefuhrwerke das tägliche Straßenbild prägten. Dass die politische Gemeinde seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hoch verschuldet war, hatte als wesentliche Ursache die Struktur der fast nur kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe ohne gute Möglichkeiten für Zuverdienste.
Lebendig war trotz der Not das Vereinsleben, meist gemeinsam mit der überwiegend evangelischen Gemeinde Sulgau, die etwa halb so groß mit Sulgen geografisch wie ein Flickenteppich verflochten war. Es gab einen Musikverein, zwei Gesangsvereine, den Kirchenchor, die Feuerwehr und den Bauernverband; sportlich zwei Radfahrervereine sowie die Turn-, Athleten- und Schützenvereine.
Gründung eines Jungmännerbundes Sulgen-Sulgau
Am 6. Juli 1925 trafen sich im Schwesternhaus an der Hardtstraße etwa 35 Jungmänner unter Vorsitz von Pfarrer Paul Schmid (1888 bis 1941) zur Gründung eines katholischen Jungmännerbundes Sulgen-Sulgau. Es wurden gemeinsame Treffen mit Wanderungen und eine monatliche Versammlung mit Vortrag des Pfarrers mit religiösem und allgemeinem Inhalt für das Rüstzeug des späteren Lebens vereinbart.
Pfarrer Schmid machte am Sonntagnachmittag mit den Jungmännern kleine Wanderungen mit anschließender Einkehr mit Kartenspiel. Sehr bald wurde eine Spielabteilung mit 6 Pfeifen und drei Trommeln gegründet, die bei der monatlichen Gemeinschaftskommunion vom Schwesternhaus spielend mit den Vereinsmitgliedern zur Kirche zog. Die jährlichen Tagesausflüge wurden noch mit Lastwagen durchgeführt, wo bei schlechtem Wetter die Planen geschlossen bleiben mussten. 1927 wurde der Verein durch den internationalen Gesellentag in Wien auf das Kolpingwerk aufmerksam, war von den Idealen begeistert und schloss sich diesem an.